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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore
Autoren: Michele Bardsley
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genau auf Franco. Er war jedoch zu gut geschützt, um so leicht angreifbar zu sein. Franco rollte sich aus den Flammen heraus und sprang auf die Füße. Gray gestikulierte in Richtung Happy, dann schrie er: »Los!«
    Taylor rannte zu dem Mädchen hinüber.
    Und dann verwickelte Gray Bernard Franco in einen Krieg der Zauberer. Feuer und Blitze flogen zwischen den beiden hin und her. Taylor riss die bewusstlose Happy in seine Arme. Er fing Lucindas Blick auf und sah die Dankbarkeit und Erleichterung in ihren Augen.
    Er wünschte, er könnte auch sie retten. Er machte einen Schritt auf sie zu, auch wenn das bedeutete, zwischen die kämpfenden Zauberer zu geraten. Es roch nach Ozon, die Erde bebte. Doch Lucinda schüttelte heftig den Kopf und deutete auf die Tür. »Geh!«, flehte sie ihn mit stummen Lippen an. »Bitte!«
    Wahrscheinlich hatte sie recht. Gray würde seine Frau retten.
    Taylor rannte los. Als er sich noch einmal umdrehte, stieß er heftig mit der Schulter gegen die Tür. Er ignorierte den Schmerz jedoch, stieß die Tür auf und rannte weiter.
    Jetzt musste er nur noch das Portal erreichen.
     
    Grays Wut verstärkte seinen Zauber. Bernard Franco erholte sich schnell, aber es gelang Gray, ihn weiter von Lucinda wegzudrängen.
    Schweißgebadet kämpfte Gray um Lucinda. Er hatte viel Energie beim Reinigungsritual für das Café gelassen. Er war nicht so stark, wie er eigentlich sein musste, doch seine Sorge um sie trieb ihn weiter. Leider war Franco ein viel zu guter Gegner. Jedes Mal, wenn Gray ihn mit einem Blitz oder Feuer oder Windstoß angriff, bekam er es doppelt zurück.
    »Es hat keinen Zweck!«, schrie Franco ihm zu. »Sie ist es nicht wert!«
    Gray würde seinen Atem nicht verschwenden, um mit diesem Mistkerl zu reden. Lucinda war es wert. Er würde nicht zulassen, dass Franco ihr jemals wieder etwas antat.
    »Es reicht!« Franco schuf einen großen Ball aus schwarzrandigen Flammen. Gray entfachte einen Zauber, um ihnen zu entgehen, doch das war gar nicht nötig. Offensichtlich wurde Franco auch langsam müde, denn seine Attacke verfehlte ihr Ziel.
    Dann hörte Gray hinter sich Lucinda schreien.
    Diese Attacke galt gar nicht ihm. Sie hatte ihr Ziel doch nicht verfehlt.
    Blitzschnell drehte er sich um und rannte auf Lucinda zu, doch es war zu spät. Sie war schon von der schwarzen Magie der Flammen eingeschlossen worden. Francos Gelächter hallte durch die Scheune und übertönte ihre Schreie und das schreckliche Knistern des magischen Feuers.
    »Lucinda!« Gray versuchte nach ihr zu greifen, doch genauso gut hätte er Schatten jagen können. Er rief alle heiligen Energien an, doch weder Wind noch Wasser erhörten ihn. Lucinda starb, und ohne sie war er nichts. Sie war es, die seinem Leben Bedeutung gegeben hatte, nur durch sie war er wieder heil geworden.
    Er würde sie nicht alleine sterben lassen.
    Intuitiv folgte er ihr und sprang in die Flammen hinein. Die Hitze und die Macht der Flammen brachten ihn fast um den Verstand, und die Dunkelheit ließ ihn beinahe ohnmächtig werden. Nun war auch er gefangen in Bernard Francos Zauber. Er sah sie jetzt, und er sah, dass Lucinda unversehrt war. Doch sie litt. Ich bin hier, Liebste. Ich bin hier. Sie schluchzte und hatte solche Angst. Er schlang die Arme um sie und drückte sie an sich.
    Sie verbrannten zusammen.
    Bist du nicht der Meister des Feuers, Auserwählter?
    Plötzlich erstarrte alles um sie herum. Die Flammen, die sie aneinanderbanden, hörten auf zu flackern. Lucinda lag in seinen Armen wie eine Statue, Tränen glitzerten auf ihrem bleichen Gesicht. Sie lag halb auf ihm, die Augen geschlossen, ihre gefesselten Hände klammerten sich an seinem Hemd fest.
    Selbst die Welt außerhalb des Zaubers hielt inne, kristallin und unbeweglich.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    Gray hätte schwören können, dass es … nach Frühling roch. Nasse Erde, frisch gemähtes Gras, süßer Blumenduft. Ein lauer Wind umspielte ihn, sanft und weich wie die Arme seiner Mutter, und da spürte er ihre Anwesenheit.
    »Göttin?«
    In der Nacht, als Kerren dich getötet hat, hat dein Geist nach Hilfe gerufen, und dein Ahne Jaed hat geantwortet. Die Essenz deines Familiensymbols wurde eins mit dir.
    »Ich verstehe nicht.«
    Du bist kein Dämon. Du bist ein Drache.
    Und mit einem Mal erfüllte ihn die Wahrhaftigkeit ihrer Aussage. Da begriff er, dass die Kreatur, die er so sehr gefürchtet hatte, die er in den letzten zehn Jahren versucht hatte zu besiegen, nicht böse war.
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