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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen
Autoren: Franziska Gehm
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hinter euer Geheimnis.«
    »Äh ... was denn für ein Geheimnis?«, fragte Silvania.
    »WIR haben keine Geheimnisse«, behauptete Daka.
    »Ach ja? Also, ich weiß nicht, was genau mit euch los ist. Aber eins ist klar: Ganz normal seid ihr nicht.«
    Die Zwillinge waren einen Moment sprachlos. So etwas hatte noch nie jemand zu ihnen gesagt. Aber vielleicht auch nur, weil sie bis jetzt in Bistrien immer völlig normal gewesen waren.
    »Wie kommst du darauf?«, wollte Daka wissen.
    »Also«, begann Helene und hob die Hand, um ihre Verdachtsmomente an den Fingern abzuzählen. »Warum seid ihr so leichenblass? Warum setzt ihr fast nie die Sonnenbrille oder den Hut ab? Warum schläfst du, Daka, kopfüber am Stufenbarren, und warum torkelst du, Silvania, vom Balken? Warum sagt ihr manchmal so komische Sachen wie ›schlotz‹ oder ›fumpfs‹? Denn ich habe es nachgesehen – das ist kein Rumänisch! Warum cremt ihr euch immer mit Sonnencreme ein, auch wenn die Sonne gar nicht scheint? Wieso riecht ihr leicht muffig? Warum seid ihr ständig müde? Wieso beißt du, Silvania, heimlich unter der Bank von einer Wurst ab, und wieso fängst du, Daka, auf dem Schulhof ständig Fliegen?« Helene hörte auf, als sie sah, dass ihr die Finger ausgingen.
    Silvania spielte an einem ihrer langen Handschuhe. Um ihre Augen hatten sich rote Ringe gebildet. Daka guckte in die Luft, spitzte die Lippen und zuckte die Schultern.
    Helene trat einen Schritt näher an Daka und Silvania heran. »Was ist euer Geheimnis?«, fragte sie leise.
    Silvania hatte einen interessanten Fleck auf dem schwarzen Handschuh entdeckt, der ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte. Daka zog die Augenbrauen zusammen und pfiff leise ›Transsilvania, rodna inima moi‹.
    »Das ist nicht fair«, beschwerte sich Helene. »Ich habe euch mein Geheimnis auch verraten. Ihr seid die Einzigen, die davon wissen.«
    Daka und Silvania sahen sich unentschlossen an.
    »Ich verspreche, ich erzähle es niemandem!«
    »Vielleicht willst du aber gar nichts mehr mit uns zu tun haben, wenn du es weißt«, gab Silvania zu bedenken.
    »Ja, vielleicht hast du dann Angst vor uns«, sagte Daka.
    Helene schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich habe keine Angst. Je unheimlicher euer Geheimnis, desto besser.«
    Silvania sah fragend zu Daka. Die zuckte die Schultern. Sollten sie Helene Steinbrück ihr Geheimnis verraten? Einfach so? Sie kannten Helene doch erst seit ein paar Tagen. Und ihr Geheimnis war nun wirklich ein anderes Kaliber als ›Ich stehe nachts auf und esse Schokolade‹. Sie hatten ihrer Mutter versprochen, mit niemandem über ihre Vampirherkunft zu reden und sich an die sieben radikalen Regeln zu halten. Sie konnten doch nicht einfach zu Helene sagen: ›Es ist nicht weiter aufregend, wir sind nur Halbvampire. Am besten, du vergisst es gleich wieder.‹ Schubidu. Helene würde wahrscheinlich vollkommen durchdrehen. Sie würde ihren Papa rufen, die Polizei, die Feuerwehr oder den Papst. Bestenfalls würde sie denken, ihr Hörgerät wäre kaputt.
    Allerdings war Helene sowieso schon misstrauisch. Wenn sie einfach schwiegen, würde sie noch misstrauischer werden. Und dann konnten sie nie Freunde werden. Denn Freunden vertraute man. Hatte Helene nicht recht? War es nicht unfair? Sie hatte ihnen ihr größtes Geheimnis anvertraut. Das war bestimmt nicht leicht gewesen. Für sie war das Hörgerät eine genauso große Sache wie für Silvania und Daka die langen Eckzähne, das Fliegen und das Flopsen zusammen. Vielleicht würde Helene gar nicht schreiend weglaufen. Sie könnte sich auch freuen, zwei Halbvampire kennenzulernen. Wann traf man die als normaler Mensch schon mal?
    Daka räusperte sich. »Also, na ja ...«
    »Das ist nicht so einfach«, warf Silvania ein.
    »Eigentlich ist es schon einfach, aber genau genommen wieder nicht«, fand Daka.
    »Kein Problem. Ihr könnt mir alles ganz langsam und genau erklären«, sagte Helene. Ihre Augen funkelten vor Aufregung.
    Daka kratzte sich am Kopf. »Tja, also du weißt ja, dass wir aus Siebenbürgen kommen.«
    Helene nickte.
    »Und dort...«
    »Ist es sehr schön«, sagte Silvania.
    »Ja, wunderschön! Es gibt Wälder, Flüsse, Berge, Tiere, Menschen und es gibt Halb...«
    »...Stiefel«, fiel Silvania ihrer Schwester ins Wort. »Wie diese hier.« Sie deutete auf ihre Stiefeletten.
    Helene sah kurz auf Silvanias Schuhe. Dann blickte sie die Schwestern wieder erwartungsvoll an.
    Daka setzte abermals an. »Genau. Und in Siebenbürgen gibt es
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