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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz
Autoren: Lydia Adamson
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bedingungslos in Sie verliebt. Sie sind wunderschön. Sie sind intelligent. Sie sind geheimnisvoll. Und ich bin Junggeselle. Also, ich frage Sie nochmal: Wollen Sie mich heiraten?«
    Ich lachte über seinen leidenschaftlichen, wenn auch völlig absurden Vorschlag. »Ich werde darüber nachdenken«, antwortete ich gutgelaunt.
    Seine Antwort war keineswegs freundlich. Ärgerlich gab er zurück: »Entscheiden Sie sich gefälligst sofort! Ich kann nicht warten.«
    Ich starrte ihn an. Hatte er noch alle Tassen im Schrank? »Na gut, dann sage ich nein«, gab ich zurück und drehte mich um, denn ich wollte ihn endlich loswerden.
    »Na schön«, hörte ich ihn sagen, »dann können wir ja jetzt mit der Arbeit anfangen, Alice Nestleton, Beraterin.«
    Ich wandte mich dem komischen kleinen Mann wieder zu. Er verbeugte sich leicht. »Ich heiße Bert Turk. Ich bin für Ihre Computeranfragen zuständig. Und ich bin sehr gut. Bevor sie mir die Zulassung entzogen haben, weil ich ein Schwerverbrechen begangen habe, war ich Anwalt. Sie nennen mich ein faules Ei. Nun werden Sie sich fragen, wie so ein faules Ei im Herzen des Rechtssystems tätig sein kann. Nun, weil Judy Mizener eine großherzige Frau ist und weil sie weiß, daß ich diesem Computersystem mehr Daten entlocken kann als zwanzig unbescholtene Bürger.«
    Er hatte seinen Spruch so schnell und ohne Unterbrechung aufgesagt, daß mir die Worte fehlten.
    »Kurz und gut, was ich Ihnen damit sagen will, Miss Nestleton, ist, daß buchstäblich jedes einzelne Datenbyte, das Sie möglicherweise abfragen wollen, bereits von jemand anderem abgerufen worden ist; sämtliche Informationen habe ich hier.«
    Er ging zu einem kleinen leeren Stuhl mit einer Schreibplatte - einer von diesen Stühlen, wie man sie in Hörsälen findet - und ließ den großen blauen Ordner mit einem Knall auf die Platte fallen.
    »Suchet, so werdet ihr finden«, sagte er und ging schnellen Schrittes von dannen. Ich war zutiefst erleichtert, den komischen Mr. Turk endlich loszuwerden.
    Ich öffnete den blauen Ordner, dessen Inhalt vorwiegend aus Computerausdrucken bestand. Jede meiner Fragen bezüglich der siebzehn Opfer, auf die ich so stolz gewesen war, war tatsächlich bereits gestellt und beantwortet worden.
    Im Grunde genommen gab es keine augenfälligen Übereinstimmungen, was den Lebensstil der Opfer betraf. Sie kamen alle aus verschiedenen Lebensbereichen, gehörten unterschiedlichen Rassen und Klassen an. Was sie gemeinsam hatten, sagte eigentlich gar nichts: Sie lebten alle in Manhattan, alle hatten sie Katzen, und keiner von ihnen hatte irgendwelche Vorstrafen - von Anzeigen wegen falschen Parkens einmal abgesehen -, und sie alle hatten das Kulturangebot der Stadt in Anspruch genommen und Kinos, Parks und Museen besucht.
    Die Informationen hinsichtlich der Spielzeugmäuse waren weit weniger umfangreich, denn erst nach den beiden letzten Mordfällen war diese Gemeinsamkeit überhaupt aufgefallen, und viele dieser Informationen waren erst Jahre nach den Morden zusammengetragen worden.
    Aber alle Hinweise liefen darauf hinaus, daß keiner von den Freunden oder Bekannten der Opfer, die verhört worden waren, sich daran erinnern konnte, vor dem Mord je eine Spielzeugmaus im Besitz der Toten gesehen zu haben. Im nachhinein konnte sich die Polizei jedoch erinnern, an jedem Tatort eine solche Maus gefunden zu haben, auch wenn diese Tatsache damals nicht in den Bericht aufgenommen worden war, weil man sie für zu unwichtig erachtet hatte. Also mußte jemand die Spielzeugmäuse da hingelegt haben! Nur bei sehr wenigen hatte man zurückverfolgen können, wo sie gekauft worden waren, und in den Geschäften hatte man keine Hinweise über den Käufer bekommen können - vielleicht weil es sich um ein so billiges Objekt handelte, das man nicht mit Kreditkarte bezahlte.
    Und es gab auch keine Verbindungen zwischen dem Mäusetyp und den Opfern - beispielsweise zwischen Holzmäusen und dem Geschlecht des Opfers oder aufziehbaren Mäusen und dem Alter des Opfers.
    Es gab Dutzende Kopien von Protokollen von Verhören und Befragungen von Verwandten und Freunden der Toten. Sie waren auch abgeheftet, weil die Verhöre geführt worden waren, bevor die Polizei wußte, daß die Fälle zu einer Mordserie gehörten. Und da man in jedem dieser Fälle einen Raubüberfall schnell hatte ausschließen können, hatten die jeweiligen Beamten nach geheimen Leidenschaften und Lastern gesucht, nach jedem Hinweis, der den plötzlichen Tod
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