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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro
Autoren: Eschbach Andreas
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inklusive sämtlicher unterirdischer Installationen, Rohrleitungen, Telefonkabel und so weiter. Jeder Baum und jeder Strauch und jeder Kieselstein am Strand.«
    »Die Küstenverläufe wären identisch, das umgebende Meer würde bis zu einer von Ihnen festzulegenden Grenze nachgebildet«, sagte das Spinnenwesen. »Wobei wir das Wasser selbstredend nicht der Erde entnähmen, sondern einem der Jupitermonde.«
    »Der sinnigerweise ebenfalls Europa heißt«, ergänzte der Schleim und gluckste belustigt.
    Die Parlamentsvertreter sahen einander an, eine eindrucksvolle Vielfalt an Gesichtsausdrücken demonstrierend, die allesamt von schierer Fassungslosigkeit herrührten.
    »Europa nachbauen?«, wiederholte der Kommissionspräsident noch einmal. »Ja, ist denn das überhaupt möglich?«
    »Absolut«, versicherte der mit den Tentakelaugen. »Wie gesagt, es ist unser Geschäft. Unsere Firma hat jahrtausendelange Erfahrung in derlei Dingen.«
    »Gut, schön, das mag sein. Aber das wäre doch keine Lösung. Ich meine, auf dem Mond … Wir wären abgeschnitten vom Rest der Welt. Dem Rest der Menschheit, meine ich. Europa lebt vom Export, muss vieles importieren, braucht den Austausch mit anderen Nationen –«
    Die Tentakelaugen vollführten eine geschmeidige, faszinierend anzusehende Bewegung. »Das haben wir selbstverständlich bedacht. Und es ist kein Problem. Ein kostenloser, zeitlich und vom Umfang her unbegrenzter Shuttletransport vom Mond zur Erde und zurück, für Menschen wie für Güter jedweder Art, ist in unserem Angebot enthalten.«
    Der Vorsitzende des Parlaments sprang auf. »Was heißt Mond?«, rief er hitzig. »Entschuldigen Sie, aber wie soll das gehen? Der Mond ist doch in einem Maß unwirtlich und lebensfeindlich, dass selbst ein vereistes Europa noch ein Paradies dagegen wäre!«
    Das Spinnenwesen gab den Gnomen einen Wink, worauf die mit raschelnden Ohren aufsprangen und ein Gerät in Betrieb setzten. In überwältigenden Farben und dreidimensionaler Darstellung war der Konferenzraum plötzlich erfüllt von Bildern gewaltiger Kuppelbauten, die sich vor dem Hintergrund eisiger Ebenen und nadelscharfer Felsklüfte dem Sternhimmel entgegenwölbten. Die Parlamentsvertreter sahen riesenhafte Konstruktionen von kaum zu erahnenden Dimensionen, die pralles, blühendes, verstörend fremdartiges Leben unter sich bargen.
    »Unsere Spezialisten«, erklärte der mit den Tentakelaugen, »werden auf dem Mond ein Kuppeldach errichten, das ein Terrain von der benötigten Größe umschließt. Der Erdmond hat eine Oberfläche von, ähm« – eines seiner Augen warf einen Blick auf einen völlig nachtschwarzen Würfel, den er im Laufe des Gesprächs vor sich auf den Tisch gelegt hatte – »38 Millionen Quadratkilometern. Für den Nachbau Europas benötigen wir ein gutes Viertel davon, rund 10 Millionen Quadratkilometer.« Er wandte sich dem Stielartigen zu. »Das ist kein Problem, nicht wahr?«
    Der winkte mit seinem dreifach geknickten Arm lässig ab. »Haben wir erst neulich gemacht.«
    »Wird man die stärkere planetare Krümmung bemerken?«
    »Nicht im normalen Leben. Allenfalls Piloten müssen sich ein wenig umgewöhnen.«
    Die Tentakelaugen wandten sich den Menschen auf der anderen Seite des Tisches zu. »Die Kuppel wird Vorrichtungen enthalten, die den gewohnten Tag- und Nachtrhythmus herstellen, einen blauen Himmel mit Sonnenschein, ziehenden Wolken und maßvollem Regen – mit einem Wort, das gute alte europäische Klima.«
    »Natürlich passen wir auch die Schwerkraft entsprechend an«, fügte der Stielartige hinzu.
    »Unsere Erfahrungen zeigen«, ergänzte das Spinnenwesen, »dass die Mehrheit der Individuen eines solcherart umgesiedelten Volkes innerhalb kürzester Zeit aufhört, sich der Tatsache der Umsiedlung überhaupt bewusst zu sein. Weil man, einfach gesagt, praktisch keinen Unterschied bemerkt.«
    »Sie werden ihr Leben ganz normal weiterleben«, versicherte der mit den Tentakelaugen. »Das ist Teil unserer Garantie.«
    Der Stielartige knackte mit seinen drei Gelenken. »Im Grunde können Sie alles machen, außer eigene Raketen zu starten. Aber das tun Sie ja, soweit wir informiert sind, sowieso nicht.«
    Der Schleim in der Schüssel gluckste. »Mutwillige Beschädigung der Kuppel würde unsere Gewährleistung erlöschen lassen. Ich nehme an, das versteht sich von selbst.«
    Die Bilder erloschen. Die Außerirdischen lehnten sich zurück oder taten, was einem Sich-Zurücklehnen entsprach, und warteten
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