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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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es gibt keinen Ort, an dem du dich verstecken kannst; du weißt, daß ich dir folgen und dich finden werde. Euch alle drei.« Ihr Blick glitt von einem zum anderen, ließ keinen aus.
    »Auch ich besitze etwas Macht und Besitz«, bemerkte Harvey. »Ich glaube, wir können Gam schlagen, selbst wenn er nominiert wird.«
    »Sie haben Macht«, stimmte Kathy zu, »aber keine Phantasie. Es reicht nicht. Nicht bei mir.« Sie sprach schnell, mit völliger Selbstsicherheit.
    »Gehen wir«, sagte Johnny, und er ging den Korridor hinunter, fort von Zimmer 309 und Kathy Egmont Sharp.
     
    Die steilen Straßen von San Francisco wanderte Johnny hinauf und hinunter, ignorierte die Gebäude und die Menschen, sah nichts, sondern ging nur weiter und weiter. Der Nachmittag endete, machte dem Abend Platz; die Lichter der Stadt flammten auf, und auch sie ignorierte er. Er wanderte von Block zu Block, bis seine Füße schmerzten und brannten, bis er bemerkte, daß er sehr hungrig war – zehn Uhr nachts, und seit dem Morgen hatte er nichts mehr gegessen. Dann blieb er stehen und blickte sich um.
    Wo waren Claude St. Cyr und Phil Harvey? Er konnte sich nicht daran erinnern, sich von ihnen getrennt zu haben; er erinnerte sich nicht einmal daran, aus dem Krankenhaus gegangen zu sein. Aber Kathy; an sie erinnerte er sich. Es war zu wichtig, als daß er das jemals vergessen durfte, er, der er einer der Zeugen war und verstanden hatte.
    An einem Zeitungsstand entdeckte er die riesigen schwarzen Schlagzeilen.
     
    GAM NOMINIERT. VERSPRICHT HEISSE WAHLSCHLACHT BIS NOVEMBER
     
    Also hat sie es erreicht, dachte Johnny. Sie beide haben es erreicht; sie haben genau das geschafft, was sie wollten. Und jetzt – jetzt brauchen sie nur noch Kent Margrave zu schlagen. Und dieses Ding dort draußen, in einer Entfernung von einer Lichtwoche; es sendet noch immer. Und das wird noch ein paar Monate lang dauern.
    Sie werden gewinnen, erkannte er.
    Vor einem Drugstore stieß er auf eine Telefonzelle; er warf Geld in den Zahlschlitz des Telefons und wählte Sarah Belles Nummer, seine eigene Nummer.
    Im Hörer klickte es. Und dann intonierte die vertraute monotone Stimme: »Gam im November. Gam im November. Gam gewinnt. Präsident Alfonse Gam, unser Mann – ich bin für Gam. Ich bin für Gam. Für GAM!« Er legte auf und verließ die Zelle. Es war sinnlos.
    Im Drugstore kaufte er sich ein Sandwich und Kaffee; er saß da und aß mechanisch, stillte die Bedürfnisse seines Körpers ohne Anteilnahme oder Genuß, aß instinktiv, bis das Sandwich verzehrt und es Zeit zum Bezahlen war. Was kann ich tun? fragte er sich. Was können wir alle nur tun? Kommunikation ist unmöglich; die Medien sind übernommen worden. Sie haben das Radio, TV, die Zeitungen, das Telefon, die Telegrafenleitungen in ihrer Hand ... alles, was von der Übertragung per Mikrowellen abhängig ist, oder auf offenen elektrischen Stromkreisen beruht. Ihnen gehört alles, nichts ist uns, der Opposition, geblieben, um zurückzuschlagen.
    Niederlage, dachte er. Das ist die furchtbare Realität, die uns erwartet. Und dann, wenn sie das Amt übernommen haben, dann werden wir – sterben.
    »Das macht einen Dollar zehn«, erklärte die Kassiererin.
    Er zahlte und verließ den Drugstore.
    Als ein Kopter mit dem TAXI-Zeichen auftauchte, winkte er ihn herbei.
    »Bringen Sie mich nach Hause«, sagte er.
    »In Ordnung«, nickte der Pilot freundlich. »Wo ist das denn, mein Bester?«
    Er nannte ihm die Adresse in Chicago und lehnte sich dann für den langen Flug zurück. Er gab auf; er wollte nicht mehr, wollte nur noch zurück zu Sarah Belle, seiner Frau, und den Kindern. Der Kampf war – für ihn – offensichtlich vorbei.
     
    Als sie ihn im Türrahmen stehen sah, sagte Sarah Belle: »Großer Gott, Johnny – du siehst schrecklich aus.« Sie küßte ihn, führte ihn hinein in das warme, vertraute Wohnzimmer. »Ich dachte, du würdest feiern.«
    »Feiern?« echote er heiser.
    »Dein Mann hat doch die Nominierung gewonnen.« Sie ging davon, um für ihn Kaffee aufzusetzen.
    »Oh, ja«, nickte er. »Das stimmt. Ich war sein PR-Berater; das habe ich ganz vergessen.«
    »Du solltest dich besser hinlegen«, riet Sarah Belle. »Johnny, ich habe dich noch nie so bedrückt gesehen; ich begreife das nicht. Was ist geschehen?«
    Er setzte sich auf die Couch und zündete eine Zigarette an.
    »Kann ich etwas für dich tun?« fragte sie besorgt.
    »Nichts«, wehrte er ab.
    »Ist das Louis Sarapis im Fernsehen und im
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