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Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Titel: Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Autoren: Martin Johannson
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frische Luft zu atmen und dadurch meinem Verstand wieder zu Klarheit zu verhelfen.
Es war kalt draußen und tiefdunkel. Nur aus wenigen Fenstern der umliegenden Häuser schien noch etwas Licht. Auf einem Balkon im Haus gegenüber stand ein Mensch und rauchte. Sein Schatten hob sich vom Dunkel der Mauer ab, das rote Licht der Zigarettenspitze glühte in der Dunkelheit auf.
Hinter mir hörte ich das leichte Klappen der Terrassentür und spürte Claras Anwesenheit direkt neben mir. Sie roch nach Vanille und Apfel.
Mit leiser Stimme sagte sie: »Warum tun wir Dinge, die nicht gut für uns sind? Warum fühlen wir uns so angezogen von dem, was uns schadet?«
Ich hoffte, dass ihre Worte dem Raucher gegenüber galten, doch ich fürchtete, dass sie etwas ganz anderes meinte. Dass sie mich meinte.
Sie lehnte an der Mauer ihrer Terrasse. Ihr Körper verschmolz fast mit der Wand, nur ihr Haar hob sich dunkel davon ab. Um sie nicht ansehen zu müssen, starrte ich unaufhörlich zu der Zigarette gegenüber. Doch der Raucher hatte anscheinend inzwischen genug, denn das rote Glühen flog über die Brüstung seines Balkons, fiel ein Stockwerk nach unten, taumelte kurz an einem beleuchteten Balkongeländer und der darunter liegenden Dachrinne, bis es in dem schwarzen Abgrund landete, der bei Tageslicht ein Rasen war. Ihr Licht erstarb in der Feuchtigkeit des Grases.
Ich sah Clara an. »Es ist das Spiel mit dem Feuer, denke ich, das uns anzieht. Das Risiko, das das Leben aufregend und abenteuerlich macht.«
Sie lächelte in die Dunkelheit. »Spielst du gern mit dem Feuer?« Ihre Stimme war so leise und dunkel, dass ich kaum noch atmen konnte. Plötzlich spürte ich ihre Hand auf meinem Arm.
In diesem Moment hatte ich das Gefühl, als wäre ich nicht mehr Herr meiner Sinne und meines Körpers. »Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal gespielt habe. Es ist lange her.«
Mein Mund hatte sich selbstständig gemacht und redete, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Und auch der Rest meines Körpers machte, was er wollte. Ich konnte nicht mehr. Ich gab auf. Ihre Hand zog mich sanft zu ihr, und ich ließ es geschehen. Clara löste sie sich von der Wand und zog meinen Kopf mit ihrer anderen Hand zu sich. Ihr Haar kitzelte mich an der Wange, ihre Nase streifte mein Kinn, bis ihre Lippen meinen Mund fanden und ihn küssten.
Sie schmeckte unbeschreiblich. Wie die verbotene Frucht und das gelobte Land. Wie Anfang und Ende, süß und bitter, alles und nichts.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich in diesem Augenblick irgendeinen Gedanken fassen konnte. Ich vergaß, wo ich war und bei wem und dass ich eigentlich nicht hier sein durfte. Ich verdrängte, dass ich mich heute weder geduscht noch rasiert hatte. Ich bemerkte nicht, dass meine Hände schließlich ihre Haare zerwühlten und an den Knöpfen ihres Kleides zerrten – ich erwiderte einfach ihren Kuss, bis ich das Gefühl hatte, dass mein Körper zerspringen wollte.
Ihre Zunge spielte mit meiner und schaltete meine Hirnzellen eine nach der anderen ab. Sie schmiegte sich so eng an mich, dass ich nicht verbergen konnte, wie erregt ich war.
Dann löste ich mich von ihrem Mund und küsste ihren Hals, ihre Ohren, ihren Nacken. Ihr Atem strich über meine Haut, und als ich meinen Unterleib gegen ihr Becken presste, prickelte ihr leises Stöhnen wie Feuer in meinem Ohr.
Sie nahm meine Hand und führte sie an ihre Brust, doch dann, als hätte sie es sich anders überlegt, löste sie sich von mir, öffnete die Terrassentür und führte mich an der Hand zurück ins Wohnzimmer. Dort blieb sie stehen und küsste mich erneut.
Doch auf einmal löste sie sich von mir, öffnete mit wenigen Handgriffen ihr Kleid und ließ es fallen.
Sie stand vor mir, wie Gott sie geschaffen hatte. Sie anzusehen und ihre perfekte Nacktheit zu betrachten, fühlte sich an, als würde ich in ein gleißendes Licht starren. Es war kaum möglich, die ganze Schönheit ihres Körpers zu begreifen – die vollendeten Proportionen, die schimmernde Haut, die Straffheit ihrer Glieder. Und die natürliche Unsicherheit und Verletzlichkeit, die sie auf einmal ausstrahlte. Ich versuchte, das Bild in mir aufzusaugen, wie ihre dunklen Haare über ihre Schultern hingen und eine Strähne dabei ihre Brust umspielte. Ihr Lächeln wirkte so sanft und unschuldig, doch gleichzeitig so entschlossen und überlegen, dass ich mir vorstellen konnte, wie Adam sich gefühlt haben musste, als Eva ihm die verbotene Frucht darbot.
»Komm mit«, flüsterte sie
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