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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe
Autoren: Monika Beer
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er da. Ein großer, dicker Mann,
ungepflegt und total besoffen.
    Ihr Mann!
    Sein Anblick widerte sie an.
    Ein Blick auf seine alte Jogginghose zeigte ihr, dass er sich
eingenässt hatte.
    Wie sie ihn hasste!!!
    Wieder schwankte er auf sie zu und die Messerspitze richtete
sich gegen sie.
    Mit ihrer ganzen Kraft stieß sie ihn zurück. Er prallte
rückwärts gegen die Wand. Sie hörte, wie sein Kopf gegen das Mauerwerk schlug
und sah seinen Körper wie einen nassen Sack zu Boden sinken.
    Jetzt erfasste sie Panik.
    Sie stürmte die Treppe hinunter und rannte ziellos aus dem
Haus. Sie wollte weg. Einfach nur weg, weg, weg… und lief hinaus in die dunkle
Nacht.
    Plötzlich fand sie sich vor einer Weinstube in der Ortsmitte
wieder. Durch die Fensterscheiben drang warmes Licht nach außen.
    Völlig außer Atem und mit klopfendem Herzen betrat sie den
Gastraum.
    „Mein Mann…“, stammelte sie dem Wirt entgegen und lehnte sich
erschöpft gegen den Tresen.
    „Was ist passiert? Sie sind ja kreidebleich.“ Der Mann kam um
die Theke und einen Moment lang berührte seine Hand beschützend ihre Schulter.
Die wenigen Gäste sahen beunruhigt und neugierig zu ihr hin. Sabine nahm es
nicht wahr.
    Sie legte ihre Arme auf die Holztheke und erschrak. Ihre Hand
und die grüne Strickjacke waren blutverschmiert.
    „Da, nehmen Sie die“, sagte der Wirt und reichte ihr einen
Packen Servietten, bevor er in die Küche eilte.
    Er kam mit Verbandszeug zurück und ergriff ihre Finger. „Darf
ich? Ich mache Ihnen einen festen Verband“, sagte er und schaute sie an: „War er das?“
    „Ja“, schluchzte sie.
    „Setzen Sie sich erst einmal“, sagte er und drückte sie sanft
auf eine Bank. Ihre Knie zitterten.
    Während er ihre Hand umwickelte, fühlte sie sich für einen
kurzen Moment geborgen und hatte das Gefühl, alle Ängste würden mit den Tränen
aus ihrem Körper fließen. Sie war dankbar, dass der Winzer keine weiteren
Fragen stellte.
    Nicht weit entfernt lag Markus in der Wohnung. Was war, wenn
er durch den Aufprall gegen die Wand eine schwere Kopfverletzung erlitten
hatte?
    Dann hatte er es verdient!!
    Mein Gott, ich muss einen Krankenwagen rufen, schoss es ihr
durch den Kopf.
    Sie sah den Wirt an, der gerade den Verband mit einer Klammer
befestigte. „Kann ich bitte telefonieren?“
    „Selbstverständlich!“
    Er reichte ihr das Telefon, und sie wählte die 110.
    Nachdem sie die notwendigen Angaben gemacht hatte, beendete
sie mit einem „So!“ die Verbindung.
    Der Winzer stellte ein Glas Traubenbrand auf die Theke. „Der
wird Ihnen gut tun. Er ist von meinen eigenen Früchten. Betrachten Sie ihn als
Medizin.“
    Sabine rümpfte die Nase. Sie hasste diesen Geruch und hatte
seit Ewigkeiten keinen Weinbrand oder Schnaps mehr getrunken.
    Ausgerechnet jetzt fiel ihr ein, dass sie vor ihrer Abreise
Wohnung und Keller inspiziert und zwei Flaschen Wodka aus Markus Werkzeugkasten
entfernt hatte. Aber fünf Tage waren eine lange Zeit. Wahrscheinlich zu lang.
Dabei hatte er ihr hoch und heilig versprochen, keinen Tropfen anzurühren. Wie
konnte sie nur immer wieder so naiv sein und ihm glauben? Wenn sie ehrlich war,
hatte sie gewusst, dass er sich betrinken würde, sobald sie weg war. Also,
warum wunderte sie sich jetzt?
    Mit trotziger Gebärde setzte sie das Glas an und leerte es in
einem Zug. Die Medizin verbreitete eine wohltuende Wärme in ihrem Innern.
    „Geht es wieder?“, fragte ihr Helfer.
    „Ich glaube, ja“, sagte sie langsam und erhob sich, „und
vielen Dank für alles. Ich werde jetzt wieder nach Hause gehen, damit die
Sanitäter nicht vor verschlossenen Türen stehen.“
    Draußen umfing sie kühle Nachtluft.
    Eigentlich zu kühl für einen Sommermonat, fand sie und
schloss die Knöpfe ihrer dünnen Jacke. Gestern in der Pfalz war es noch wärmer
gewesen. Seufzend dachte sie an die vergangene Woche, in der sie gemeinsam mit
ihrer Freundin Andrea an einem musikpädagogischen Seminar für Lehrer teilgenommen
hatte.
    Wenn ich doch bloß nicht gefahren wäre! Ich habe es geahnt.
Bin selbst schuld, dass mich jetzt wieder das schlechte Gewissen quält. Ja,
aber ich bin doch nicht sein Kindermädchen!! Nein! Ich will das alles nicht
mehr. Immer wieder diese falschen Hoffnungen und ständig die Angst vor seinen
Alkoholexzessen. Nein! Nein! Und nochmals Nein! Jetzt ist Schluss damit!
Endgültig!
    Von weitem hörte sie ein Martinshorn. Fast gleichzeitig mit
dem Krankenwagen erreichte Sabine das Haus.
    Sie gab den Sanitätern
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