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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore
Autoren: Michele Bardsley
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sitzen, sie den Kopf an seine Schulter gelehnt, und er würde Poe zum Besten geben. Als Erstes würde er ihr natürlich »Der Rabe« vorlesen. Dieses Gedicht erschien ihm angemessen.
    Ob sie ihn noch wollte, jetzt, wo sie von ihrem Fluch befreit war und alles tun und jeden haben konnte, den sie wollte? Würde sie wirklich bei ihm bleiben?
    Er sah sie an, und sein Herz schlug bis zum Hals. Er schob die Hände in die Taschen. Er war voller Zweifel, aber auch so verliebt in sie, dass jede Faser seines Körpers schmerzte. Sie wirkte auf einmal so gelassen. Als hätte sie ihren Platz in der Welt gefunden.
    So wollte er sich auch gern fühlen.
    Mit ihr an seiner Seite.
    »Lass uns nach oben gehen«, flüsterte er.
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit.«
    »Nur für die Zukunft: Dafür ist immer Zeit. Aber eigentlich wollte ich nur mit dir sprechen.«
    »Okay.«
    Er nahm sie an der Hand und ging mit ihr nach oben ins Schlafzimmer. Auf dem Weg dorthin wiederholte er im Stillen, was er ihr sagen wollte. Doch als sie in dem Zimmer ankamen und er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, platzte es aus ihm heraus: »Bitte verlass mich nicht!«
    »Ich werde dich nicht im Stich lassen.« Ihre Augen suchten in seinem Gesicht nach Antworten.
    Sah sie denn nicht seine Verzweiflung? Seine Liebe? Er versuchte nicht, es länger vor ihr zu verbergen, und auch nicht vor sich selbst.
    Gray hatte einen Kloß im Hals. Wenn sie gehen wollte, würde er sie ziehen lassen. Er wollte nichts mehr, als dass sie glücklich war – auch wenn das ein Leben ohne ihn bedeutete. Doch er würde nicht länger so tun, als liebte er sie nicht oder als wollte er nicht am liebsten den Rest seines Lebens mit ihr verbringen.
    »Ich liebe dich, Lucinda.«
    Erstaunt und forschend zugleich starrte Lucinda ihn an.
    »Doch ich will dich nicht unter Druck setzen. Wenn du nicht dasselbe für mich empfindest, ist das in Ordnung. Ich will nur, dass es zwischen uns keine Lügen und keine Geheimnisse gibt. Und ich werde dich nicht zwingen zu bleiben, wenn du gehen willst. Ich bitte dich nur … Denk einfach darüber nach, ja? Für immer meine Frau zu sein.«
    »Du liebst mich?«
    Tränen rannen ihre Wangen herunter, und Gray kam sich vor wie ein Arschloch. Er hatte sie zum Weinen gebracht. Was für ein Vollidiot war er bloß. Er nahm sie in den Arm und wischte ihr die Tränen ab. »Ich mache alles falsch! Verdammt. Ich …«
    Lucinda legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Schsch. Bitte sag nichts. Ich liebe dich auch, Gray. Wenn du nicht da bist, bin ich nur ein halber Mensch. Ich will hierbleiben, an deiner Seite. Solange du mich willst. Nichts habe ich mir jemals sehnlicher gewünscht.«
    »Bis zum Ende aller Zeiten?«
    »Hmm.« Sie neigte den Kopf. »Da muss ich erst in meinen Kalender schauen.«
    »Also wirklich!« Er packte sie und warf sie aufs Bett.
    »Gray, unsere Gäste!«
    Sein leidenschaftlicher Kuss unterband alles, was sie sagen wollte. Dann grinste er sie an. »Unsere Gäste sind bestens versorgt. Niemand wird uns vermissen.«
    »Du verstehst wohl nicht, wozu ein Kalender gut ist, oder? Ich kann dich vermutlich für Dienstag vormerken.«
    »Merk mich für jeden Tag vor«, murmelte er, zog ihr die Bluse aus und bedeckte ihre zarte Haut über und über mit Küssen. »Und zwar für den Rest unseres Lebens. Nein. Für alle Ewigkeit.«
    Lucinda fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar, und er sah sie an. Ihr Blick war voller Liebe. Liebe für ihn. Jetzt endlich spürte er, dass auch er seinen Platz gefunden hatte. In der Welt.
    Und in der Liebe.
     
    ENDE
     
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