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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz
Autoren: Lydia Adamson
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hergebeten worden war: siebzehn ermordete Menschen.
    Aufmerksam las ich die Unterschriften.
     
    Laura Elrauch - Kellnerin - 24 - weiblich - weiß - erschossen, Kaliber 22.
     
    David Sprague - Arzt - 54 - männlich - weiß – Kehle durchgeschnitten.
     
    Jill Bonaventura - 31 - arbeitslos - weiblich - weiß - erwürgt.
     
    Sekou Aman - 46 - Schriftsteller - männlich – schwarz - erschossen, Schrotflinte.
     
    Louise Wu - 61 - Ernährungswissenschaftlerin - weiblich - Asiatin - vergiftet, Strychnin.
     
    Patricia Saint-Rossy - 30 - Polizeibeamtin – weiblich - hispanisch - erdrosselt.
     
    Jonathan Berger - 71 - Abteilungsleiter im Ruhestand - männlich - weiß - erschossen, Kaliber 38.
     
    Simon Baum - 66 - Vertreter für Auslegeware - männlich - weiß - erschossen, Kaliber 32.
     
    Sylvia Bonney - 43 - Gerichtssekretärin - weiblich - schwarz - erschlagen.
     
    Trent Apple jr. - 26 - arbeitslos - männlich - weiß - aus dem Fenster gestürzt.
     
    Dennis Mulholland - 28 - Programmierer – männlich - weiß - erstochen.
     
    Harry Oakes - 77 - Verkehrspolizist im Ruhestand - männlich - schwarz - erschossen, Kaliber 25.
     
    Joanne O’Dell - 37 - Lektorin - weiblich - weiß - erschossen, Kaliber 32.
     
    Shirley Wahr - 42 - Einkäuferin für Warenhäuser - weiblich - weiß - erstochen.
     
    Charlotte Koltay - 38 - Oberstudienrätin - weiblich - weiß - erschossen, Kaliber 25.
     
    Jack Tyre - 63 - städtischer Angestellter im Ruhestand - weiß - männlich - erschossen, Kaliber 44.
     
    Arthur Tyre - 61 - Feuerwehrmann im Ruhestand - männlich - weiß - erschossen, Kaliber 44.
     
    Es war seltsam, in diesem unterirdischen Klassenzimmer zu sitzen, inmitten von Männern und Frauen, die fest entschlossen waren, den Mörder der Menschen auf den Fotos zu finden. Einen Moment lang konnte ich nicht an den Täter denken. Ich wollte etwas für die Toten tun. Ich wollte - ja, es klingt ziemlich dämlich - ich wollte sie wieder zum Leben erwecken, zu ihrem alltäglichen Leben. Ich wollte sie lachen oder weinen hören. Aber ich würde niemals auch nur einem von ihnen begegnen.
    Arcenaux stieß mich leicht an und deutete nach vorn. Eine kleine, untersetzte, wohlfrisierte Frau betrat den Raum, gefolgt von einem Herrn mittleren Alters, der einen verwaschenen schwarzen Rollkragenpullover trug.
    »Das ist Judy Mizener von der Staatsanwaltschaft. Sie ist die Chefin von Retro. Sie hat Ihrer Beratertätigkeit zugestimmt. Und der andere Typ ist Polizeipsychologe.«
    Judy Mizener stand vor ihrem Pult und betrachtete das Publikum. Unsere Blicke trafen sich, und sie lächelte, als würde sie mich wiedererkennen. Die Fotos der siebzehn Opfer starrten mich über ihre rechte Schulter hinweg an.
    »Also«, wandte sie sich an die Anwesenden, »ich hoffe, Sie alle haben Alice Nestleton sehr herzlich willkommen geheißen. Sie wird eine Zeitlang mit uns zusammenarbeiten. Sie wird unsere Ermittlungen durch neue Aspekte bereichern, Ermittlungen, die im Moment - daran möchte ich ausdrücklich erinnern - ins Leere laufen.« Sie wiederholte die Worte »ins Leere« sehr laut und deutlich. Dann wandte sie sich an mich und sagte: »Wir sind alle sehr gespannt auf Ihren ersten Vortrag.«
    Vortrag? Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. Arcenaux bemerkte mein Erstaunen. Er flüsterte: »Jeder muß ab und zu einen kurzen Vortrag halten. Sie stehen dann einfach auf und erzählen, wie Sie den Fall momentan beurteilen.«
    Judy Mizener machte mit der Hand ein Zeichen, und der Mann im Rollkragenpullover, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, trat vor.
    »Und jetzt möchte ich Ihnen Dr. Sam Jassy vorstellen, der Ihnen einige interessante Gesichtspunkte erläutern wird.«
    Judy Mizener verließ das Pult und setzte sich auf einen Stuhl. Sam Jassy drehte sich um und betrachtete einen Augenblick die Fotos, die über ihm hingen. Dann begann er mit seinem Vortrag.
    »Ich werde mich kurz fassen, was bei Angehörigen meines Berufsstands ja eher eine Seltenheit ist: Bisher ist es niemandem gelungen, mich zweifelsfrei davon zu überzeugen, daß diese Morde wirklich zusammenhängen.
    Aber wenn sie zusammenhängen - und diese Retro-Konferenz würde wohl kaum stattfinden, wenn wir nicht der Meinung wären, daß sie zusammenhängen -, dann bin ich vollständig davon überzeugt, daß wir es hier mit einem Psychopathen zu tun haben.
    Und da diese Morde in einem Zeitraum von über dreizehn Jahren geschehen sind, ist es sehr gut möglich, daß der Täter in
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