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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht
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vollauf damit beschäftigt, einen weiteren Wagen für die Fahrt ins Freie zu fertig zu machen. Er holte tief Luft, und mit wild klopfendem Herzen trat er rasch ebenfalls durch die Tür, schloss sie hinter sich und eilte zu Emily hinter die Heuballen.
    »Du bist verrückt«, zischte er, als er sich neben sie kniete.
    »Du bist mir gefolgt«, machte sie ihn mit einem Grinsen aufmerksam.
    »Wozu macht dich das dann?«
    »Völlig übergeschnappt«, antwortete Mathew, entsetzt und ein bisschen verlegen, weil er erkannte, dass er es fast genoss. Wenn Barnabys und Lambs Leben nicht in Gefahr wäre, gestand er sich reumütig ein, hielte er das hier für einen Riesenspaß – und bei Weitem für die aufregendste Zeit, die er bislang in seinem gesetzten respektablen Dasein erlebt hatte.
    Emily hatte recht, räumte er ein; es war besser, wenn sie in der Scheune waren. Draußen waren sie blind gewesen bis auf den gelegentlichen Blick. So aber konnten sie sofort reagieren, falls das erforderlich wurde. Unseligerweise war Emily nicht damit zufrieden, nur zuzusehen, und zu Mathews Entsetzen, gerade als sein Herz wieder normal zu schlagen begann, flüsterte sie:
    »Ich werde mich bis zu Barnaby und Lamb vorarbeiten und ihre Fesseln durchtrennen.«
    Instinktiv versuchte er sie aufzuhalten, fasste nach ihren Fußgelenken, als sie vorwärts zu kriechen begann, aber sie war zu schnell, und er verpasste sie. Mathew fluchte wieder und robbte hinter ihr her. Himmel! Sie würde sie alle ans Messer liefern.
    Emily hatte nicht vor, irgendjemanden ans Messer zu liefern, aber sie wollte, dass ihr Ehemann nicht länger in Gefahr war. Ihrer Schätzung nach waren noch insgesamt vier oder fünf Schmuggler in der Scheune, und binnen der nächsten paar Minuten würde ein weiterer wegfahren, sodass nur noch drei oder vier Mann übrig wären. Das war ihr genug. Barnaby und Lamb waren auf der anderen Seite der Heu- und Strohballen, hinter denen sie sich versteckte. Und wenn sie sie befreien wollte, dann war jetzt ein so guter Zeitpunkt wie später. Die locker gebundenen Heuballen gaben ihr die perfekte Deckung, und, darauf sinnend, ihren Ehemann zu erreichen, schlängelte sie sich durch das Heu zu ihm.
    Barnabys Kopf pochte, und seine Schultern schmerzten von der stundenlangen unnatürlichen Haltung, in der seine Arme brutal auf dem Rücken gefesselt gewesen waren. Er gestattete sich nicht, daran zu denken, dass er sterben könnte … und Lamb mit ihm. Seine Gedanken waren ganz auf Flucht gerichtet und darauf, in Emilys Arme zurückzukehren.
    Seit ihrer Ergreifung hatten er und Lamb ständig unter Bewachung gestanden, sodass es keine Gelegenheit für einen von ihnen gegeben hatte, dem anderen zu helfen, an die Messer zu kommen, die sie beide jeweils im Stiefelschaft verborgen trugen. Während der letzten paar Minuten, als die Scheune sich immer weiter leerte und niemand mehr auf sie zu achten schien, waren er und Lamb tiefer in die Schatten gerobbt. Sie wussten, dass ihre Zeit allmählich knapp wurde und dass, wenn sie entkommen wollten, es bald passieren musste. Barnaby betrachtete die schmale Tür an der Rückseite. Ihre beste Chance wäre diese Tür dort.
    Einer Sache war sich Barnaby sicher: Thomas würde warten, bis der letzte Wagen abgefahren war, ehe er sich seiner und Lamb entledigte. Wenn ihre Leichen entdeckt würden, würde sich bald schon in Schmugglerkreisen herumgesprochen haben, dass Thomas sie ermordet hatte, aber er war nicht so dumm, sie vor Zeugen umzubringen. Natürlich würde er sie töten, die einzige Frage war wann und wo.
    Thomas und Peckham waren immer noch unten im Tunnel und führten Buch über die Waren, die für diese Lieferung nach London auf die Wagen geladen wurden. Barnaby wusste, sie würden nicht viel länger unten bleiben. Er sah zu den Schmugglern am anderen Ende der Scheune. Sie waren mit dem vorletzten Wagen fertig und begannen damit, den Rest der Schmuggelwaren auf den letzten zu laden.
    Barnaby ging davon aus, dass die beiden Karren zeitgleich abfahren und ihn und Lamb mit Thomas und Peckham allein lassen würden. Halblaut fragte er Lamb:
    »Kannst du deine Arme nach vorne bekommen? Meine Hände haben sie so fest gebunden, dass ich sie praktisch nicht bewegen kann.«
    Die Schmuggler hatten Lamb nur die Hände auf den Rücken gebunden, nicht auch noch die Arme gefesselt wie bei Barnaby.
    »Das versuche ich schon seit fünf Minuten«, brummte Lamb, »nur noch einen Moment …«
    Neben sich spürte Barnaby einen
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