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Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Titel: Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Autoren: Martin Johannson
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Wünsche ALLER Besucher. In den verwinkelten Gassen, in denen sich die zahlreichen Touristen tummelten und ihr Geld ausgaben, gab es Bars, Restaurants, Geschäfte, Nachtclubs, Banken, Versicherungen, Anwälte, Ärzte, die Polizei und sogar ein Krankenhaus. Die Geschäfte boten Einfaches und Ausgefallenes an, billige Souvenirs und ausgesuchte Designerware. Die Banken konnten die Urlauber mit jeder Währung dieser Welt versorgen, und in den Nachtclubs war ebenfalls für jeden Geschmack etwas dabei. Solange es legal war. Die illegalen Sachen gab es nur in der großen Stadt, und die war zu weit entfernt für einen Nachmittagsausflug.
Im Tal arbeiteten im Winter, wenn Hochbetrieb war, doppelt so viele Menschen wie im Sommer. Sie kamen aus der ganzen Republik, um für die Saison ihre Arbeitskraft anzubieten, die hier aber auch dringend gebraucht wurde: Skilehrer, Kellner, Barkeeper, Huren, Banker, Taxifahrer, Ärzte und Krankenschwestern, sie lebten hier, bis sie im Frühjahr dahin zurückkehrten, woher sie gekommen waren. Das Bankkonto aufgefüllt, mit unzähligen Telefonnummern von Kunden oder Einheimischen in der Tasche. Manche versprachen, im nächsten Winter wiederzukommen, doch meistens kehrten sie nie zurück. Stattdessen eroberten neue Saisonkräfte den Ort und bevölkerten das Tal.
Im Tal tobte den ganzen Winter über das Leben. Ununterbrochen. Es gab dort keine stillen Nächte wie oben am Berg. Im Tal feierten die Gäste in den Bars bis zum Morgen. In den Restaurants wurde sogar noch nach Mitternacht warme Küche serviert, und der Schneeräumdienst arbeitete in Schichten rund um die Uhr. Das Singen und Rufen Betrunkener schallte zu jeder Tages- und Nachtzeit durch die Straßen, und selbst im Krankenhaus gab es kaum eine ruhige Phase.
Die meisten Geschäfte brauchten sich über mangelnde Konjunktur wirklich nicht zu beklagen, denn wer Urlaub machte, dem saß das Geld locker und der gab gerne auch ein paar Euro für Dinge aus, die er sonst nie im Leben kaufen würde. Viele Geschäfte waren sehr erfinderisch, wenn es darum ging, den Umsatz anzukurbeln, indem sie alberne Souvenirs als wertvolle Dinge deklarierten und Ladenhüter mit Sonderangeboten interessanter machen, und meistens ging ihre Rechnung auch auf. So gab es Felsbrocken im Glas als Erinnerungsstücke, und Splitter von den zerbrochenen Skibrettern berühmter Skifahrer, die wahrscheinlich noch nie einen berühmteren Fahrer getragen haben als den Ladenbesitzer selbst. T-Shirts mit Bergwichten, Bergwichte als Kerzenständer, Berge in Form von Brüsten als Kissen, Enzianschnaps, Bonbons in Form von Marienkäfern und und und.
    Simon war es egal, wie die Geschäftsleute im Tal ihren Umsatz steigerten, solange er dort bekam, was er brauchte. Er kaufte sein Fleisch im Tal, die Getränke, das Gemüse und auch Bettwäsche und Seife. Eigentlich alles. Wenn es etwas nicht gab, dann wurde es bestellt, und er konnte es sich ein paar Tage später dann abholen. Und so hoffte er, dass auch Lukas heute im Tal gewesen war, um noch etwas für den Abend zu besorgen. Ein paar Noten, einen Klavierstimmer oder was auch immer. Oder er hatte eine Frau getroffen, eine Touristin oder eine der Saisonkräfte, mit der er zusammen war, bis ihm einfiel, dass er noch eine Verpflichtung hatte. Oder... Auf einmal zuckte ein schrecklicher Gedanke durch Simons Kopf. Oder war Lukas vielleicht etwas passiert?
Simon lief ein leiser Schauer über den Rücken. Aber was sollte passiert sein? Seine Ski standen im Schuppen, was bedeutete, dass er nicht auf der Piste verunglückt sein konnte, und auch die Schneemobile standen vollzählig in der Garage. Sehr viel mehr gefährliche Dinge gab es nicht, jedenfalls nicht in Simons Fantasie an diesem Nachmittag.
Oder, und bei dem Gedanken wurde Simon richtig schlecht, Lukas war zum Huber übergelaufen. Huber hatte so seltsam gegrinst, als Simon seinen Pianisten erwähnte. Und er hatte so ironisch »tatsächlich« gesagt. Erst hatte Simon es als verlegene Erwiderung verbucht, weil Huber sonst nichts eingefallen war, aber jetzt deutete er diese Bemerkung ganz anders. Wusste Huber etwas? Hatte er Lukas für den heutigen Abend viel Geld geboten oder möglicherweise sogar eine Beteiligung an den Einnahmen, um ihn auf seine Seite zu ziehen? Etwas, worum Lukas Simon schon seit langem gebeten hatte, was Simon ihm aber nicht geben konnte. Hatte Huber ihm vielleicht dadurch sogar ein dauerhaftes, festes Engagement versprochen?
    Simon schluckte den unangenehmen
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