Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro
Autoren: Eschbach Andreas
Vom Netzwerk:
war imstande, etwas daran zu ändern.
    In dieser Situation passierte das Weltbewegende, Epochale, geschah Geschichte. Ein gewaltiges Raumfahrzeug außerirdischer Herkunft näherte sich, aus dem Sternbild der Hunde kommend, verlangsamte, zielstrebig auf die Erde zuhaltend, und landete (zum Verdruss des amerikanischen Präsidenten) auf einer Wiese in der Nähe von Straßburg.
    Die französische Polizei riegelte das Landegebiet weiträumig ab. Es regnete, ein kalter Eisregen, wie man ihn früher im Juni erstaunlich gefunden hätte. Vertreter der Medien durften ein wenig näher an das Raumschiff heran, eine Gruppe ausgewählter Wissenschaftler noch weiter. Mehr aus Pflichtgefühl als aus Überzeugung, im Ernstfall etwas ausrichten zu können, fuhren ein paar Panzer auf. Am Himmel patrouillierten Kampfjets, und der Luftraum wurde in weitem Umkreis gesperrt.
    Als es schließlich aufhörte zu regnen, öffnete sich an der Unterseite des metallisch glänzenden Fluggeräts eine Luke, und eine Rampe fuhr aus, bis sie den Boden berührte.
    »Wie im Film«, sagten nicht wenige der zahlreichen Zuschauer fachmännisch. Je nach Lebensalter fühlten sie sich an Das Ding aus einer anderen Welt oder an Mars Attacks! erinnert.
    Eine bunte Schar fremdartig aussehender Wesen kam die Rampe herunter. Ein kollektiver Seufzer entrang sich der Menge der Anwesenden, und die Fernsehkommentatoren vergaßen einen Moment lang, zu kommentieren. Zu einer Panik kam es natürlich nicht, dazu war man durch Filme wie Star Wars und dergleichen zu gut trainiert. Die Aliens marschierten zielstrebig auf die Absperrung und die dahinter wartenden Zuschauer zu, die ein wenig zurückwichen, aber als sich dann zeigte, dass die Besucher aus dem All fließend und weitgehend akzentfrei Französisch sprachen, fingen einige an, sie um Autogramme zu bitten, und die Wesen aus Weltraumtiefen kamen diesem Ansinnen mit bemerkenswerter Bereitwilligkeit nach.
    Währenddessen bahnten Polizisten sich einen Weg durch die Menge, um das Begehr der Fremden zu erfragen.
    »Bringen Sie uns bitte zu Ihrem Parlament«, sagte einer der Außerirdischen, ein etwa zweieinhalb Meter großes, angenehm nach Blumen duftendes Wesen mit zwei Dutzend Augen an den Enden sich medusenhaft bewegender Tentakel.
    Einer der jüngeren Polizisten wandte ein, dass es bis Paris an die vierhundert Kilometer seien. Ob sie etwas dagegen einzuwenden hätten, mit Bussen gefahren zu werden, oder ob sie es vorzeigen, mit ihrem eigenen, ähm, Raumschiff …?
    Die Tentakelaugen richteten sich auf den jungen Mann. »Bitte vergeben Sie einem Ortsunkundigen diese Ungenauigkeit«, sagte das Wesen. »Wir meinten natürlich das Europaparlament.«
    Die Limousine, die den Kommissionspräsidenten und den außenpolitischen Sprecher der EU vom Straßburger Flughafen in die Avenue de l’Europe bringen sollte, fuhr mit Blaulicht und Motorradstaffel.
    »Sie wollen – was?« Der außenpolitische Sprecher beugte sich unwillkürlich im Sitz vor. Und er hatte unwillkürlich geschrien.
    Der Mann, der sie briefte, hieß Benedikt Meyerhof, in den Kreisen der europäischen Institutionen besser bekannt als der Mann mit dem allwissenden Laptop. Auch hier im Auto hatte er ihn dabei, natürlich, aufgeklappt auf dem Schoß und mit seinen knochigen, nervösen Fingern daran herumfingernd, obwohl niemand nach irgendwelchen Zahlen oder Daten gefragt hatte.
    »Ein Geschäft«, wiederholte Meyerhof. Seine Stimme klang immer, als flüstere er, egal in welcher Lautstärke er sprach. »Sie sagen, sie haben uns ein Geschäft anzubieten.«
    Der Kommissionspräsident schüttelte den Kopf. »Offen gestanden, ich warte immer noch darauf, aus dem merkwürdigsten Traum meines Lebens aufzuwachen.«
    Einen Moment warteten alle drei, aber das Blaulicht draußen rotierte weiter, die Straßen fegten vorüber, und überhaupt sah alles aus wie immer. Einschließlich der umgestürzten Bäume am Straßenrand, die der gestrige Sturm geknickt hatte, und des einsetzenden Schneegestöbers, wie es im Juni längst nicht mehr ungewöhnlich war.
    »Nun ja«, seufzte der Niederländer schließlich. »Hätte ja sein können.«
    Der außenpolitische Sprecher studierte zum wiederholten Male die großformatigen Farbfotos der Besucher aus dem Weltraum. Kein Wesen sah aus wie das andere, und doch waren sie alle zumindest der wichtigsten Sprachen Europas mächtig. »Sie müssen uns schon seit langem beobachten«, sagte er.
    »Das ist offensichtlich«, nickte Benedikt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher