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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit
Autoren: Georg Sander
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Vogesen in der Nähe von Bitche steht“, ergänzte Susanne. „Wir rasten wie der Teufel zu der Adresse, die er uns genannt hatte. Den Rest der Geschichte kennen Sie ja.“
    Marcks berührte unwillkürlich das Pflaster an ihrem Hals: „Allerdings, Sie hätten keine zehn Sekunden später kommen dürfen. Wissen Sie, man sagt ja, dass kurz vor dem Tod das ganze Leben noch einmal vor dem geistigen Auge vorbeizieht. Die Erfahrung habe ich nicht gemacht. Aber als Stürmer mir in diesem dreckigen Keller das Messer an den Hals hielt, dachte ich, dass ich genauso von der Bildfläche verschwinden würde wie Tina Hofer.“
    „Tina Hofer war eine Mitarbeiterin des Morgenkurier , die seit zwanzig Jahren vermisst wird“, erklärte Velten an Susanne gewandt. Eine Weile saßen sie schweigend um den Tisch. Ihnen allen war bewusst, dass Marcks’ Entführung um ein Haar ein schlimmes Ende genommen hätte. „Was wird aus Stürmer?“, fragte Velten schließlich.
    „Meine Kugel hat ihn zum Glück nicht schwer verletzt. Er wurde Freitagnacht noch operiert. Seit gestern wird er vernommen.“
    „Ich hoffe, dass er im Gefängnis verrotten wird“, stieß Marcks hervor.
    „Die Chancen dafür stehen nicht schlecht“, antwortete Susanne. „Stürme war ja so freundlich, Ihnen ausführlich zu erzählen, wen er in den letzten Jahren alles umgebracht hatte. Das macht der Staatsanwaltschaft die Arbeit leicht. Er wird mit Sicherheit für sehr lange Zeit hinter Gittern verschwinden.“
    Velten lachte bitter: „Wenn jemals jemand lebenslänglich verdient hat, dann er.“
    Die Polizistin nickte: „Sein erstes Opfer war Konstantin Landau, hinter dessen Bildern er her war. Als nächstes musste Thomas Schatz sterben, der als ‚Bodydouble’ im Pfälzerwald deponiert wurde. Wir wissen noch nicht genau, welchen Anteil Rothaar an dessen Ermordung hatte, aber auf jeden Fall war Stürmer daran maßgeblich beteiligt. Anschließend brachte Stürmer Eric Linaud um, einen Obdachlosen, dessen Ausweispapiere er brauchte, um eine neue Identität anzunehmen.“
    „Hat er schon verraten, wo er dessen Leiche verscharrt hat?“, wollte Marcks wissen.
    Susanne schüttelte den Kopf: „Noch nicht, aber ich bin sicher, dass er noch auspacken wird.
    „Der vierte Tote war Martin Rothaar, Stürmers Komplize beim Kunstraub und der Ermordung von Landau und Schatz“, fuhr Velten fort.
    „ Er brachte ihn um, weil der ihn und Elke Volkmer, mit der er immer noch liiert war, erpressen wollte“, ergänzte Susanne. „Schließlich tötete er auch noch seine Partnerin, weil sie die Nerven zu verlieren drohte. Und er hätte beinahe auch Sie, Frau Marcks, ermordet.“
    „Dieser Bastard ist mit Sicherheit der übelste Verbrecher, den Waldenthal jemals hervorgebracht hat“, sagte Velten angewidert.
    „Dass er unschädlich gemacht werden konnte, ist vor allem euer Verdienst“, erklärte Susanne anerkennend. „Wenn Frau Marcks nicht aufgefallen wäre, dass Stürmer und Linaud die Uhrzeiten auf die gleiche, unverwechselbare Weise schreiben, würden wir heute immer noch glauben, dass der Kunsträuber vor drei Jahren im Pfälzerwald erschlagen wurde.“
    Velten blinzelte Susanne zu: „Wenn du mir nicht ausgeredet hättest, dass Stürmers Kuli in der falschen Jackentasche steckte, hätten wir den Mistkerl schon viel früher überführen können.“
    Sie lachte. „Im Rückblick ist man ja immer schlauer. Thomas Schatz war übrigens tatsächlich Linkshänder, ich habe das überprüft. Als Rothaar ihn zwang, Stürmers Geldbörse und die anderen Gegenstände einzustecken, landete der Kugelschreiber natürlich in der rechten Jackentasche. Autoschlüssel und Geldbeutel tat er selbstverständlich in die linken Hosentaschen.“
    „Ich hoffe, du lernst daraus, den Instinkten deines Ex-Mannes zu vertrauen.“
    „Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir nach dem gemeinsamen Blick in die Akten beide davon überzeugt, dass deine grandiose Entdeckung nur ein Hirngespinst war. Und außerdem gab es ja noch die übereinstimmenden Röntgenbilder der Zähne des Toten und den positiven DNA-Abgleich. Wir konnte ja nicht ahnen, dass Stürmer beides manipuliert hatte.“
    Dem hatte Velten nichts entgegen zu setzen. Also wechselte er das Thema: „War Stürmer eigentlich auch in den Raub der Hofstetter-Sammlung in den neunziger Jahre verwickelt?“
    „Wir werden ihn auch dazu befragen“, erklärte Susanne. „Allerdings glaube ich nicht, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte. Es gibt
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