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Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Titel: Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Autoren: Martin Johannson
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Leben mit ihnen auf den ersten Blick für wahrhaft idyllisch halten und sich danach sehnen, Zeit mit ihnen zu verbringen. Und wer nur den Staub und Dreck der Stadt kannte, verliebte sich meistens sofort in den zauberhaften Anblick des Hotels.
    Simon Neumayer trat seinen Gästen entgegen.
»Herzlich Willkommen im Berghotel ›Zum Luchs‹«, sagte er mit fester und freundlicher Stimme.«
»Danke. Das sieht ja sehr anheimelnd aus.« Mit diesen Worten schälte sich der erste Gast aus der warmen Decke und stieg aus dem Schlitten. Die Frau war schon älter, Ende Siebzig, wirkte aber noch sehr rüstig. Um die Schultern trug sie ein warmes Tuch, darunter kam ein Pelzmantel zum Vorschein, der offensichtlich schon bessere Wintertage gesehen hatte. An den seitlichen Nähten war er abgenutzt und das Fell dünn wie bei einem räudigen Hund. Sie trug trotz der Kälte einen Rock und Stiefel, die die Waden nicht bedeckten.
    »Was für ein schönes Haus. Ich bin Mona Winter«, fügte die Frau hinzu. Simon reichte ihr die Hand. »Es ist schon seit mehr als siebzig Jahren in unserer Familie«, antwortete er mit Stolz in der Stimme. Er war tatsächlich stolz darauf und liebte das Haus, in dem er so viele Jahre seines Lebens verbracht hatte. Mona Winter betrachtete das Gebäude wohlwollend, während sie ihm die Hand schüttelte. Sie hatte einen festen, sicheren Händedruck, dem man ihr Alter nicht anmerkte.
»Bitte, Frau Winter, gehen Sie schon mal rein. Stefanie wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen und alles erklären.«
Tatsächlich erschien am Eingang des Hotels ein junges, blondes Zimmermädchen, das freundlich, aber zurückhaltend, lächelte. Das Mädchen trug ein grünes Kleid und eine weiße Schürze darüber. Die blonden Haare hatte es zu einem Zopf im Nacken geflochten. Stefanie war noch jung, Anfang Zwanzig, und wirkte, als wäre es das erste Mal, dass sie Gäste in Empfang nahm. Etwas unsicher führte sie die ältere Frau in das Haus, während Simon Neumayer den nächsten Gast begrüßte.
»Fritz Wupke«, stellte dieser sich mit dröhnender Stimme vor. Er hatte eine Fellmütze auf seinem Kopf und einen arroganten Ausdruck in den Augen, als hätte er das Tier auf seinem schütteren Haar selbst erlegt, gehäutet und das Fell gegerbt. »Sollen wir uns sofort in Schale werfen oder wie läuft dat hier?«
Der Mann kam aus preußischen Landen, wie Simon unschwer an seinem Dialekt erkannt hätte, wenn ihm das nicht schon aus dem Buchungsauftrag bekannt gewesen wäre.
»Nein, ziehen Sie sich erst einmal Ihre Skikleidung an. Wir werden zunächst einen Ausflug in den Schnee machen, solange es noch hell ist.«
»Dufte«, freute sich Fritz Wupke, bevor er sich an das zweite Zimmermädchen wandte, das sich bisher im Schatten der Tür aufgehalten hatte. Das Mädchen trug ebenfalls ein grünes Kleid mit einer weißen Schürze, war jedoch ein paar Jahre älter und wirkte wesentlich erfahrener als das erste.
»Sie sind also meine charmante Begleiterin jetzt. Klasse. Ich bin der Fritz«, sagte er zu dem Mädchen.
»Ich bin Marie«, antwortete das Zimmermädchen und lächelte Fritz Wupke freundlich an, bevor er an ihrer Seite in das Haus stiefelte.
    Simon konzentrierte sich dagegen auf den nächsten Gast, der aus dem Schlitten stieg. Ein Geschöpf, das er nicht zweifelsfrei zu identifizieren vermochte. Es sah aus wie ein Mann, hatte kurze, graue Haare, die unter einem schwarzen Hut hervorlugten, aber als es sich vorstellte, entpuppte es sich – nicht nur dem Namen nach – als Frau.
»Cleopatra Schäfer. Ich freue mich schon sehr auf das Spiel heute Abend. Das ist ja etwas ganz Besonderes, was Sie sich da haben einfallen lassen. Etwas ganz Besonderes«, sagte sie mit klarer, heller Stimme. Ihre Hand war klein und zart wie die einer Frau, obwohl der Rest ihrer Kleidung eher auf einen Mann hinwies. Sie trug einen schwarzen Anzug, darüber einen schwarzen Mantel. Dazu einen Spazierstock und schwarze Lederschuhe mit weißen Gamaschen.
»Es ist mir eine Freude, Sie in meinem Hotel willkommen heißen zu dürfen, Frau Schäfer. Wie sich sehe, sind Sie schon für das Spiel vorbereitet.«
»Ganz bestimmt.« Die Frau schmunzelte. Als sie aus dem Schlitten stieg, zogen sich die Federn des Wagens quietschend zusammen, und Simon konnte auch erkennen, warum. Unter dem Mantel verbarg sich ein kräftiger, runder Körper, der an der Steigung des Weges das Pferd bestimmt an seine körperlichen Grenzen gebracht hatte.
Simon führte Frau Schäfer zum Eingang des Hotels,
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