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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere
Autoren: Thomas Ziegler
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Befreiung von einer schrecklichen, ungeheuerlichen Spannung. »Dann ist es endlich zu Ende«, flüsterte sie. »Es ist endlich zu Ende. Er hat bekommen, was er verdient hat, dieses Schwein …«
    Übergangslos begann sie wieder zu weinen.
    »Reißen Sie sich zusammen«, befahl Markesch barsch. »Wer waren die Männer, die Sie überfallen und die Fotos gestohlen haben? Das war es doch, was sie in Wirklichkeit wollten, oder? Reden Sie schon!«
    Corinne schüttelte müde den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe sie noch nie vorher gesehen.«
    »Wie sahen sie aus?«
    »Groß. Sehr groß. Sehr muskulös. Wie … Bodybuilder. Und der eine hatte eine Bohrmaschine, und er drohte mir … er wollte …«
    Sie sprach nicht weiter.
    Blackie! dachte Markesch. Blackie Decker!
    Eine Szene blitzte vor seinem inneren Auge auf: Der VW-Bus, von dem er fast überfahren worden war, als er Corinnes Haus verlassen und den Ehrenfeldgürtel überquert hatte. Der VW-Bus mit dem Logo eines Bodybuildingstudios. Aber er hatte den Namen nicht erkennen können …
    Jetzt kannte er ihn: Bodyshape.
    Aber wie sollten Trucker und Blackie erfahren haben, wo sich Astrid Pankrath versteckte? Und woher sollten sie gewußt haben, daß sich die belastenden Fotos in Corinnes Wohnung befanden?
    »Kress hat es verdient«, murmelte Corinne zusammenhanglos. »Was er meinem Mann angetan hat, was er mir angetan hat … Er hat es tausendfach verdient.« Sie nickte. »Gerechtigkeit. Das ist …«
    »Gerechtigkeit? Was ist mit Astrid? Hat sie es auch verdient? Hat sie es verdient, im Leichenschauhaus zu liegen? Ja?« Plötzlich packte ihn der Zorn. Er riß sie hoch und schüttelte sie. »Eine Frau ist tot«, zischte er. »Eine junge Frau mußte wegen Ihrem verrückten Racheplan sterben. Ist Ihnen überhaupt klar, was Sie angerichtet haben?«
    Corinne begann wieder zu zittern, und die Angst kehrte in ihre Augen zurück. »Aber ich wollte doch nicht … ich konnte doch nicht ahnen …«
    »Wer wußte noch davon, daß sich Astrid in Ihrem Haus in Lindlar versteckt?«
    »Niemand. Es konnte niemand wissen, es gehörte zu unserer Abmachung«, keuchte sie. »Astrid wollte aus dem Milieu aussteigen, verstehen sie, sich nicht mehr prostituieren. Aber sie hatte Angst vor ihrem Zuhälter. Sie wollte Köln verlassen, ehe er aus dem Gefängnis kam. Ich bot ihr Geld für ein neues Leben, und sie half mir, heimlich die Fotos zu machen. Hinterher zog sie in mein Landhaus. Ich dachte, sie wäre dort sicher vor Kress und ihrem Zuhälter. Ich dachte, niemand würde sie dort finden.«
    Markesch lachte hart. »Aber es hat sie jemand gefunden. Jemand, der genau Bescheid wußte.«
    Vielleicht war es Zosch, dachte er. Karl-Heinz Zosch wußte spätestens seit seinem letzten Besuch in der Spedition, wo sich Astrid Pankrath befand. Aber warum sollte Zosch sie umbringen? Es ergab keinen Sinn.
    »Vielleicht …«, begann Corinne.
    »Ja?«
    »Vielleicht hat Astrid jemand gebeten, ihr beim Umzug zu helfen«, sagte Corinne. »Jemand aus ihrem alten Milieu. Vielleicht wußten die beiden Männer deshalb, wo …«
    »Aber Sie waren beim Umzug doch dabei!« Er sah sie entgeistert an. »Sie haben Astrid in Nippes abgeholt. Mit Ihrem Sportwagen! Eine Nachbarin hat Sie gesehen.«
    Sie erwiderte seinen Blick, nicht weniger entgeistert als er. »Das ist unmöglich. Ich habe Astrid nicht abgeholt. Sie wollte den Umzug von einer Spedition machen lassen. Ich gab ihr einen Scheck für die Kosten, das war alles. Außerdem habe ich keinen Sportwagen; ich fahre einen Daimler.«
    Und das letzte Teil fügte sich ins Puzzle.
    Er hatte sich geirrt. Corinne von Bohlen hatte ihr rotes Haar schwarz gefärbt, aber nicht, um zu verhindern, daß man in ihr die Frau wiedererkannte, die Astrid Pankrath vor ihrem Verschwinden zuletzt gesehen hatte. Die rothaarige Frau mit dem Sportwagen, von der der Katschmarek erzählt hatte, war nicht Corinne gewesen.
    Sondern Denise.
    »Wo ist das Telefon?« fragte er.

 
14
     
    Der Morgen dämmerte bereits, als Markesch das Haus am Ehrenfeldgürtel verließ, sich ans Steuer des Fordtransporters setzte und ohne großen Erfolg versuchte, den bitteren Geschmack der Selbstvorwürfe mit einem großzügigen Schluck Scotch zu vertreiben.
    Vielleicht könnte Astrid Pankrath noch leben, wenn er sich rechtzeitig um die verräterische Denise gekümmert hätte. Sie hatte schon bei ihrem ersten Zusammentreffen in der Black Lagoon versucht, seine Ermittlungen zu torpedieren. Deshalb hatte sie ihn mit
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