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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen
Autoren: Franziska Gehm
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Grinsen.
    »Wieso hast du uns denn nicht gleich gesagt, dass du ein Hörgerät hast?«, fragte Silvania.
    »Eigentlich wollte ich es euch gar nicht sagen.« Helene sah wieder auf ihre Zehenspitzen.
    »Und wieso?«
    »Weil niemand in der Schule davon weiß. Außer den Lehrern, die wissen Bescheid.«
    »Keiner in der Klasse weiß, dass du ohne deine Hörbanane halb taub bist?«, fragte Daka und fing daraufhin gleich einen bösen Blick und einen Klaps von ihrer Schwester ein.
    »Es ist nicht gefährlich oder so«, erklärte Helene.
    »Ich habe das Gerät ja fast immer im Ohr. Und ich bin auch nicht ganz taub ohne.«
    »Verstehe ich trotzdem nicht. Wieso sagst du es den anderen nicht?«, fragte Daka.
    »Na, weil ... weil ein Hörgerät so ziemlich das Uncoolste ist. Oder etwa nicht?« Helene strich die Haare vor das Ohr mit dem Hörgerät und sah die Schwestern fragend an.
    »Echt? Keine Ahnung«, meinte Daka. »Ich habe noch nie jemanden mit einer Hörbanane kennengelernt. Du bist die Erste – und damit auf jeden Fall etwas Besonderes. Und das ist doch eigentlich cool.«
    »Ich weiß nicht ...« Helene sah nachdenklich und traurig in die Luft. »Die meisten denken, ich bin perfekt. Wenn sie erfahren, dass ich ein Hörgerät brauche, dann wollen sie bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben.«
    »Gumox! Äh ... Quatsch«, warf Silvania ein. »Wir wollen auf jeden Fall noch etwas mit dir zu tun haben.«
    Helene lächelte. Doch dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. »Versprecht ihr, keinem von meinem Hörgerät zu erzählen?«
    »Klar, versprochen«, erwiderte Silvania.
    »Mach dir keine Sorgen. Ein Hörgerät ist bestimmt nichts gegen die Sachen, die wir verbergen müssen«, sagte Daka.
    Helenes Augenbrauen schossen in die Höhe.
    »Ähm ... wie geht es deinem Vater?«, fragte Silvania hastig. Eigentlich hatte sie Helene nicht an die gestrige Szene nach Schulschluss erinnern wollen, aber auf die Schnelle war ihr nichts anderes eingefallen.
    Auf einmal fing Helene an zu kichern. »Er hat letzte Nacht mit einer Kuchenform um die Nackenstütze geschlafen.«
    »Oh. Und du findest das ... lustig?«, fragte Silvania. Sie runzelte die Stirn und betrachtete die kichernde Helene.
    »Das war so cool gestern mit eurem Vater. Ich wünschte, ich hätte auch so einen abgedrehten Vater, der andere Leute beißt«, erwiderte Helene.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte Daka.
    »Wir können ihn dir gerne mal ausleihen«, schlug Silvania vor.
    »Dann musst du aber auch Ausflüge mit ihm machen und ›Transsilvania, rodna inima moi‹ singen«, gab Daka zu bedenken.
    »Transsilvania was?« Helene klopfte auf ihr Hörgerät.
    »Das ist nur so ein altes Heimatlied«, erklärte Silvania.
    »Das heißt, du bist überhaupt nicht sauer wegen gestern?«, fragte Daka.
    Helene schüttelte den Kopf.
    »Und dein Papa hat dir auch nicht verboten, mit uns zu reden?«, fragte Silvania.
    Helene schüttelte den Kopf.
    »Wir können also trotzdem zusammen mit Karlheinz spielen?«
    Helene nickte.
    »Und ins Kino gehen?«
    Helene nickte.
    Silvania räusperte sich. »Und wir können vielleicht bald allerbeste Freundinnen sein?«
    Helene sah die Zwillinge ernst an und wiegte den Kopf. Daka und Silvania hatten das Gefühl, die Sekunden vergingen wie Minuten. »Dazu müssen wir noch etwas klären«, sagte Helene schließlich und holte etwas aus ihrer Hosentasche. Es war eine Kette mit einem ovalen Anhänger mit feinen, alten Gravuren.

Eine kosmische
Botschaft
    M artin Graup hatte gute Laune. Das kam selten vor. Noch seltener an einem Morgen, dem sechs Stunden Unterricht folgten. Er hatte sein neues graues Hemd mit den weißen Nähten angezogen und den obersten Knopf geöffnet. Es war ein herrlicher Spätsommermorgen. Herr Graup schritt zügig mit seiner Mappe unter dem Arm durch die Straßen, sog die verheißungsvolle Morgenluft ein und dachte an Katrin Renneberg. Heute, hatte er beschlossen, würde er sie fragen. Was genau, wusste er noch nicht. Vielleicht fragte er sie einfach, wie es ihr an der Schule gefiel. Oder ob sie sich schon eingelebt hatte. Vielleicht fragte er sie auch, ob er ihr einen Kaffee holen durfte. Oder ob er ihr als alter Hase ein paar Insidertipps zur Schule geben konnte. Und womöglich ergab es sich im Verlauf des Gesprächs, dass er sie für das Wochenende einlud. Wozu, wusste er noch nicht. Zu einem Spaziergang, ins Kino oder zum Essen. Das würde sich schon ergeben.
    Herr Graup hatte im Radio sein Horoskop gehört. Die Sterne standen
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