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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady
Autoren: Teresa Medeiros
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Lachen gebebt hätte. »Eine wirklich große Maus mit glühenden roten Augen und rasiermesserscharfen Zähnen, von denen immer noch das Blut ihres letzten Opfers tropfte.«
    Lottie nahm eines der Nackenkissen und versetzte ihm damit einen Schlag. »Ich habe versucht, dir das Leben zu retten. Ich für meinen Teil halte es für einen ausgesprochen beeindruckenden Versuch meinerseits.«
    »Das war es in der Tat«, räumte er laut lachend ein. »Aber du wärest noch beeindruckender gewesen, wenn du mit deinen Korsettschnüren nicht an deinem Absatz hängen geblieben wärest.«
    »Wenigstens haben wir die Klatschbasen mit neuer Nahrung versorgt. Ich bin mir sicher, es wird morgen lang und breit in den Skandalblättchen erörtert werden – M.M. und H.W. nach Angriff von tollwütiger Maus in flagranti ertappt!«
    Sie ließ sich in seine Arme zurücksinken und seufzte zufrieden. Mondlicht fiel auf ihr Bett und badete sie in seinem milden Schein. Hayden schwieg so lange, dass sie schon glaubte, er sei eingeschlafen. Aber als sie sich auf die Ellbogen stützte, um sich das Vergnügen zu gönnen, ihn im Schlaf zu betrachten, lag er mit offenen Augen da und schaute nachdenklich zur Decke.
    Als spürte er ihren neugierigen Blick, drehte er sich langsam zu ihr um. »Ich muss dir von Justine erzählen.«
    Lottie schüttelte den Kopf und streichelte seine Wange. »Ich weiß bereits alles, was ich wissen muss. Du brauchst es nicht zu tun.«
    Er nahm ihre Hand in seine und drückte einen Kuss auf die Innenfläche. »Ich glaube schon. Wenn nicht für dich, dann für mich.«
    Sie nickte leicht und schmiegte sich wieder in seine Arme.
    Als er sprach, war seine Stimme merkwürdig fremd, als berichtete er etwas, das jemand anderem geschehen war, in einem anderen Leben. »Fast drei Monate, nachdem wir aus London zurückgekehrt waren, entdeckte Justine, dass sie schwanger war. Was sie nicht ahnte, war, dass das Kind von Phillipe war.«
    Lottie schloss einen Moment die Augen. Dank Ned musste sie ihn nicht fragen, woher er wusste, dass es nicht sein Kind war.
    »Justine glaubte immer noch, dass ich es war, der in jener Nacht in London in ihr Bett gekommen war. Ich hatte nicht das Herz, ihr die Wahrheit zu sagen. Als sie herausfand, dass sie ein weiteres Kind bekommen würde, war sie überglücklich. Sie saß stundenlang da und nähte und stickte kleine Hauben und komponierte Wiegenlieder und erzählte Allegra die ganze Zeit von dem kleinen Brüderchen, das sie bekommen würde. Sie war überzeugt, dass das Kind ein Junge sein würde, der Erbe, den sie mir immer hatte schenken wollen. Ich hatte keine andere Wahl, als die Charade mitzuspielen und so zu tun, als sei ich ebenso außer mir vor Freude wie sie.«
    »Was für eine Qual das für dich gewesen sein muss«, flüsterte Lottie und streichelte seinen Arm.
    »Ich wusste nicht, was ich anderes tun sollte. Schließlich konnte ich ja kaum einem ungeborenen Kind die Schuld an den Umständen seiner Zeugung geben. Ich war entschlossen, Justine in der Abgeschiedenheit Cornwalls zu halten, bis das schlimmste Gerede in London verstummt war.« Er biss die Zähne zusammen. »Aber ein Diener hatte ein Skandalblatt aus London mitgebracht, und es fiel Justine aus Versehen in die Hände. Da stand alles zu lesen: Jedes hässliche Wort über ihre Untreue, das Duell, Phillipes Tod.«
    Zum ersten Mal verstand Lottie wirklich die Tiefe seiner Verachtung für jene, die Skandale zu ihrem eigenen Profit unters Volk brachten. »Was hat sie getan?«
    »Sie verfiel in eine schreckliche Depression. Es war schlimmer als Melancholie, schlimmer als Niedergeschlagenheit, schlimmer als alles, was ich zuvor erlebt hatte. Sie weigerte sich, ihr Bett zu verlassen, außer spät in der Nacht; dann wanderte sie über die Flure, als wäre sie bereits ein Geist. Die Tage verbrachte sie in ihrem Zimmer. Obwohl es Allegra schier das kleine Herz brach, weigerte sie sich, einen von uns beiden zu sehen. Ich denke, sie hat sich zu sehr geschämt, uns unter die Augen zu treten.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass sie keine Schuld an dem hatte, was geschehen war. Schließlich war ich es doch gewesen, der sie in der Nacht allein gelassen hatte, als sie mich am dringendsten brauchte.«
    Lottie biss sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte, und wusste, dass der Versuch zwecklos war, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Nicht jetzt. Noch nicht.
    »Dann, in einer stürmischen Nacht verschwand sie. Wir
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