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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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nominiert, und alles andere war vollkommen sinnlos.
    Mit den Gedanken weilte er bei Kathy Egmont Sharp.
    Seit sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war, hatte er sie nicht gesehen. Im Augenblick wußte er nicht, wie es um sie stand und ob sie auf die Behandlung angesprochen hatte oder nicht.
    Und er konnte sich nicht von dem Gefühl befreien, daß es nicht besser geworden war.
    Wie krank war Kathy wirklich? Wahrscheinlich sehr krank, ob nun mit oder ohne Drogen; er war davon überzeugt. Vielleicht würde sie nie das Krankenhaus verlassen können; es war vorstellbar.
    Auf der anderen Seite – wenn sie hinauswollte, dann würde sie auch einen Weg finden. Auch davon war er überzeugt, sogar noch stärker.
    Also lag es an ihr. Sie hatte sich freiwillig in das Krankenhaus begeben und sich der ärztlichen Obhut unterstellt. Und sie würde – falls sie das wollte – auf die gleiche Weise das Hospital wieder verlassen. Niemand konnte Kathy zwingen – sie war einfach kein Mensch dazu. Und das, erkannte er, konnte ein Indiz für das Fortschreiten ihrer Krankheit sein.
    Die Tür öffnete sich. Er blickte von dem Fernseher auf.
    Und er sah Claude St. Cyr im Eingang stehen. St. Cyr zielte mit einem Hitzestrahler auf Johnny. »Wo ist Kathy?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Johnny. Langsam, bedächtig richtete er sich auf.
    »Sie wissen es. Ich werde Sie töten, wenn Sie es mir nicht verraten.«
    »Warum?« wollte er wissen, und er fragte sich, was St. Cyr zu diesem extremen Verhalten gebracht hatte.
    »Befindet sie sich auf der Erde?« erkundigte sich St. Cyr. Noch immer zielte er auf Johnny, während er näher kam.
    »Ja«, gab Johnny widerwillig zu.
    »Nennen Sie mir den Namen der Stadt.«
    »Was haben Sie vor?« entgegnete Johnny. »Das paßt nicht zu Ihnen, Claude; Sie haben sich sonst immer an die Gesetze gehalten.«
    »Ich glaube«, erklärte St. Cyr, »die Stimme gehört Kathy. Ich weiß jetzt, daß es nicht Louis ist; davon müssen wir ausgehen, auch wenn alles andere nur Spekulation ist. Kathy ist die einzige, die ich kenne und die verwirrt und verrückt genug ist. Nennen Sie mir den Namen des Krankenhauses.«
    »Die einzige Möglichkeit, durch die Sie erfahren könnten, daß es nicht Louis ist«, stellte Johnny Barefoot fest, »ist, den Leichnam zu vernichten.«
    »Das stimmt«, nickte St. Cyr.
    Dann haben Sie es getan, erkannte Johnny. Sie haben das richtige Bestattungsinstitut gefunden und sind bis zu Herb Schönheit von Vogelsang vorgedrungen. So also war das.
    Erneut sprang die Tür auf; eine Horde jubelnder Delegierter, Gam-Anhänger, marschierten herein, lärmten mit Trompeten und Rasseln und trugen handgemalte Plakate. St. Cyr fuhr herum und richtete seine Waffe auf sie – und Johnny rannte an den Delegierten vorbei, durch die Tür und auf den Korridor.
    Er lief den Korridor hinunter, und einen Moment später erreichte er die große Halle, in der Gams Wahlspektakel im vollen Gange war. Aus den an der Decke befestigten Lautsprechern dröhnte eine Stimme.
    »Wählt Gam, den Mann, der es kann. Gam, Gam, wählt Gam, wählt Gam, den besten Mann; wählt Gam, der es wirklich kann. Gam, Gam, Gam, der es wirklich kann ...«
    Kathy, dachte er. Du kannst es nicht sein; es ist einfach unmöglich. Er rannte aus der Halle, zwängte sich an den tanzenden, verzückten Delegierten vorbei, den Männern und Frauen mit den blitzenden Augen und den lustigen Hüten und den Plakaten ... er erreichte die Straße, die geparkten Kopter und Autos, Menschenhaufen, die sich zusammenballten und versuchten, sich hineinzudrängen.
    Wenn du es bist, dachte er, dann bist du zu krank, um jemals entlassen zu werden. Selbst wenn du es wünschst und willst. Hast du auf Louis’ Tod gewartet, ja? Haßt du uns? Oder fürchtest du dich vor uns? Warum tust du das ... was ist der Grund dafür?
    Er winkte einen Kopter mit dem TAXI-Zeichen heran. »Nach San Francisco«, wies er den Fahrer an.
    Vielleicht ist dir gar nicht bewußt, was du da tust, dachte er. Vielleicht ist es ein automatischer Prozeß, der in deinem Unterbewußtsein abläuft. Dein Geist ist gespalten, in einen Teil, der an der Oberfläche liegt, und in einen anderen ...
    In einen anderen Teil, den wir hören.
    Sollen wir Mitleid für dich empfinden? fragte er sich. Oder sollen wir dich hassen, dich fürchten? WIEVIEL SCHADEN KANNST DU ANRICHTEN? Ich glaube, das ist das einzige Problem. Ich liebe dich, dachte er. Zumindest auf eine gewisse Weise. Ich mache mir Sorgen um
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