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Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Titel: Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Autoren: Martin Johannson
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Dinner nicht da war, hatte Simon ein großes Problem, denn dann müsste das ganze Spiel ohne den angekündigten berühmten Pianisten stattfinden. Eine Katastrophe. Zumal er keine Ahnung hatte, was er den Gästen stattdessen präsentieren sollte. Das Zimmermädchen als Sängerin verkleiden und trällern lassen? Oder selbst auf dem Flügel klimpern? Er stöhnte innerlich auf. Er konnte nur hoffen, dass Lukas im letzten Moment noch pünktlich auftauchte. Aber dann konnte der Kerl sich etwas anhören!
    Mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung im Bauch ging Simon zur Gruppe hinüber.
»So, jetzt geht's los. Noch einmal ein herzliches Willkommen an alle Agatha-Christie-Liebhaber zur mörderischen Silvesternacht. Wir werden jetzt erst einmal eine große Besichtigungstour rund um den Tatort machen, bevor wir uns zurück in das Hotel begeben, wo uns ein tödliches Vergnügen erwartet. Ich hoffe, Sie sind darauf vorbereitet, dass heute Nacht ihre schlimmsten Albträume in Erfüllung gehen könnten.«
»Mein schlimmster Albtraum geht in diesem Moment schon in Erfüllung«, meinte Martin Sarotzki, während er sich zum wiederholten Male in den Schnee setzte. Die Gruppe lachte.
Simon lächelte. »Wir werden das Tempo gemütlich halten. Sicherlich wollen Sie sich schon ein bisschen kennen lernen, bevor Sie sich dann gemeinsam auf Mörderjagd begeben, denn Sie wissen ja: Unter Ihnen weilt ein Mörder!«
»Wenn ich der Mörder bin, kann ich dann umbringen, wen ich will? Zum Beispiel den hier?« Das Model zeigte lachend auf Martin Sarotzki, der sich mühsam aufrappelte und versuchte, auf seinen Skiern stehen zu bleiben, doch schon beim nächsten Schritt wieder stolperte und hinfiel.
Als er den Kopf hob, hatte Martin Sarotzki den Mund voller Schnee, der sogar zwischen seinen Zähnen steckte und den er resigniert ausspuckte. »Das könnte dir so passen, mein Mäusezähnchen. Mich umbringen und dann so einfach den Preis einheimsen. Nichts gibt's.«
Simon pflichtete ihm bei. »So einfach ist das nicht. Aber ich erkläre die Regeln, sobald wir wieder im Hotel sind. Jetzt wollen wir erst einmal losfahren, bevor die Sonne untergeht und den Berg verdunkelt. Dann wird es nämlich sehr gefährlich hier. Manchmal haben wir hier ein paar Wölfe, aber vor allem kommt der Luchs.«
»Wirklich?« Cleopatra Schäfers Augen leuchteten. Sie trug jetzt ebenfalls einen Skianzug, der alle üppigen Rundungen und Pölsterchen ihres Körpers betonte. Es war ein Skianzug für Männer, dazu trug sie eine Herren-Skimütze mit dicken Ohrenklappen.
Simon hatte sie gar nicht mehr richtig wahrgenommen, erst jetzt, als sie plötzlich etwas sagte, fiel sie ihm wieder auf.
»Wirklich. Der Luchs gehört zum Hotel dazu, nach ihm wurde es sogar benannt. Er holt normalerweise nur Hühner und Hasen, aber es ist besser, wenn wir ihm nicht begegnen. Er ist ein Raubtier und kann sehr gefährlich werden. Also fahren wir.«
    Der Trupp setzte sich langsam in Bewegung, wobei Martin Sarotzki große Schwierigkeiten hatte, überhaupt vorwärts zu kommen. Seine Freundin, das Model, stand wesentlich sicherer auf den Skiern und setzte sich gleich an die Spitze des Trupps, wo Simon mit Lutz Terfoorth die Führung übernommen hatte.
    Als sie am Hotel »Zur schönen Aussicht« vorbeikamen, standen zwei Männer vor der Tür. Einer trug zu einem langen, ledernen Mantel eine Ledermütze, die in ihrer Form an eine Kopfbedeckung aus dem vorigen Jahrhundert erinnerte. Die Chauffeure der ersten Automobile trugen eine solche und Charles Lindbergh ebenfalls, als er den Atlantik überquerte. Der Mann war offensichtlich der Fahrer des Oldtimers. Der andere an der Tür trug eine karierte Tweed-Jacke und hatte eine kalte Pfeife in der Hand. Er grinste, als Simon mit seinen Gästen an ihm vorüber fuhr.
»Grüß Gott, Neumayer.«
»Hallo, Huber«, Simon hielt an und grüßte zurück.
»Was macht die Party? Schon in vollem Gange?« Hubers Grinsen war breit und selbstsicher.
»Klar. Alles läuft. Alle haben Spaß.« Simon wandte sich an seine Gäste hinter ihm, die ebenfalls angehalten hatten. »Stimmt's?«, rief er in die Runde.
Seine Gäste nickten. Nur einer murmelte leise etwas darüber, dass das Skifahren mit solchen Anfängern eine Zumutung sei, wobei er einen verächtlichen Blick auf Martin Sarotzki warf, der sich mit seinen Skistöcken gerade im Skianzug eines anderen Läufers verhakt hatte und danach wieder zu Boden ging.
»Dann kauf ich mir eben morgen den besten Skilehrer, den es gibt«,
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