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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore
Autoren: Michele Bardsley
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in seine Hosentasche. »Hey, freche Göre, ich hab was für dich.«
    »Glänzt es? War es teuer?«
    »Nein.«
    »Gib’s mir trotzdem.«
    Er legte ihr das Armband an. Er hatte ein bisschen mit seiner neu entdeckten Zauberkraft herumexperimentiert und ihr ein Armband aus Gras und Blüten gemacht, das von einem zarten Spinnenfaden zusammengehalten wurde. Die dominante Farbe war Grün, und zwischen den einzelnen dünnen Fäden war es rosa, lila, weiß und blau. Er legte es um Happys feines Handgelenk. »Das ist ein Freundschaftsbändchen.«
    »Das hast du gemacht!« Happy konnte es nicht fassen. »Es ist wunderschön, Ant.«
    »So wie du.«
    »Von deiner Karte sollte man einen goldenen Stern abziehen, du Lügner!«
    »Du bist schön, Happy. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Das Schönste an dir ist dein Herz.« Er räusperte sich. »Pass auf. Ich verspreche dir, immer dein Freund zu sein. Ich werde da sein, wann immer du mich brauchst. Du kriegst eine Umarmung von mir, wann immer dir danach ist, und an meiner Schulter kannst du dich immer ausweinen.«
    In ihrem Blick lag so viel Sehnsucht und Liebe. »Alles das für mich?«
    »Alles das und mehr.« Er kniete sich vor ihr Bett und nahm ihre kalte zerbrechliche Hand. »Wenn du später noch Interesse hast, also in drei, vier Jahren, dann gibt’s noch ein Upgrade in Sachen Liebesromanze dazu.«
    »Du wirst nicht auf mich warten. Das ist doch noch Äonen entfernt! Und außerdem werde ich es nicht mehr so lange machen.« Ihre Augen verengten sich zu einem Schlitz. »Oder sagst du das nur, weil ich bald den Abgang mache?«
    Er stöhnte und presste das Gesicht in die Laken. Schließlich hob er den Kopf. »Ich würde dich niemals anlügen, auch nicht auf dem Sterbebett. Und du wirst nicht sterben. Glaub mir.«
    In ihrem Blick konnte Ant die Weisheit einer Frau lesen, die etwas vom Leben verstand – und zwar auf eine Art, wie er es niemals tun würde. Dieser Blick erschütterte ihn.
    Sie lächelte traurig und sagte dann: »Na gut. Ich glaube daran, dass du es glaubst.«
    »In Ordnung.« Er küsste ihre Fingerknöchel. »Und jetzt ruh dich aus.«
    Sie schloss die Augen, und als er sicher war, dass sie schlief, stand er auf und verließ das Zimmer.
    Im Flur wartete Trent aufgeregt auf ihn.
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, wie man sie retten kann. Und wenn das klappt, wird damit auch Lucindas Fluch ein Ende haben.«
    Hoffnung keimte in Ant auf. Er legte seine Hand auf Trents Schulter. »Wie?«
    »Nun, der erste Teil wird dir vermutlich nicht gefallen«, sagte Trent vorsichtig.
    »Und der wäre?«
    »Na ja«, erklärte er, während er sich aus Ants Griff befreite und einen Schritt zurücktrat. »Das ist der Teil, in dem sie sterben muss.«

15. KAPITEL
    Harley Banton saß in seinem Wohnzimmer und weinte. Auf dem Couchtisch vor ihm stand eine fast leere Flasche Jack Daniel’s, daneben lagen Fotoalben mit Familienbildern aus der Zeit vor Laras Tod und ein geladener Fünfundvierziger-Revolver.
    Was er vor zwanzig Jahren getan hatte, verfolgte ihn in jeder Sekunde seines Lebens. Nicht einmal der Whiskey konnte daran mehr etwas ändern. Weil er gesündigt hatte, hatte er Lara verloren. Und jetzt war auch sein Sohn tot. Es gab nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnte. Das würde den Moorelands Frieden bescheren. Wahrscheinlich kannten sie ohnehin die Wahrheit.
    Er nahm Stift und Notizblock, die er aus der Küchenschublade gekramt hatte.
     
    Lieber Taylor,
     
    vor zwanzig Jahren habe ich Deinen Vater umge bracht. Er und Lara hatten etwas miteinander, verstehst du. Nachdem Ren geboren war, beichtete sie es mir. Sie wollte ein Kind, und ich konnte ihr keins machen. Dein Daddy mochte sie sehr. Ungefähr zur selben Zeit, als er mit deiner Mutter Ant zeugte, zeugte er mit meiner Frau Ren.
     
    Harleys Hand zitterte, und er unterbrach das Schreiben, um einen Schluck aus der Flasche zu nehmen. Das Brennen betäubte seinen Schmerz ein wenig, sodass er weiterschreiben konnte.
     
    Ich wollte, dass Deine Mutter nicht länger leiden musste. Also schrieb ich ihr einen Brief und behauptete darin, Dein Vater wäre mit einer Rackmore-Hexe durchgebrannt. Das schien mir das einzig Richtige zu sein. Heute weiß ich, dass das für Euch alles noch schlimmer gemacht hat.
    Doch Lara entdeckte die Schandtat. Alles Leben wich aus ihr. Sie wollte Ren nicht mehr im Arm halten, sie aß nichts mehr und weinte die ganze Zeit. Sie konnte mit meiner Sünde nicht leben, und schließlich nahm sie die
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