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1780 - Blick in die Hölle

1780 - Blick in die Hölle

Titel: 1780 - Blick in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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sein.
    Und doch hatte es Harold schwer mitgenommen. Er brauchte Hilfe und es kam ihm auch nicht in den Sinn, aufzustehen. Erst Johnny konnte ihn hochziehen.
    Die Hexe griff nicht ein. Sie stand etwas abseits und beobachtete nur. Es war Zufall, dass in der Nähe eine Bank stand. Dorthin zog Johnny seinen Kumpel, der froh war, sich setzen zu können, und dabei wohlig aufstöhnte.
    »Okay, wir sind jetzt allein. Du bist nicht mehr in dem Hexenhaus. Aber mich interessiert, was da passiert ist. Wer oder was hat dir etwas getan?«
    Harold gab noch keine Antwort. Er stöhnte nur leise vor sich hin, und Johnny gab ihm die Zeit, sich wieder zu fangen. Das schaffte er letztendlich auch.
    »Es war schlimm, Johnny.«
    »Wieso?«
    »Der Blick in die Hölle.«
    »Okay. Und was war da so schlimm? Welche Show ist da gelaufen?«
    Harold holte erneut tief Luft. »Show«, flüsterte er, »nein, das ist keine Show gewesen. Das war echt.«
    »Wie echt?«
    »Ja, was ich gesehen habe, das habe ich gesehen. Das war der Blick in die Hölle.«
    »Und was hast du gesehen?«
    »Ja, was habe ich gesehen? Kein Feuer, denn damit hatte ich ja gerechnet. Ich habe eine Landschaft gesehen, eine düstere Landschaft. Richtig unheimlich.«
    »Und weiter?«
    Butler musste erst noch nachdenken. »Ja, es ist nicht leicht, dir das zu erklären...«
    »War die Landschaft leer?«
    Harold Butler überlegte einige Augenblicke. Dabei strich er durch sein Gesicht. »Die Landschaft war nicht leer. Das heißt, zu Beginn war sie leer. Dann aber ist jemand gekommen.«
    »Und wer? Etwa der Teufel?«
    »Ich weiß nicht, ob es der Teufel gewesen ist. Jedenfalls eine düstere Gestalt. Hörner habe ich nicht gesehen und auch keinen Klumpfuß. So jedenfalls wird der Teufel ja immer beschrieben. Ich sah auch kein Höllenfeuer.«
    »Was dann?«
    »Schwärze. Ja, Dunkelheit. Aber es gab auch eine Lichtquelle. Die stand am Himmel. Es war ein großer, bleicher und runder Mond. Ja, der perfekte Vollmond streute sein Licht nach unten auf die Erde. Sie war felsig, ohne Leben, aber das gab es trotzdem.«
    »Und wie sah es aus?«
    »Ha, es war ein Mensch, Johnny, ob du es glaubst oder nicht. Ein Mensch...«
    »Aha, und der wurde dir dann als Teufel verkauft, nehme ich an.«
    »Nein, ganz und gar nicht. Er wurde mir nicht als Teufel verkauft. Als gar nichts. Ich habe selbst hingeschaut, was mir sehr wichtig gewesen ist. Viel konnte ich nicht erkennen, denn er trug eine Kutte und eine Kapuze über den Kopf gestülpt.«
    »Dann hast du sein Gesicht nicht gesehen?«
    »So ist es.« Harold Butler räusperte sich. »Aber die Gestalt war bewaffnet, sie trug eine Sense, und die ist doch das Sinnbild für den Tod, oder nicht?«
    »So sagt man.«
    »Dann habe ich den Tod gesehen und nicht den Teufel. Ja, genauso muss es gewesen sein.«
    Johnny überlegte. Es war für ihn seltsam. Eigentlich hätte er über die Aussagen geschmunzelt oder auch gelacht, in diesem Fall aber sah alles anders aus. Er konnte seinen Kumpel verstehen, dass dieser so fertig war. Er musste etwas ganz Besonderes gesehen haben. Es war der Blick in die Hölle, aber wen genau hatte er da gesehen? Das war die große Frage. Johnny fiel nicht ein, sich an die Besitzerin zu wenden. Er wollte von Harold Butler auch den Rest wissen und erkundigte sich, ob er noch etwas Außergewöhnliches gesehen hätte.
    »Alles, Johnny.«
    »Das ist mir zu wenig. Was hat dich so aus der Bahn geworfen und fertiggemacht?«
    Er überlegte und stöhnte leise. Dann räusperte er sich, um die Kehle frei zu bekommen.
    »Es war die Gestalt...«
    »Dieser Tod?«
    »Ja.«
    »Was war denn so schlimm an ihm?«
    »Er hat mich angesehen.«
    »Aha. Und weiter?«
    »Jetzt weiß ich, dass ich des Todes bin. Er sah mich an, und das war für mich wie ein Todesurteil.«
    Auch jetzt wusste Johnny nicht, wie er reagieren sollte. Er schaute ins Leere, er ließ sich das Gehörte noch mal durch den Kopf gehen und kam zu keinem Ergebnis, das ihn befriedigt hätte. Aber so wollte er es auch nicht auf sich beruhen lassen. Es musste einen Weg geben, um die Wahrheit zu erfahren.
    Es gab ihn auch.
    Er selbst musste in das Hexenhaus und sich den Dingen jenseits der Tür stellen.
    Johnny klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. »Okay, ich werde mir mal anschauen, was dich so fertiggemacht hat. Dann sehen wir weiter. Warte hier.«
    »Die Augen! Nur die Augen, die sind es gewesen. Achte auf die Augen, denn sie sind gefährlich.«
    »Alles klar, mein Freund, das werde ich.«
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