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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady
Autoren: Teresa Medeiros
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haben das ganze Haus nach ihr abgesucht und auch die Gärten draußen. Ich dachte, mir würde das Herz stehen bleiben, als ich sie endlich am Rand der Klippe entdeckte. Ich rief ihren Namen, kämpfte darum, dass sie mich über das Prasseln des Regens und das Brausen des Windes hörte. Als sie sich zu mir umdrehte und ich ihr Gesicht sah, erstarrte ich. Ich wusste, ich durfte es nicht wagen, auch nur einen Schritt weiter zu gehen.
    Sie stand da, ohne auch nur einen Anflug von Wahnsinn in den Augen – so wunderschön, so ruhig wie inmitten eines Sturmes. Ich war es, der wie ein Irrer wütete. Ich flehte sie an, an Allegra zu denken und an das Kind, das in ihr wuchs. An mich zu denken. Weißt du, was sie da gesagt hat?«
    Lottie schüttelte den Kopf, unfähig, auch nur ein einzelnes Wort zu sprechen.
    »In dem einen Moment vollkommener Klarheit schaute sie mich an, und alle Liebe der Welt leuchtete aus ihren Augen, und sie sagte: ›Das tue ich.‹ Ich sprang zu ihr, aber es war zu spät. Sie schrie noch nicht einmal. Sie verschwand einfach in dem Nebel, völlig lautlos.«
    Ein zitternder Seufzer entwich Lottie. »Den Behörden gegenüber hast du behauptet, es sei ein Unfall gewesen, dass sie ausgerutscht und gefallen ist.«
    Er nickte. »Ich wollte Allegra den Skandal ersparen, dass ihre Mutter Selbstmord begangen hatte. Ich kam gar nicht auf die Idee, dass es so einen viel grässlicheren Skandal geben würde, bis es zu spät war. Und ich hätte mir nie träumen lassen, dass Allegra mir die Schuld an dem Tod ihrer Mutter geben würde. Doch ich habe es nicht allein für sie getan, sondern auch für Justine. Ich wollte, dass meine Frau in geweihtem Boden begraben wird.« Er biss die Zähne zusammen, als er seine Fassung zu verlieren drohte. »Mir war die Vorstellung unerträglich, dass Gott sie auf ewig in die Verdammung schicken würde, da ihr kurzes Leben schon genug Leid und Qual enthalten hatte. Also stand ich am Rand der Klippe, blind von Regen und Tränen, und schwor, dass niemand je die Wahrheit über ihren Tod erfahren würde. Und niemand hat das. Bis jetzt.« Er drehte sich um und schaute Lottie an. »Bis auf dich.«
    Lottie beugte sich über ihn, und ihre Tränen benetzten sein Gesicht. Ihre salzige Wärme war der einzige Balsam, den sie ihm für seine Wunden bieten konnte, die noch so frisch und tief waren. Sie küsste ihn auf Stirn und Augenlider, Wangen und die Nasenwurzel und schließlich auf den Mund und versuchte, all seinen Schmerz, seine Bitterkeit aus seiner Seele auf sich zu nehmen.
    Ihren Namen stöhnend, als wäre er die Antwort auf ein längst vergessenes Flehen, schlang Hayden seine Arme um sie und rollte sie unter sich. Als Lottie ihm ihre Arme und ihre Beine öffnete und ihm einen Trost bot, der Tränen oder Worte überstieg, hörte keiner von ihnen das leise Knarren der Schlafzimmertür, mit dem sie zugezogen wurde.

23
    War es möglich, lieber Leser, dass eine skandalöse Nacht zu einer Liebe führen würde, die ein Leben lang hält?
    Jemand pochte an die Tür von Lotties Schlafzimmer. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, hätte der Schuldige nicht auch noch lauthals ihren Namen gerufen.
    Aus tiefem Schlaf gerissen, fuhr Hayden auf und stieß einen Fluch aus. Lottie rollte sich einfach auf den Bauch, stöhnte protestierend und weigerte sich, ihr kuscheliges Lager zu verlassen.
    Aber das Pochen und Rufen schien nicht nachlassen zu wollen.
    Ein Kissen vor ihre nackten Brüste haltend, setzte sich Lottie auf und strich sich ihre wirren Locken aus dem Gesicht. »Ich glaube, das ist Sterling. Was ist nur los mit ihm? Habe ich wieder geschrien?«
    Hayden legte ihr die Arme um die Taille, beugte sich vor und begann, die zarte Haut in ihrem Nacken zu küssen, wobei er murmelte: »Nein, aber wenn er warten will, kann das arrangiert werden.«
    Das Klopfen wurde nachdrücklicher.
    Als Lottie sich aus Haydens Griff befreien wollte, drückte er sie einfach zurück in die Kissen. »Ich habe dich gewarnt, dass ich dich, wenn ich dich je in ein vernünftiges Bett bekäme, nie wieder herauslassen würde. Du bleibst genau da, wo du bist. Diesmal kümmere ich mich um ihn.« Mit drohender Miene und wirrem Haar stieg Hayden aus dem Bett und schlang sich ein Laken um die schmalen Hüften.
    »Sei vorsichtig«, warnte sie ihn. »Er ist vielleicht bewaffnet.«
    »Wenn er das ist, dann sollte er sich besser schon einmal einen Sekundanten suchen, denn ich bin wild entschlossen, seine Forderung anzunehmen.«
    Lottie
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