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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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dich, und das ist eine Form der Liebe, wenn auch anders als die, die ich meiner Frau und meinen Kindern entgegenbringe. Verdammt, durchfuhr es ihn, das ist schrecklich. Vielleicht irrt sich St. Cyr; vielleicht bist du es nicht.
    Der Kopter schwang sich hinauf in den Himmel, überflog die Gebäude und wandte sich in Richtung Westen, und der Rotorkranz drehte sich mit höchster Geschwindigkeit.
     
    Unten auf der Erde, vor der Versammlungshalle, sahen St. Cyr und Phil Harvey dem verschwindenden Kopter nach.
    »Nun, also hat es funktioniert«, stellte St. Cyr fest. »Ich habe ihn in Bewegung gesetzt. Ich nehme an, daß er nach Los Angeles oder San Francisco unterwegs ist.«
    Ein zweiter Kopter schoß heran und wurde von Phil Harvey angehalten; die beiden Männer stiegen ein, und Harvey sagte: »Sehen Sie das Taxi, das soeben abgehoben hat? Verfolgen Sie es, daß es sich immer in Sichtweite befindet. Aber sorgen Sie dafür, daß man Sie nicht sieht.«
    »Ts«, machte der Pilot, »wenn ich es sehen kann, dann kann man auch mich sehen.« Aber er schaltete den Zähler ein und startete. Brummend sagte er zu Harvey und St. Cyr: »So etwas gefällt mir gar nicht; es kann gefährlich werden.«
    »Schalten Sie das Radio ein«, wies ihn St. Cyr an. »Wenn Sie etwas hören wollen, das gefährlich ist.«
    »Ach, zum Teufel«, knurrte der Pilot verärgert. »Das Radio funktioniert nicht; irgendeine Störung, wie von Sonnenflecken oder von irgendwelchen Funkamateuren – mir sind eine Menge Fuhren entgangen, weil sich die Zentrale nicht mit mir in Verbindung setzen konnte. Die Polizei sollte bald dagegen etwas unternehmen, meinen Sie nicht auch?«
    St. Cyr sagte nichts. Neben ihm beobachtete Harvey den vor ihnen fliegenden Kopter.
     
    Als er das Krankenhaus in San Francisco erreicht hatte und auf dem Landedach des Hauptgebäudes gelandet war, entdeckte Johnny Barefoot den zweiten Kopter, wie er kreiste und nicht weiterflog, und er wußte, daß er recht gehabt hatte; er war den ganzen Weg über verfolgt worden. Aber er machte sich keine Sorgen. Es spielte keine Rolle.
    Er nahm die Treppe und gelangte in den dritten Stock, wo er eine Schwester traf. »Mrs. Sharp«, sagte er. »Wo ist sie?«
    »Sie müssen an der Rezeption nachfragen«, entgegnete die Schwester. »Und die Besuchszeit gilt nur ...«
    Er eilte weiter und erreichte die Rezeption.
    »Mrs. Sharp liegt im Zimmer 309«, informierte ihn die ältliche Schwester an der Rezeption. »Aber Sie brauchen Doktor Gross’ Erlaubnis, um sie zu besuchen. Und ich glaube, daß Doktor Gross im Augenblick zu Tisch ist und nicht vor zwei Uhr zurückkehren wird, falls Sie warten möchten.« Sie deutete auf das Wartezimmer.
    »Danke«, sagte er. »Ich werde warten.« Er durchschritt das Wartezimmer und verließ es durch die andere Tür, ging den Korridor entlang, bis er das Zimmer 309 erreicht hatte. Er öffnete die Tür und trat ein, schloß die Tür hinter sich und blickte sich nach ihr um.
    Dort war das Bett, aber es war leer.
    »Kathy«, sagte er.
    Sie stand am Fenster in ihrem Morgenmantel, und jetzt drehte sie sich um, mit tückischem, haßverzerrtem Gesicht; ihre Lippen zitterten, und während sie ihn anstarrte, sagte sie voller Ekel: »Ich will Gam, weil er es kann.« Sie spuckte nach ihm, stolperte auf ihn zu, mit erhobenen Händen, gekrümmten Fingern. »Gam ist ein Mann, ein richtiger Mann«, flüsterte sie, und er sah in ihren Augen, wie die Reste ihrer Persönlichkeit sich immer weiter auflösten, während er dastand. »Gam, Gam, Gam«, wisperte sie, und sie schlug nach ihm.
    Er wich zurück. »Du bist es«, erkannte er. Claude St. Cyr hat recht gehabt. In Ordnung. Ich werde gehen.« Er tastete nach der hinter ihm befindlichen Tür und versuchte, sie zu öffnen. Panik erfüllte ihn plötzlich; er wollte fort von diesem Ort. »Kathy«, sagte er, »laß mich gehen.« Ihre Fingernägel hatten sich in seine Schulter gegraben, und sie klammerte sich an ihn, blickte ihm von der Seite her ins Gesicht und lächelte.
    »Du bist tot«, erklärte sie. »Geh. Ich rieche ihn, den Tod in deinem Innern.«
    »Ich werde gehen«, nickte er, und endlich fand er die Türklinke. Dann ließ sie ihn los; er sah ihre rechte Hand hochzucken, die Fingernägel direkt auf sein Gesicht, wahrscheinlich auf seine Augen gerichtet – und er duckte sich, so daß ihr Hieb ihn verfehlte. »Ich will hier raus«, rief er und bedeckte sein Gesicht mit den Armen.
    »Ich bin Gam«, flüsterte Kathy. »Ich bin der
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