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Nimue Alban 10 - Der Verrat

Nimue Alban 10 - Der Verrat

Titel: Nimue Alban 10 - Der Verrat
Autoren: David Weber
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.1.

Hospiz der Heiligen Bedard
und der Tempel, Stadt Zion,
die Tempel-Lande
     
    »Langhorne segne Euch, Euer Exzellenz! Langhorne segne Euch! «
    »Danke, Pater «, erwiderte Rhobair Duchairn. »Auch wenn ich Ihr Lob gern höre, haben Sie in all das mehr harte Arbeit gesteckt als ich. Und das «, das Lächeln des Vikars war ein wenig bitter, »auch noch viel länger als ich. «
    Er legte Pater Zytan Kwill eine Hand auf die gebrechliche Schulter. Der Oberpriester des Bedard-Ordens war schon hoch in den Achtzigern und wurde Jahr um Jahr gebrechl i cher. Dennoch brannte in ihm eine Leidenschaft, um die ihn Duchairn beneidete.
    »Das mag wohl sein, Euer Exzellenz «, erwiderte Kwill, »aber in diesem Winter …« Er schüttelte den Kopf. »Ist Euch bewusst, dass wir in diesem Winter nur dreißig Tote zu beklagen hatten – ganz egal, woran sie nun eigentlich g e storben sind? Nur dreißig! «
    »Ich weiß. « Duchairn nickte. Dabei wusste er genau, dass insgesamt deutlich mehr als dreißig Einwohner von Zion den vergangenen Winter nicht überstanden hatten. Und doch ha t te Kwill nicht ganz unrecht. Es lag in der Verantwortung des Bedard- und des Pasquale-Ordens, für die Armen und Bedürftigen zu sorgen. Gewiss, eigentlich war dies eine Aufg a be von Mutter Kirche an sich. Doch schon seit Jahrhunderten kümmerten sich vor allem die Bedardisten und die Pasqual a ten darum. Gemeinsam sorgten sie für Suppenküchen und Notunterkünfte. Aus den Reihen der Pasqualaten kamen darüber hinaus die Heiler. Deren Aufgabe war es, auch den schwächsten Kindern Gottes genug medizinische Verso r gung zukommen zu lassen, um die eisige Kälte in Zion zu überstehen.
    Nur hatten Bedardisten und Pasqualaten genau das über einen langen Zeitraum hinweg eben nicht getan.
    Duchairn blickte aus dem Fenster von Kwills auffallend bescheiden eingerichtetem Arbeitszimmer. Das Hospiz der Heiligen Bedard befand sich in einem von Zions älteren Gebäuden. Vom Arbeitszimmer des Paters aus hatte man einen herrlichen Blick über die blauen Wellen des Pei-Sees. Doch das Zimmer selbst war so karg und spärlich eingerichtet wie die Zellen der Asketen in den Klöstern, deren Brüder und Schwestern sich vor allem in Meditation übten. Zweifellos ließ die Einrichtung des Zimmers Rückschlüsse auf Pater Zytans Persönlichkeit zu. Aber es war auch Zeichen dafür, dass der Pater in den letzten siebenundvierzig Jahren mit jeder Mark, die er in die Finger bekommen hatte, die Bedür f tigkeit seiner Schäfchen zu lindern gesucht hatte. Niemals wäre ein Mann wie er auf die Idee gekommen, auch nur e i nen winzigen Teil dieses Geldes für sich selbst zu verwe n den.
    Und in all der Zeit hat Mutter Kirche ihm nie in dem M a ße geholfen, wie es bitter nötig gewesen wäre , dachte der Schatzmeister bitter. Nicht ein einziges Mal! Nicht ein einz i ges Mal haben wir ihn und all die anderen in dem Maße f i nanziell unterstützt, wie es unsere Pflicht gewesen wäre!
    Der Vikar trat an das Fenster und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er betrachtete das Meer aus Blüten und Grün, das über die Hügel zwischen Zion und dem See wogte. Eine kühle Brise wehte durch das Fenster herein, strich Duchairn sanft über die Wangen. Die warmen Sonnenstrahlen ließen auf den funkelnden Wellen des Sees die Segel von kleinen Booten aufblitzen, von Leichtern und von größeren Handelsschiffen. Weiter vom Ufer entfernt erkannte Duchairn Fischerboote, und über den Himmel zogen wu n derschöne Wolkenberge hinweg. An einem solchen Tag konnte selbst der Schatzmeister, der die letzten dreißig Jahre seines Lebens in Zion verbracht hatte, die harten, rauen Wi n ter hier im Norden von Haven vergessen. Er konnte verge s sen, wie sich dann über den See eine blaugraue Eisfläche legte, dick genug, um Eissegler von der Größe einer Galeone zu tragen. Duchairn konnte vergessen, dass die Schneeve r wehungen in den Straßen der Stadt übermannshoch werden konnten, manche in den Außenbezirken der Stadt zwei oder sogar drei Stockwerke hoch.
    Und für uns, die wir den Winter im Tempel verbringen, ist es leicht, all diese Unannehmlichkeiten zu vergessen , g e stand er sich selbst ein. Wir brauchen uns darum ja nicht zu scheren, nicht wahr? Wir haben unsere eigene kleine Enkl a ve, von Gott selbst gesegnet. Aus dieser Enklave wagen wir uns nicht heraus … außer vielleicht an den milderen Tagen ohne heulende Schneestürme, die uns um unsere ach so he i ligen Ohren pfeifen.
    Duchairn
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