Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro
Autoren: Eschbach Andreas
Vom Netzwerk:
Meyerhof.
    »Man kann sich fragen, warum sie sich nicht früher gemeldet haben.«
    »Allerdings«, pflichtete der Kommissionspräsident bei.
    Benedikt Meyerhof befingerte die Tastatur seines Laptops. Es gab Gerüchte, er sei mit seinem Rechner auf irgendeine geheimnisvolle Weise verwachsen und würde sterben, nähme man ihn ihm weg. »Sie sagen«, erklärte er, »bislang hätten sie einfach keinen Bedarf für ihre Dienstleistung erkannt.«
    Der mit den Tentakelaugen schien der Chef zu sein. Neben ihm hockte oder stand, das war nicht so genau auszumachen, ein purpurschimmerndes, besenstieldünnes Wesen mit einem einzelnen, dreifach abknickbaren Arm, das beim Sprechen pfeifende Geräusche machte und das ein wenig Schwierigkeiten mit dem englischen th hatte. Eine Anzahl vierbeiniger, bepelzter, kaum hüfthoher Gnome mit Kulleraugen und riesigen, durchsichtigen Ohren, die bei jeder Bewegung raschelten, wuchteten etwas auf den Konferenztisch, das aussah wie eine große Emailleschüssel voller Schleim. »Unser, ähm … Sie würden sagen, Justiziar«, bekamen die anwesenden Vertreter des Europaparlaments und der Kommission erklärt. Ein spinnenartiges Wesen auf zwölf Beinen, dessen kugeliger Leib in wechselnden Farben aufleuchtete und das die ganzen Vorbereitungen beaufsichtigt hatte, nahm neben dem mit den Tentakelaugen Platz und lobte die Ledersessel als äußerst bequem, etwas, worüber die anderen Besucher kein Wort verloren hatten.
    »Sie haben Ihre Zeit nicht gestohlen, wir unsere auch nicht, lassen Sie mich also gleich zur Sache kommen«, sagte der mit den Tentakelaugen, nachdem alle Anwesenden einander vorgestellt worden waren (niemand hatte die Namen der Fremden verstanden; man hoffte, später aus den Tonbandaufnahmen schlauer zu werden). »Wir sind Vertreter einer intergalaktisch tätigen Firma und wollen Ihnen ein Angebot unterbreiten, von dem wir annehmen, dass es Sie interessieren wird.«
    »Wir kommen übrigens mit Genehmigung des Galaktischen Rates«, sagte der Schleim in der Emailleschüssel und sonderte ein kleines Tröpfchen ab, das über den Rand auf die Tischplatte tropfte. »Das ist eine beglaubigte Kopie davon.«
    Die Menschen starrten das weißlich schimmernde Sekret auf dem dunkel schimmernden Holz mit einhelliger Verblüffung an.
    »Eine beglaubigte Kopie?«, echote der außenpolitische Sprecher der Europäischen Union.
    Der Schleim seufzte, als sei ihm das alles ungeheuer lästig. »Genetische Verschlüsselung. Die Basenpaarung AT steht für 1, GC steht für 0. Sie können es gern sequenzieren, wir haben den gesamten Text in Ihren ASCII-Code umgesetzt. Außer der Genehmigung und der Beglaubigung sind noch eine ausführliche Dokumentation, das Handbuch der Verfahrensvorschriften und so weiter enthalten, selbstverständlich in allen Sprachen, die auf Ihrem Kontinent gebräuchlich sind.«
    »Verstehe. Vielen Dank.« Der außenpolitische Sprecher nickte den Wissenschaftlern zu, die man sicherheitshalber hinzugezogen hatte. Eine Biologin zückte einen Objektträger und schabte die beglaubigte Kopie der zentralgalaktischen Genehmigung damit vom Tisch.
    Der mit den Tentakelaugen gab ein Geräusch von sich, das wohl sein Äquivalent eines Räusperns war. »Nun, worum geht es?«, sagte er und faltete seine großen, siebenfingrigen Pranken. »Ich will ohne Umschweife zur Sache kommen. Ihr Kontinent ist im Begriff zu vereisen. Nicht heute und nicht morgen, aber in elf, zwölf Jahren wird Europa eine klimatische Einöde sein – kalt, unwirtlich, unfruchtbar. Sie wissen das, wir wissen es auch. Stellt sich die Frage, was man tun kann.«
    Spätestens jetzt hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Zumindest die der Menschen.
    »Wir bieten Ihnen an«, nahm das Spinnenwesen den Faden auf, »Europa auf dem Mond nachzubauen, mit allem Drum und Dran, und alle Europäer dahin umzusiedeln. Ein Europa selbstverständlich, in dem das altbewährte Klima herrscht.«
    »Derlei Projekte sind unser Hauptgeschäftsfeld«, fügte der mit den Tentakelaugen hinzu.
    »Wir nennen Ihnen auf Wunsch jederzeit Referenzprojekte«, erklärte der Schleim.
    Der Kommissionspräsident hob die Hand. »Entschuldigen Sie, ich bin nicht sicher, ob wir das jetzt richtig verstanden haben. Sagten Sie nachbauen?«
    Der Stielartige klopfte mit seinem Finger auf den Tisch. »Eine identische Kopie. Jeder Berg, jedes Tal, jeder Fluss wie im Original. Inklusive aller Städte, Häuser, Straßen und Schienenwege, und selbstverständlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher