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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro
Autoren: Eschbach Andreas
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verschwand und kehrte gleich darauf mit irgendeinem eigentümlich aussehenden Gegenstand zurück – einem Ding etwa, das aussah wie ein Bündel Spinnweben, oder einem wabbelnden, dreieckigen Stück glimmenden Lichts, oder einer stumpfen Metallscheibe, auf der kleine Elmsfeuer tanzten. Das legte er jeweils auf den Tisch, wo es von den Delegierten eingehend in Augenschein genommen wurde.
    Die Menschen auf der anderen Seite des Konferenztisches warfen einander gespannte Blicke zu. Als sich die Sache hinzuziehen begann, raunte der Kommissionspräsident seiner Umgebung zu: »Geht es Ihnen nicht auch so? Ich warte immer noch darauf, dass ich aufwache und alles nur ein verrückter Traum war.«
    Schließlich rückten die Mitglieder der Delegation wieder auseinander, ließen alle angeschleppten Gegenstände abräumen bis auf ein Ding, das aussah wie eine leicht gebogene Stricknadel, die auf ihrer Spitze stand, und der mit den Tentakelaugen sagte: »Wir haben einen Vorschlag.«
    Wenn er Lippen gehabt hätte, so hätten die Blicke aller anwesenden Menschen daran gehangen.
    »Eine Arbeit in dieser Richtung hat es gegeben«, meinte der Stielartige und knickte seinen violett schimmernden Arm zu einem interessant aussehenden Muster. »Allerdings nicht in Europa, sondern in Amerika. Aber Sie gehören ja derselben Spezies an, wenn ich mich nicht irre? Irgendwie jedenfalls.«
    »Bitte sehen Sie uns eventuelle Fehleinschätzungen nach«, bat das Spinnenwesen. »Und seien Sie versichert, dass wir niemandes Gefühle zu verletzen beabsichtigen.«
    »Aber wir müssen dies aus rechtlichen Gründen einwandfrei klären«, blubberte der Schleim. »Sonst erlischt die Genehmigung des galaktischen Zentralrats.«
    Der außenpolitische Sprecher erholte sich als Erster von seiner Verblüffung und erklärte eilig: »Verstehe. Kein Problem. Dieselbe Spezies, ja.«
    »Gut«, fuhr der Stielartige fort. »Unseren Unterlagen zufolge gibt es in Arizona ein Projekt, das Biosphere II genannt wird. Es stellt den ersten Versuch dar, eine für menschliches Leben dauerhaft taugliche Umgebung künstlich nachzubauen. Es hat zwar nicht wie gewünscht funktioniert, aber von diesem betrüblichen Umstand können wir in Anbetracht der Situation, glaube ich, absehen.«
    »Wir sind ja gar nicht so«, gluckste der Schleim.
    »Nein, sind wir nicht«, meinte das Spinnenwesen.
    »Großzügig sind wir«, bekräftigte der mit den Tentakelaugen. »Schon immer gewesen.«
    »Auf jeden Fall hätten wir damit eine Kalkulationsgrundlage«, sagte der Stielartige und legte seinen Arm wieder in ein Muster, diesmal in ein anderes.
    »Rechtlich einwandfrei«, bestätigte der Schleim.
    Wieder trat der Projektionsmechanismus in Funktion. Diesmal warf er Bilder eines Gebäudes in das Dunkel des Saals, das einer Mischung aus Kirche und überdimensionalem Treibhaus glich, errichtet inmitten unwirtlicher, sonnendurchgluteter Hitze. »Biosphere II liegt in der Nähe der Stadt Oracle, 35 Meilen nördlich von Tucson, Arizona, am Fuß der Catalina Mountains«, erläuterte eine weiche, künstlich klingende Frauenstimme mit dem Timbre einer routinierten Werbesprecherin. »Es ist ein 12 Hektar großes Gebäude, das eine künstliche Wüste, einen künstlichen Sumpf, eine künstliche Savanne, einen künstlichen Regenwald und den größten je von Menschenhand erbauten Ozean umschließt. Erbaut wurde Biosphere II in den späten Achtzigerjahren von einer privaten Stiftung, die Baukosten betrugen 150 Millionen Dollar. Ziel des Projekts war, ein künstliches Ökosystem zu erschaffen, in dem Menschen ohne jeden Stoffaustausch mit der Umgebung leben können. Zwei entsprechende Langzeitversuche in den Jahren 1991 und 1994 mit Besatzungen von bis zu acht Personen mussten jedoch abgebrochen werden, weil das ökologische Gleichgewicht innerhalb des hermetisch abgeriegelten Gebäudes so weit außer Kontrolle geriet, dass das Leben der Insassen gefährdet war. Es scheint, dass die Schaffung einer dauerhaften künstlichen Lebenssphäre derzeit noch außerhalb der menschlichen Möglichkeiten liegt.«
    »Aber es war ein akzeptabler Versuch«, ließ sich das Spinnenwesen vernehmen.
    »Und selbstverständlich liegt das, was Ihre Artgenossen damals wollten, nicht außerhalb unserer Möglichkeiten«, ergänzte der mit den Tentakelaugen.
    Unter den Menschen machte sich diffuse Erleichterung breit. Als das Licht wieder anging, war hier und da ein zaghaftes Lächeln zu sehen.
    »Sie können es also machen?«, vergewisserte
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