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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz
Autoren: Lydia Adamson
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es diese köstlichen, süßen Brötchen gibt.
    »Ich habe getan, worum Sie mich gebeten haben«, sagte sie, nachdem wir uns gesetzt hatten und unser Frühstück gekommen war. Dann fügte sie hinzu: »Mit ein paar kleinen Änderungen.«
    Sie wirkte nervös und schien sich unbehaglich zu fühlen.
    »Was für Änderungen?« fragte ich freundlich.
    Plötzlich schien sie der ganze Verlauf unseres Gesprächs nicht mehr zu interessieren. Sätze sprudelten aus ihr heraus: »Ich komme einfach nicht damit klar, was ich gestern in dieser Höhle gesehen habe. Ich weiß auch nicht, warum. Das waren doch nur Kreidegemälde auf einer Wand. Aber ich habe die ganze Nacht von dieser Katzengöttin geträumt. Und ich kann nicht glauben, was ich gesehen habe. Ich kann nicht glauben, daß jede Darstellung einen anderen Katzenkopf hatte. Ich kann einfach nicht glauben, daß die Figuren die Katzen der ermordeten Menschen personifizieren sollen! Verstehen Sie, was ich meine?«
    Ich antwortete nicht. Sie wirkte ein wenig hysterisch. Es war wohl das beste, ein wenig abzuwarten. Ich aß mein Brötchen. Judy beruhigte sich und vergrub ihr Gesicht einen Augenblick lang in den Händen. Es war ein bißchen früh am Morgen für solch einen Verzweiflungsausbruch. Die arme Judy Mizener.
    »Was für Änderungen?« fragte ich noch einmal, um sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
    Sie setzte sich gerade hin, um mir zu zeigen, daß sie sich jetzt wieder unter Kontrolle hatte. »Erst einmal«, sagte sie, »ist die Parkverwaltung nicht gewillt, bei dieser faulen Sache mitzumachen. Sie wollen nichts mit falschen Meldungen über irgend etwas in ihren Parks zu tun haben.«
    »Aber sie haben nichts dagegen, daß Sie dieses Gerücht in die Welt setzen.«
    »So ist es. Zweitens habe ich beschlossen, Retro völlig außen vor zu lassen. Drittens werde ich nur mit einem einzigen Nachrichtensender Kontakt aufnehmen, mit Channel Nine News.«
    Sie wartete auf eine Antwort von mir, aber ich sagte nichts. Ich war mit dieser Vorgehensweise überhaupt nicht einverstanden, aber ich konnte nichts dagegen machen.
    »Um elf Uhr habe ich einen Termin mit Channel Nine. Ich wollte Ihnen nur erzählen, was ich denen sagen werde.«
    Sie trank ihren Kaffee. Es hatte aufgehört zu regnen.
    »Fahren Sie fort«, sagte ich.
    »Ich werde es sehr einfach machen. Eine Höhle in der Nähe des Sees im Central Park wird sechzig Jahre nach ihrer Schließung wieder geöffnet werden. Warum? Reste von Tierkadavern, die in der Nähe der Höhle gefunden wurden, legen die Vermutung nahe, daß Anhänger eines merkwürdigen Kults, der Tieropfer verlangt, in die Höhle eingedrungen sind und sie zu illegalen Zwecken verwenden. Wir glauben, daß es sich bei mehreren Mitgliedern dieser Kultgemeinschaft um kürzlich eingewanderte Haitianer handelt. In Haiti gibt es starke Überschneidungen zwischen der Killer- und Drogenhändlerszene und dem Voodoo-Kult. Das ist alles, was ich ihnen erzählen werde.«
    »Ich glaube, das ist auch genug«, gab ich zurück.
    »Und Sie meinen, die werden das schlucken? Ist es nicht zu unglaubwürdig?«
    »Nein, warum?«
    »Wissen Sie, Alice, ich bin ziemlich nervös. Ich riskiere ziemlich viel für Sie.«
    »Für mich?«
    »Schließlich ist es Ihre Idee. Und manchmal habe ich das Gefühl, daß Sie mich zu einer kompletten Idiotin machen.«
    »Glauben Sie etwa, ich habe diese Bilder da an die Wand gemalt?«
    »Natürlich nicht. Aber ich glaube, Sie wissen mehr, als Sie mir sagen.«
    »Sie würden es sich lieber nochmal überlegen, nicht wahr, Judy?«
    Ihre Augen funkelten mich an. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich es tun werde.«
    »Danke.«
    »Okay. Dann reden wir jetzt über den Plan. Wahrscheinlich wird die Meldung in den Zehn-Uhr-Nachrichten gesendet. Wenn unser Mörder sie sieht, wird er schnell handeln. So sehe ich die Sache.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung.«
    »Natürlich wird das nur passieren, wenn Sie recht haben, wenn diese Höhlengemälde für ihn wirklich so wichtig sind, daß ihre Entdeckung eine Bedrohung für ihn bedeutet.«
    »Klar.«
    »So, leider kann ich Ihnen keine Verstärkung geben, Alice. Planen Sie, allein in der Höhle zu warten?«
    »Nein«, log ich, »mein Freund Tony kommt mit.«
    Ich hatte keinerlei Grund, ihr zu sagen, daß Tony auf Reisen gegangen war. Der Umgang mit ihr war sowieso schon schwierig genug.«
    »Haben Sie einen Waffenschein?«
    »Nein.« Und dann log ich abermals: »Aber Tony hat einen. Er hat einen Waffenschein und
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