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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro
Autoren: Eschbach Andreas
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Verwaltungsaufwand verbunden?«
    »Wir haben dafür ausgefeilte Methoden, keine Sorge.«
    Der außenpolitische Sprecher winkte Benedikt Meyerhof heran. »Können Sie das mal schnell kalkulieren? Ich würde gern wissen, von was für Summen wir hier überhaupt reden.«
    Der Mann mit dem allwissenden Laptop schien, seinem Blinzeln nach zu urteilen, etwas am Auge zu haben. »Kalkulieren, Sir?«
    »Überschlägig natürlich. Nur, dass wir eine Größenordnung haben.«
    »Sie meinen, ich soll ausrechnen, was ganz Europa wert ist?«
    »Davon ist doch die ganze Zeit die Rede, oder?«, versetzte der außenpolitische Sprecher unwillig.
    Meyerhof setzte sich, klappte seinen Computer auf und hielt noch einmal inne. »Ähm – und von welchem Europa genau soll ich ausgehen? Eurozone? EU? Mit den Beitrittskandidaten? Was ist mit der Schweiz und Norwegen?«
    Der Kommissionspräsident gab ein unwilliges Knurren von sich. »Rechnen Sie die Länder ein, die von der beginnenden Vereisung betroffen sind. Wenn die Schweizer am Ende hier bleiben wollen, dann sollen sie eben hier bleiben.«
    Benedikt Meyerhof tippte drauflos. »Gut. Ich beginne mit einer Abschätzung der Gebäudewerte. Wenn ich das richtig verstanden habe, fallen keine Grundstückskosten an, nur Baukosten. Ich gehe für 500 Millionen Bürger näherungsweise von 300 Millionen Häusern oder einem äquivalenten Anteil an größeren Gebäuden aus, was Wohnungen, staatliche Verwaltung und Dienstleistungen umfasst, nicht aber Industrie, Handel und Gewerbe. Angesetzt Baukosten von 100.000 Euro pro Einheit wären das …« Er sah entsetzt auf. »30 Billionen Euro!«
    Der Kommissionspräsident riss die Augen auf. Der außenpolitische Sprecher machte eine wedelnde Handbewegung. »Gut. Weiter. Was ist mit Autos?«
    Benedikt Meyerhof drückte ein paar Tasten. »Dafür liegen Statistiken vor. Es gibt etwas über 200 Millionen PKW in ganz Europa. Bei einem durchschnittlichen Zeitwert von … Was kann man da ansetzen?«
    »Keine Ahnung. Sagen wir, 5.000 Euro.«
    »Stellen die PKW einen Wert von einer Billion Euro dar.«
    »Macht 31 Billionen. Was kosten die Straßen?«
    »Moment.« Es dauerte länger. »Wenn wir nur die befestigten Wege rechnen, kommen wir auf rund 3,8 Millionen Kilometer in Europa. Einen Kilometer Autobahn zu bauen kostet wenigstens eine Million Euro, aber das meiste dürften normal bis wenig ausgebaute Straßen sein …«
    »Sagen wir, 100.000 Euro pro Kilometer.«
    »Dann stellt das europäische Straßennetz einen Wert von einer knappen halben Billion Euro dar.«
    »Gut, weiter. Was ist mit den Eisenbahnen?«
    Der Laptop wusste nicht alles, aber zu allem etwas. »Die Bilanz der Deutschen Bahn beziffert das Anlagevermögen auf 35 Milliarden Euro. Hochgerechnet auf Europa dürften es grob geschätzt 200 Milliarden Euro sein.«
    »Na, das klingt ja richtig erschwinglich. Damit sind wir erst bei …«
    »Hören Sie doch auf«, fuhr der Kommissionspräsident dazwischen. »Wollen Sie jetzt jeden Meter Stromkabel, Gasleitung und Abwasserkanal aufrechnen? Fabriken schätzen? Flughäfen? Krankenhäuser? Schulen? Was ist mit historischen Städten, alten Burgen, Klöstern und so weiter? Sollen die auch auf dem Mond nachgebaut werden?«
    Der außenpolitische Sprecher stutzte. Ein Leuchten glitt über sein Gesicht. »Wir haben sowieso falsch gerechnet«, triumphierte er, den rechten Zeigefinger zu jener Geste hochreckend, mit der ihn das Fernsehen so gern zeigte. »In dem Angebot ist unbegrenzte Transportkapazität enthalten, nicht wahr? Das heißt, wir können alles, was sich transportieren lässt, kostenfrei mitnehmen – von Autos, Loks und Eisenbahnwaggons bis hin zur letzten Bierdeckelsammlung. Eisenbahnschienen kann man abschrauben, Stromkabel wieder aus dem Boden ziehen, Masten kappen …«
    »Hören Sie auf. Das ist trotzdem unmöglich zu finanzieren.«
    »Wieso nicht? Das sind schließlich alles konkrete Werte. Man könnte versuchen, zumindest einen Teil davon zu verkaufen …«
    »Wer soll das kaufen? Wie stellen Sie sich das vor? Kein Mensch mit Verstand kauft ein Haus in einem Europa, das in zehn Jahren unter Dauerfrost und Eis versunken sein wird.«
    Der Außerirdische mit den Tentakelaugen gab ein Geräusch von sich, das verblüffend genau wie ein verhaltenes Hüsteln klang. »Nicht dass ich mich aufdrängen wollte oder Sie zu belehren das Bedürfnis hätte«, unterbrach er die Diskussion, die zuletzt immer lauter geworden war, »aber mir will doch scheinen,
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