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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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Telefon? Es klingt wie seine Stimme. Ich habe mit den Nelsons darüber gesprochen, und sie meinen auch, daß es seine ist.«
    »Nein«, sagte er. »Es ist nicht Louis. Louis ist tot.«
    »Aber seine Zeit als Halblebender ...«
    »Nein«, unterbrach er. »Er ist tot. Vergiß ihn.«
    »Weißt du, wer die Nelsons sind? Das sind die neuen Mieter, die in das Apartment eingezogen sind, wo ...«
    »Ich möchte nicht reden«, sagte er. »Oder zuhören.«
    Für eine Weile schwieg Sarah Belle. Und dann sagte sie: »Sie haben etwas erwähnt – ich nehme an, du wirst es nicht gern hören. Die Nelsons sind nette, völlig normale Leute ... sie sagten, sie würden nicht für Alfonse Gam stimmen, selbst wenn er nominiert werden würde. Sie mögen ihn einfach nicht.«
    Er knurrte.
    »Bekümmert dich das?« fragte Sarah Belle. »Ich glaube, das ist die Reaktion auf den Druck. Louis’ Kampagne im Fernsehen und über Telefon; sie kümmern sich einfach nicht darum. Ich glaube, du bist mit deiner Kampagne ein wenig zu weit gegangen, Johnny.« Verstohlen sah sie ihn an. »Das ist die Wahrheit; ich mußte es sagen.«
    Er stand auf und entgegnete: »Ich werde Phil Harvey besuchen; ich bin erst spät wieder zurück.«
    Sie sah ihm nach, wie er durch die Tür hinausging, und ihre Augen waren dunkel vor Sorge.
     
    Als er Phil Harveys Haus erreichte, traf er Phil und Gertrude Harvey und Claude St. Cyr im Wohnzimmer an, und jeder hatte ein Glas in der Hand, aber niemand sagte etwas. Harvey blickte kurz auf und sah dann wieder fort.
    »Geben wir auf?« fragte er Harvey.
    »Ich habe mit Kent Margrave Verbindung aufgenommen«, antwortete Harvey. »Wir werden versuchen, den Sender zu zerstören. Aber aus dieser Entfernung stehen die Chancen für einen Treffer eins zu einer Million.«
    »Aber das ist zumindest etwas«, nickte Johnny. Zumindest würde es vor dem Wahltag geschehen und ihnen einige Wochen für ihre eigene Kampagne verschaffen. »Hat Margrave die Situation erkannt?«
    »Ja«, erklärte Claude St. Cyr. »Wir haben ihm buchstäblich alles gesagt.«
    »Aber das ist nicht genug«, wandte Phil Harvey ein. »Wir müssen noch etwas anderes tun. Wollen Sie mitmachen? Wer das kürzeste Streichholz zieht ... ?« Er deutete auf den Kaffeetisch; auf der Platte sah Johnny drei Streichhölzer, von denen eines in der Mitte durchgebrochen war. Jetzt legte Phil Harvey noch ein viertes, ganzes Streichholz hinzu.
    »Sie zuerst«, sagte St. Cyr. »Sie muß als erste daran glauben, und zwar so schnell wie möglich. Und dann, später, wenn nötig, Alfonse Gam.«
    Kalte Furcht erfüllte Johnny Barefoot.
    »Ziehen Sie«, forderte ihn Harvey auf, griff nach den Streichhölzern und nahm sie so in die Hand, daß nur die vier Spitzen sichtbar waren. »Kommen Sie, Johnny. Sie sind zuletzt gekommen, also werden Sie zuerst ziehen.«
    »Ich nicht«, sagte er.
    »Dann werden wir es ohne Sie versuchen«, erklärte Gertrude Harvey, und sie zog ein Hölzchen. Phil hielt die verbleibenden St. Cyr hin, und er zog ebenfalls. Zwei befanden sich noch in Phil Harveys Hand.
    »Ich habe sie geliebt«, gestand Johnny. »Und ich liebe sie noch immer.«
    »Ja, ich weiß«, nickte Phil Harvey.
    Mit bangem Herzen sagte Johnny: »In Ordnung. Ich werde ziehen.« Er streckte die Hand aus und griff nach einem der beiden Streichhölzer.
    Es war das kurze.
    »Ich habe es«, stieß er hervor. »Ich muß es tun.«
    »Können Sie das?« fragte ihn Claude St. Cyr.
    Er schwieg für eine Weile. Dann zuckte er die Achseln und erklärte: »Sicher. Ich kann es. Warum nicht?« In der Tat, warum nicht? fragte er sich. Eine Frau, in die ich mich verliebt habe; gewiß kann ich sie umbringen. Weil es getan werden muß. Für uns gibt es keinen anderen Ausweg.
    »Vielleicht ist es gar nicht so schwierig wie wir glauben«, bemerkte St. Cyr. »Wir haben mit einigen von Phils Technikern gesprochen und einige interessante Dinge erfahren. Der Großteil ihrer Sendungen stammt aus unmittelbarer Nähe, nicht aus einer Lichtwoche Entfernung. Ich werde Ihnen verraten, woher wir das wissen. Ihre Sendungen stimmen mit den hiesigen Ereignissen überein. Zum Beispiel ihr Selbstmordversuch im Antler Hotel. Dort und auch nirgendwo sonst trat eine Zeitverzögerung ein.«
    »Und es sind keine übernatürlichen Wesen, Johnny«, sagte Gertrude Harvey.
    »Also müssen wir als erstes«, fuhr St. Cyr fort, »ihre Basis hier auf der Erde oder zumindest irgendwo im Sonnensystem finden. Sie könnte auf Gams Perlhuhn-Farm auf Io
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