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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit
Autoren: Georg Sander
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Linaud aufrechterhalten kann oder nicht. Wenn Sie tatsächlich mit der Polizei gesprochen haben, muss ich aus der Region verschwinden.“
    Katja war klar, dass es für sie keinen Unterschied machte, ob Stürmer sich weiter als Saarbrücker Galerist ausgab oder untertauchte. Er würde sie auf keinen Fall am Leben lassen. Sie musste ihn beschäftigen, solange sie konnte. „Werden Sie sich wieder eine neue Identität zu legen? So wie vor drei Jahren, als Thomas Schatz für Sie sterben musste? Die Idee mit den vertauschten Röntgenbildern war sehr clever.“ Katja spekulierte darauf, dass er es sich nicht nehmen lassen würde, ihr seinen vermeintlich genialen Plan zu offenbaren. Und ihr Kalkül ging auf.
    „Jemand musste damals an meiner Stelle das Zeitliche segnen, weil die Polizei meinen Fingerabdruck auf dieser verdammten Lampe gefunden hatte. Schatz hatte das Pech, mir in Statur und Aussehen zu gleichen. Und er war absolut entbehrlich.“
    „Wie hatten Sie ihn eigentlich überredet, Ihnen bei dem Raub zu helfen?“
    „Ich hatte ihn nur ganz flüchtig kennengelernt, als ich damals Landaus Impressionisten restauriert hatte. Aber Rothaar kannte ihn ganz gut aus ihrer gemeinsamen Zeit im Knast. Zuerst hatte Schatz es strikt abgelehnt, seinen Wohltäter Landau auszurauben, doch als Rothaar ihm einen fünfstelligen Anteil an der Beute versprach, warf er seine Bedenken über Bord. Er tat allerdings nicht viel mehr, als uns die Tür zu öffnen. Der Idiot hatte geglaubt, wir würden seinen Chef um ein paar Bilder erleichtern und dann wieder verschwinden. Als wir Landau dann ausknipsten, gab er den sterbenden Schwan und jammerte, er habe das alles nicht gewollt.“
    Katja war entsetzt davon, wie beiläufig er von den Morden an Thomas Schatz und Konstantin Landau sprach. Ein Menschenleben bedeutete ihm ganz offensichtlich nichts. Das Wichtigste für Stürmer war Stürmer. Um sich ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen, ging er buchstäblich über Leichen. „Wie haben Sie die Röntgenbilder von Schatz’ Zähnen manipuliert?
    „Ich hatte ihn in meine Wohnung bestellt. Er dachte wohl, er bekäme seinen Anteil. Stattdessen hielt Rothaar ihm eine Pistole unter die Nase. Wir fuhren dann mit ihm zu Elkes Praxis. Nachdem sie die Röntgenbilder von seinem Gebiss geschossen hatte, zwang Rothaar ihn, einige meiner Kleidungsstücke anzuziehen und meine Geldbörse und das ganze andere Zeug in die Taschen zu stecken. Anschließend brachten wir ihn in den Wald. Den Rest kennen Sie.“
    Katja nickte: „Allerdings, Sie brachten ihn um und ließen ihn an einer abgelegenen Stelle liegen, wo seine Leiche garantiert lange unentdeckt bleiben würde. Und ein paar Monate später, als er bis zur Unkenntlichkeit verwest war, riefen Sie als angeblicher Geocacher anonym bei der Polizei an und meldeten einen ‚grausigen Fund’.“
    Stürmer grinste: „Chapeau, Frau Marcks. Die Polizei ‘identifizierte’ den Toten anhand der Gegenstände, die er bei sich trug, als Alexander Stürmer. Elke lieferte der Rechtsmedizin meine vermeintlichen Röntgenbilder, die in Wahrheit die Zähne von Thomas Schatz zeigten und perfekt zur Leiche passten.“
    „Ich v ermute, den DNA-Abgleich haben Sie genauso manipuliert. Die Polizei dachte, sie würde die Gene des Toten aus dem Wald mit Ihrem Erbgut vergleichen, doch in Wahrheit stammten beide Proben von Schatz. Wie haben Sie das gemacht?“
    „Das war im Grunde z iemlich einfach“, erklärte Stürmer selbstgefällig. „Ich fuhr zur Lebensgefährtin von Schatz, einer grässlichen fetten Frau ohne jeden Stil, und erzählte ihr, dass ihr Freund uns dabei geholfen habe, Konstantin Landau um seine Bilder zu erleichtern. Dann machte ich ihr weis, dass Schatz sich mit Rothaar um die Beute gestritten hätte. Ich erzählte ihr, die beiden hätten sich geprügelt und ihr Thomas sei unglücklich auf eine Tischkante gestürzt.“
    „Und diese Geschichte hat Nicole Hammes Ihnen abgekauft?“
    „Zuerst war sie misstrauisch, aber als ich ihr ein ‚Schmerzensgeld’ von zwanzigtausend Euro auf den Tisch blätterte, stellte sie keine Fragen mehr.“
    Katja vermutete, dass nicht nur die blanke Habgier Nicole Hammes zum Schweigen gebracht hatte, sondern auch die berechtigte Furcht, ähnlich zu enden wie der Vater ihres damals noch ungeborenen Kindes. „Und dann haben Sie den Kamm, die Zahnbürste und den Rasierapparat von Thomas Schatz an sich genommen und in Ihrem eigenen Bad platziert, damit die Polizei die Sachen dort
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