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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady
Autoren: Teresa Medeiros
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Anwesenden und blieb schließlich an Lottie hängen. »Oder?«
    »Die Postkutsche«, wisperte Harriet.
    Es verstrich eine Minute, ehe alle begriffen, was sie gesagt hatte.
    »Was, bitte, haben Sie gesagt, Miss Dumwinkle?«, fragte George und beugte sich über ihre Schulter.
    »Die Postkutsche!«, wiederholte Harriet, und in ihre Augen hinter den dicken Brillengläsern trat ein lebhafterer Ausdruck. »Allegra weiß, dass das der Weg ist, wie ich nach Cornwall gekommen bin. Sie hat mir ständig Fragen darüber gestellt. Sie sagte, es hörte sich wie ein Abenteuer an.«
    Sterling sank gegen den Sekretär und drückte sich die Fingerspitzen gegen die Stirn. »Lieber Gott! Wenn es dem Kind gelungen ist, sich einen Platz in einer Postkutsche zu erschwindeln, die letzte Nacht in London abgefahren sind, ist sie schon auf halbem Weg nach Cornwall.«
    Hayden fuhr sich mit der Hand durch das Haar, seine Miene leicht benommen. »Das ergibt keinen Sinn. Wenn sie wusste, dass ich hier bin, warum würde sie dorthin wollen?« Er ging vor Ellie in die Knie und fasste das Kind sachte bei den Schultern. »Denk nach, Kleines. Denk
gut
nach. Hat Allegra gesagt, warum sie nach Cornwall wollte?«
    Ellie nickte langsam, und ihre Unterlippe begann zu zittern. »Sie sagte, sie wollte ihre Mutter sehen.«
    Die Kutsche raste über die Straße durch das Moor, holperte durch jede Furche und jedes Schlagloch, bis Lottie fürchtete, ihre Zähne würden ausfallen. Hayden fuhr wie ein Besessener. Sie waren Tag und Nacht unterwegs gewesen und hatten nur angehalten, um die Pferde zu wechseln, wenn der Kutscher sie warnte, dass die Tiere nahe daran waren, tot zusammenzubrechen. Als eine gebrochene Radspeiche sie fast eine Stunde aufgehalten hatte, hatte Lottie Angst gehabt, Hayden würde zu Fuß weitergehen.
    Auf dem Weg hatten sie drei Postkutschen überholt, aber trotz Haydens verzweifelter Nachfragen und Drohungen wusste keiner der Insassen oder der Kutscher etwas über ein kleines Mädchen, das versucht hatte, eine Fahrkarte nach Cornwall zu kaufen. Aber der letzte Kutscher erinnerte sich, dass vor ihm noch eine Kutsche war – eine, die angeblich letzte Nacht kurz nach Mitternacht mit dem Ziel Cornwall abgefahren sein soll.
    Allegras Puppe saß auf dem Sitz gegenüber von Hayden und Lottie, und ihre kühlen violetten Augen und ihre Gelassenheit schienen ihre Sorge zu verhöhnen. Lottie schob ihre Hände tiefer in ihren Muff und wünschte sich, das verschmitzte Grinsen und das lustig funkelnde Auge ihrer eigenen Puppe zu sehen. Aber die war zusammen mit Allegra verschwunden.
    Während die Kutsche durch das Moor holperte, schaute Hayden aus dem Fenster, so wie er das den größten Teil ihrer Reise getan hatte, sein Gesichtsausdruck so trostlos wie der Winterhimmel. Seit ihrem Aufbruch in London hatte er kaum ein Wort mit Lottie gewechselt, wie zu dem Zeitpunkt, als sie ihn kennen gelernt hatte. Doch als sie nach seiner Hand griff, nahm er ihre und hielt sie fest.
    Endlich bogen sie in die Auffahrt zum Schloss ein. Der Himmel sah aus, als braute sich ein Wintersturm über dem Meer zusammen. Regen lag in der kalten Luft, und der zunehmende Wind peitschte die nackten Zweige der Bäume im Obstgarten.
    Die Kutsche rollte aus. Ehe Lottie ihre Röcke raffen konnte, hatte Hayden schon den Schlag aufgestoßen, war hinausgesprungen und lief zum Haus, den Namen seiner Tochter rufend.
    Lottie erreichte die Tür in dem Moment, als Martha die Eingangshalle betrat und jäh stehen blieb, als sie ihren Herrn erblickte, ohne Hut und völlig außer sich.
    »Was, um Himmels willen, tun Sie hier, Mylord?«, fragte sie erschrocken. »Wenn Sie eine Nachricht gesandt hätten, dass Sie so bald schon zurückkehren würden, hätten wir Vorbereitungen treffen …«
    Hayden fasste sie an den Schultern, ehe sie zu Ende sprechen konnte. »Ist Allegra hier, Martha? Hast du sie gesehen?«
    Martha blinzelte verdutzt. »Allegra? Nein, natürlich ist sie nicht hier. Sie ist in London, bei Ihnen.«
    Lottie schaute sich verzweifelt im Foyer um, bis ihr Blick schließlich an dem Spiegelschrank hängen blieb, auf dem ein Stapel ungeöffneter Umschläge auf Haydens Rückkehr wartete. »Die Post, Martha«, sagte sie drängend, »ist die Post heute schon gekommen?«
    »Ja, ich denke wohl. Ich habe Jem vor über einer Stunde ins Dorf geschickt, damit er sie holt.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es war nichts Wichtiges dabei – nur ein paar Nachrichten und ein Brief von Ihrem
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