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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz
Autoren: Lydia Adamson
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richtiger Schlaf, eher eine Art dumpfer Bewußtlosigkeit.
    Es war nach drei, als ich das erste verdächtige Geräusch hörte. Es war eine Art Knirschen und ziemlich weit entfernt.
    Ich zog die Knie an den Kopf, verharrte in dieser Position und hoffte feige, daß es nur ein Tier oder der Wind gewesen war.
    Dann hörte ich das Knirschen wieder. Jemand kam durch den Gang in die Höhle.
    Mein Herz klopfte so heftig, daß ich glaubte, es müßte meinen Brustkorb sprengen.
    Am Eingang zu dem großen Raum wurde es dunkel. Jemand stand vor den Wandgemälden! Ich konnte die Umrisse einer Gestalt ausmachen.
    Ich sah etwas funkeln, irgendein Ding, und dann hörte ich das Geräusch von Wasser, das aus einem Eimer gegossen wird. Mit großer Mühe konnte ich sehen, wie etwas auf die Wand gesprüht wurde. Dann kapierte ich, was da vor sich ging: Die Person benutzte Sprühfarbe, um die Wandbilder zu übermalen. Was da funkelte, war die Seite eines Farbkanisters aus Metall.
    Dann drehte sich die Gestalt um und schickte sich an, den großen Raum zu verlassen. Ich hatte gar nichts gesehen. Ich hatte niemanden identifizieren können. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Die ganze Aktion drohte zu scheitern. Ich mußte unbedingt sehen, wer das war.
    Ich geriet in Panik. Und ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde an meine Sicherheit zu denken, ohne an etwas anderes zu denken als daran, daß ich schlicht und einfach nicht in meinem Versteck bleiben konnte, während sich die Lösung der Fälle in der Dunkelheit aus dem Staub machte, stand ich auf und brüllte: » Arcenaux!«
    Die Gestalt blieb im Eingang zu dem Raum stehen. Dann drehte sie sich zu mir um, und plötzlich konnte ich die roten Haare und das Gesicht von Detective Arcenaux erkennen.
    »Sie blöde, neugierige Ziege!« brüllte er und kam auf mich zu, seine Waffe in der Hand.
    Ich rannte zum Ausgang. Er stellte mir ein Bein, und ich fiel hin. Als ich mich umdrehte, war seine Pistole nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt.
    Danach ging alles blitzschnell. Ich hörte, wie hinter uns jemand etwas rief. Dann prallte ein Körper gegen Arcenaux’ Gesicht. Die Pistole fiel auf den Boden.
    Arcenaux rollte herum und hob seine Hände, um sein Gesicht zu schützen.
    Ich setzte mich auf. Da war ein kleiner Mann, der rittlings auf Arcenaux saß und ihn mit kräftigen Armen und Schultern festhielt. Es war Bert Turk!
    »Was geht hier eigentlich vor?« rief eine weitere Stimme. Da stand Judy Mizener und leuchtete mit einer großen Taschenlampe über die Wandgemälde, die jetzt mit roter Sprühfarbe bedeckt waren.
    Sie kam auf uns zu. Bert Turk stieg von Arcenaux runter und atmete heftig.
    »Sie haben doch nicht im Ernst geglaubt, daß ich Sie das hier allein machen lassen würde?« fragte sie mich und half mir auf.
    »Doch, eigentlich schon«, gab ich zu. Ich schwankte ein wenig. Judy Mizener sah Arcenaux an. »Was machen Sie denn hier?« Er gab keine Antwort. Mit einem erstaunten Gesichtsausdruck drehte sie sich zu mir um. »Hat er etwas mit dieser ganzen Angelegenheit zu tun?«
    »Ja, das hat er.«
    »Wollen Sie damit sagen, einer unserer Detectives ist der Spielzeugmausmörder?«
    »O nein, Judy. Arcenaux ist kein Mörder. Er ist etwas viel Schlimmeres. Er war ein Berater, ein Bote des Todes. Er ist in jeden dieser Morde verwickelt. Er hat jedem Mörder genaue Anweisungen gegeben.«
    »Jedem Mörder? Wie viele waren es denn?«
    »Siebzehn Opfer. Sechzehn Mörder. Und ein Selbstmord - der letzte, Jack Tyre.«
    »Alice, das war alles sehr aufregend für Sie. Jetzt machen Sie mal langsam. Denken Sie nach, bevor Sie sprechen. Was Sie sagen, klingt nicht sehr glaubhaft.« Judy Mizener legte tröstend ihre Hand auf meinen Arm. Ich schüttelte sie ab.
    »Erinnern Sie sich an diese schreckliche Sache in Jonestown?« fragte ich.
    »Ja, natürlich. Ein Massenselbstmord. Eine Sekte hat sich selbst ausgelöscht - ungefähr achthundert Leute, die meisten davon Amerikaner - in Guyana. Sie haben sich vergiftet.«
    »So, und worum es hier geht, ist so ziemlich das Gleiche - nur in geringerem Umfang und auf außergewöhnlichere Weise. Jack Tyre war ein Mann mit einer sehr großen Ausstrahlung, ein charismatischer Visionär, der andere Menschen zu seinen Zielen bekehren wollte. Er predigte eine sehr alte ägyptische Religion.«
    Ich war ruhig. Ich hatte mich völlig unter Kontrolle.
    Es war, als ob ich selbst dabei zuschaute, wie meine Analyse sich langsam entwickelte, und war von ihrer
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