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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit
Autoren: Georg Sander
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Dudelsender, für den sie arbeitete, insgeheim mit einem halben Dutzend Verwünschungen, ließ sich aber äußerlich nichts anmerken.
    Als sich die Erheiterung wieder gelegt hatte, eröffnete Barbara Räder die Sitzung: „Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zu unserer Pressekonferenz und darf mich gleichzeitig für die kurzfristige Einladung entschuldigen. Aber Sie werden bald verstehen, warum wir die PK so zeitig angesetzt haben. Die meisten von Ihnen werden unseren Beauftragten für die Öffentlichkeitsarbeit, Walter Pabst, und Kriminalhauptkommissarin Staller kennen. Ich freue mich, auch Philip Germann von der Staatsanwaltschaft Zweibrücken begrüßen zu dürfen, der heute als Gast hier ist. Ich erspare Ihnen und mir lange Vorreden und gebe das Wort gleich weiter an Frau Staller.“
    „Danke, Frau Präsidentin.“ Susanne ließ den Blick über die Gesichter der gespannt wartenden Journalisten schweifen. Sie hasste solche Auftritte, aber davon ahnte außer Velten niemand etwas. „Wie Sie wissen, wurde gestern Morgen im Bereich des Einkaufszentrums Zeppelinstraße die Leiche eines Mannes aufgefunden, der dort gegen Mitternacht zu Tode gekommen sein muss. Er wies in Brust und Bauch insgesamt neun Stichwunden auf, die ihm mit einer mindestens zwölf Zentimeter langen Klinge beigebracht worden sind. Herz und Lunge wurden mehrfach getroffen. Inzwischen ist es uns gelungen, den Toten zu identifizieren. Es handelt sich um Martin Rothaar, fünfundvierzig Jahre alt.“ Susanne hielt ein Bild in die Höhe, das einen ungepflegt wirkenden Mann mit schütterem, fahlblondem Haar zeigte. “Martin Rothaar ist für die Polizei schon seit den neunziger Jahren kein Unbekannter. Er ist mehrfach wegen Eigentumsdelikten, Betrug und Körperverletzung vorbestraft. Er wird auch verdächtigt in verschiedene Kunstdiebstähle verwickelt zu ein. Seine Fingerabdrücke waren im AFIS gespeichert, die Identifizierung war also zwangsläufig.“
    „Was bedeutet AFIS?“, wollte Edda Sahm wissen.
    „Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem“, erklärte Velten lässig, bevor Susanne antworten konnte. „Eine Datenbank des BKA und der Landeskriminalämter. Bei Wikipedia findest du sicher etwas darüber.“ Eddas Mundwinkel zuckten und er freute sich insgeheim diebisch darüber, sie vor den Kollegen vorgeführt zu haben.
    Susanne beachtete Veltens Sticheleien gegen seine Radiokollegin nicht. Sie griff in einen Papierumschlag und zog eine Armbanduhr heraus. „Diese Imitation eines Schweizer Luxuschronometers, den Rothaar bei sich trug, verleiht dem Fall aus Sicht der Po lizei eine besondere Brisanz. Sie trägt eine individuelle Gravur, nämlich die geschwungenen Initialen ‚AS’.“
    Velten pfiff leise durch die Zähne. An Fotos dieser Uhr konnte er sich noch lebhaft erinnern. Sie waren im Zusammenhang mit einem der spektakulärsten Kriminalfälle in der Geschichte Waldenthals mehrfach im Morgenkurier erschienen. Mehr zu sich selbst als zu Susanne murmelte er: „AS wie Alexander Stürmer.“
    „Es handelt sich tatsächlich um die Armbanduhr von Alexander Stürmer“, bestätigte sie. „Er war der Hauptverdächtige im Fall des vor mehr als drei Jahren ermordeten Kunstsammlers Konstantin Landau. Stürmer verschwand unmittelbar nach der Tat. Als Monate später seine bereits stark verweste Leiche mit schweren Schädelverletzungen im Wald westlich der Altschlossfelsen entdeckt wurde, war diese Uhr, die er Zeugenaussagen zufolge stets trug, trotz intensiver Suche weder im Umfeld der Leiche noch in der Wohnung des Toten aufzufinden.“
    Die Journalisten tuschelten aufgeregt miteinander. Sie alle konnten sich noch gut an das Aufsehen erregende Verbrechen erinnern. Der schwerreiche Konstantin Landau war in seiner Villa überfallen und umgebracht worden. Die Täter hatten es offensichtlich auf seine wertvolle Gemäldesammlung abgesehen. Der Raubmord an Landau und das Gewaltverbrechen an Alexander Stürmer waren damals über Monate hinweg das beherrschende Thema in Waldenthal und der gesamten Region gewesen. Bis heute waren die beiden Fälle nicht aufgeklärt und die Täter nicht ermittelt. Auch von den immens wertvollen Bildern, die damals aus Landaus Privatmuseum geraubt worden waren, fehlte noch immer jede Spur.
    Susanne steckte die Uhr wieder in das Kuvert. „Wir haben Grund zu der Annahme, dass Rothaar mit beiden Delikten zu tun hat. Neben der Uhr, die wir bei seiner Leiche gefunden haben, spricht dafür auch, dass er kurze Zeit
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