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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit
Autoren: Georg Sander
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nach den Verbrechen aus Waldenthal verschwunden ist. Außerdem ist er bereits früher im Zusammenhang mit Kunstdiebstählen in Erscheinung getreten.“
    „Sie vermuten, dass er damals Alexander Stürmer den Schädel geknackt und seine Uhr als Andenken behalten hat?“, fragte Edda Sahm in ihrer unnachahmlich direkten Art.
    „Das wäre denkbar, wenn ich es auch nicht so drastisch formulieren würde“, antwortete Susanne diplomatisch. „In welchem Zusammenhang Rothaar mit den Verbrechen um Landau und Stürmer genau steht, muss noch ermittelt werden. Auf jeden Fall ist er nach dem Mord an Alexander Stürmer in den Besitz der Uhr gekommen. Als er dann bemerkte, dass es eine Fälschung war, die sich nicht zu Geld machen ließ, hat er sie vielleicht einfach behalten.“
    „Haben Sie denn überhaupt keine Informationen, wo Rothaar sich in den letzten Jahren herumgetrieben hat?“
    „Leider nein, Frau Sahm“, antwortete Susanne. „Er war nirgendwo registriert, ist nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten und hat weder ein Konto noch ein Handy auf seinen Namen angemeldet. Wir halten es für wahrscheinlich, dass er sich im Ausland aufgehalten hat. Zu seinem letzten Wohnort unmittelbar vor seiner Ermordung können wir nur sagen, dass er dort mit einer Katze oder auch mit mehreren Tieren in Berührung gekommen sein muss. Wir haben Haare in unterschiedlichen Farbschattierungen überall an seiner Kleidung gefunden.“
    Ein Reporter des Landesfernsehens hob die Hand. Susanne nickte ihm zu. „Frau Staller, wenn ich Sie richtig verstehe, war der Supermarktparkplatz auch der Tatort.“
    „Davon gehen die Rechtsmedizin und unser Erkennungsdienst aus. Es fanden sich Blutspritzer in der Nähe des Toten, die nur im Zusammenhang mit der Tötungshandlung dorthin gelangt sein können. Außerdem spricht die Blutmenge, die Rothaar auf dem Parkplatz verloren hat, dafür, dass Fundort und Tatort identisch sind. Allerdings haben wir die Tatwaffe noch nicht gefunden.“
    „Er lag also die ganze Nacht auf dem Parkplatz herum und keiner hat ihn gesehen?“, fragte Edda Sahm skeptisch.
    „So ist es“, bestätigte Susanne. „Das ganze Gelände ist nach Geschäftsschluss menschenleer und von der Straße aus war der Tote nicht zu sehen.“
    Marcks meldete sich zu Wort: „Ich habe noch eine Frage zu dem Mord an Rothaar.“
    „Bitte, Frau Marcks.“
    „Neun Messerstiche sind ja mehr als genug, um einen Menschen umzubringen. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum der Mörder so brutal vorgegangen ist?“
    „Das ist nicht so ungewöhnlich, wie man vielleicht annehmen könnte. Wenn Emotionen im Spiel sind und Täter und Opfer in einer engen Beziehung zueinander standen, kann eine Tötungshandlung schnell eskalieren. Möglicherweise war der Angreifer auch nervös und wollte ganz sichergehen, dass das Opfer tot ist. Nach dem Befund der Rechtsmedizin führte er das Messer mit großer Wucht. Dabei wurden sogar mehrere Rippen des Opfers gebrochen. Ein Stich ging durch den linken Oberarm in seine Brust. Wegen der Tatausführung gehen wir davon aus, dass Rothaar von einem Mann ermordet wurde.“
    Marcks hakte nach: „Halten Sie es für wahrscheinlich, dass ein weiterer Beteiligter des Kunstraubes Rothaar auf dem Parkplatz ermordet hat? Oder hatte es der Täter einfach auf die Geldbörse des Toten abgesehen?“
    „Wir ermitteln zur Zeit noch in alle Richtungen“, wich Susanne mit der Standardfloskel aller Polizisten aus. „Nach einem Raubüberfall, der außer Kontrolle geraten ist, sieht es aber nach unseren bisherigen Erkenntnissen nicht aus. Der Täter hätte wohl kaum die Uhr zurückgelassen. Es war ihr im Dunkeln ja nicht anzusehen, dass sie eine Fälschung ist. Außerdem fanden wir etwas Bargeld in Rothaars Taschen. Vielleicht war er ein Zufallsopfer und einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Dagegen spricht aber die Abgelegenheit des Tatortes.“
    Aus den Augenwinkeln sah Velten, wie die Finger seiner Kollegin über die Computertastatur flogen. Sie hatte den Artikel über die PK schon in Arbeit.
    „Hat der Täter irgendwelche brauchbaren Spuren hinterlassen“, wollte der Fernsehkollege wissen.
    „Leider nein. Der Parkplatz ist ja asphaltiert, mit Fuß- oder Reifenabdrücken konnten wir also von vornherein nicht rechnen. Und wie viele Fingerabdruckspuren sich auf einem Supermarktparkplatz an Einkaufswagen, Geländern und so weiter befinden, können Sie sich ja vorstellen. Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn Sie darüber nicht
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