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Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Titel: Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Autoren: Martin Johannson
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friedlich zur Ruhe begeben, wenn sein Freund allein im Dunkeln seiner umnachteten Seele im Keller hockte. Deshalb schnappte er sich einen Kerzenständer vom Kaminsims im Salon und stieg die Treppen zum Keller hinunter. Er setzte sich auf die untersten Stufen, stellte die Kerzen neben sich und sah zu seinem Freund, der unverändert dasaß und ins Nichts murmelte. Dann lehnte Simon seinen Kopf an den kalten Stein und erlaubte sich zum ersten Mal an diesem Abend, an nichts zu denken.
    ***
    Als die Morgendämmerung durch das Kellerfenster kroch, hatte sich Lukas' Position am Tischbein nicht geändert. Doch Simon stand endlich auf, schüttelte seine tauben Glieder und begab sich nach oben. Er zog sich seinen Skianzug an und ging nach draußen, wo ihn viele Aufgaben erwarteten, bevor seine Gäste erwachten. Zuallererst musste er das durchtrennte Telefonkabel finden.
    Der Morgen war frisch und kalt, der Schnee knirschte unter Simons Füßen und strahlte unirdisch weiß in der tief stehenden Wintersonne. Auf dem Hang fuhr ein einsamer Tourist die Piste nach unten, auf dem Weg begegnete Simon ein paar Langläufern mit Rucksäcken auf dem Rücken.
Doch Simon achtete nur auf den möglichen Verlauf des Telefonkabels, das unterirdisch verlief. Er war damals dabei gewesen, als es verlegt wurde, konnte sich jedoch nicht mehr daran erinnern, wo der Kasten stand. Schließlich fand er ihn. Hinter einem Gebüsch an der Straße, grau, unscheinbar und fast eingeschneit. Die Tür war angelehnt. Simon öffnete den Kasten und fand sofort das defekte Kabel. Ein glatter Schnitt hatte es durchtrennt. Er verknüpfte es notdürftig mit dem Isolierband, das er mitgebracht hatte. Es sollte keine Ewigkeit halten, es musste nur einen oder zwei Anrufe überstehen. Dann eilte er zurück ins Hotel und nahm den Hörer ab. Es funktionierte. Er rief die Polizei und die Telefongesellschaft an. Er schaffte es sogar noch, den Elektriker zu einem Notfalleinsatz an seinem Stromkasten im Hotel zu überreden, danach war das Telefon wieder tot.
    Als eine halbe Stunde später die Polizei eintraf, schliefen die Gäste immer noch friedlich.
Simon erklärte den Beamten, was passiert war. Sie nahmen Lukas schließlich mit, der noch immer mit geschlossenen Augen irgendwelche Verwünschungen murmelte, und verstauten die beiden Leichen ebenfalls in ihren Wagen, nachdem sie gründliche Untersuchungen angestellt und viele Fotos gemacht hatten. Als der erste Gast die Treppe nach unten kam, verließen sie gerade den Hof, so dass er nichts davon merkte.
Auch die anderen Gäste bekamen von diesem Besuch nichts mit. Als Simon aufräumte, halfen sie ihrem Gastgeber dabei, klopften ihm anerkennend auf die Schulter und baten ihn, sie für das nächste Jahr vorzumerken.
Simon tat ihnen lächelnd den Gefallen und trug sie im Kalender für das kommende Silvesterfest ein.
Am Nachmittag hatte Simon immerhin schon einen weiteren ausgebuchten Tag in diesem Jahr.
Am Abend waren es schon zwei und als er später in sein Bett ging, waren bereits fünf Wochen im Voraus ausgebucht.
    Mona Winter bat ihn um das Rezept für das faszinierend echt aussehende Blut, was er ihr aber nicht verriet. Stattdessen gab er ihr das Rätselheft zurück, das Cleopatra Schäfer gestohlen hatte. Cleo verteilte auch fast alle anderen Sachen, die sie im Laufe des Abends entwendet hatte, an ihre ursprünglichen Besitzer, nur den leeren Yoghurtbecher und das Salatgemüse behielt sie.
    Als Andrea Krist sich weigerte, noch eine Woche Urlaub mit Martin Sarotzki zu verbringen, versprach er, ihr eine wertvolle Edelsteinkette zu schenken, woraufhin sie begeistert zustimmte und gleich zwei Wochen mit ihm buchen wollte, falls er noch ein Armband dazulegte.
    Silvia Terfoorth machte noch am Neujahrstag ernst und gab ihrem Mann die Scheidungspapiere. Dann sandte sie ihn ins Tal, damit er allein wieder nach Hause fuhr, während sie noch ein paar Tage Urlaub dranhängte.
    Schließlich saß Simon in seinem kleinen Schlafzimmer und sah hinaus in die kalte, klare Winternacht. Das neue Jahr hatte begonnen. Es hatte ihm einen Freund genommen und dafür einen neuen gewonnen. Morgen würde er mit Huber einen Plan für die kommende Sommersaison erstellen und danach Lukas im Gefängniskrankenhaus besuchen fahren. Er würde Lukas nicht aufgeben, egal was der in seinem verrückten Kopf noch alles ausheckte. Er war sein Freund und würde es auch bleiben.
Dann zog sich Simon müde seine Sachen aus und legte sich in sein Bett.
    Draußen begann
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