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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit
Autoren: Georg Sander
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berichten würden. Wir wollen dem Täter keinen Hinweis auf den aktuellen Ermittlungsstand geben.“
    “Der ja noch recht dürftig ist, Frau Staller“, stellte Edda Sahm süffisant fest. „Außer der Identität des Toten und seiner vagen Verbindung zu einer drei Jahre alten Leiche haben Sie uns herzlich wenig erzählt, über das wir berichten könnten. Wäre es nicht möglich, dass der Täter einfach aus reiner Mordlust getötet hat und mit Rothaar und dem Verbrechen an Konstantin Landau überhaupt nichts zu tun hat?“
    „Morde aus bloßer Lust am Töten kommen in Fernsehkrimis deutlich häufiger vor als in der kriminalistischen Praxis“, antwortete Susanne trocken.“ Velten kannte sie gut genug, um ihr die Verärgerung über Edda Sahms Attacke anzumerken. Seine Ex-Frau verabscheute den Sender, für den die feiste Journalistin arbeitete. Radio Waldenthal stellte Polizisten gerne als ahnungslose Tölpel oder pflichtvergessene Ignoranten dar, die lieber Knöllchen verteilten als Verbrecher zu jagen. Im auffälligen Widerspruch dazu standen Edda Sahms häufige Lobeshymnen über die Polizeipräsidentin. Den Hörern wurde der Eindruck vermittelt, als würde Barbara Räder der Polizei mit eisernem Besen den ewigen Schlendrian austreiben.
    Der Reporter des Landesfernsehens ergriff erneut das Wort: „Frau Polizeipräsidentin, die Morde an Landau und Stürmer liegen ja schon mehrere Jahre zurück. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es damals zahllose Hinweise aus der Bevölkerung und mehrere Verdächtige. Ist es nicht ungewöhnlich, dass es der Polizei trotzdem nicht gelungen ist, dieses spektakuläre Verbrechen aufzuklären oder wenigstens den geraubten Bildern auf die Spur zu kommen? Immerhin handelt es sich dabei um bekannte Werke berühmter Maler. Und welche Verantwortung trägt die Polizeiführung dafür, dass die Ermittlungen bis jetzt derart erfolglos verlaufen sind?“
    Barbara Räder quittierte die in Frageform verpackte Kritik mit einem geringschätzigen Lächeln: „Wie Sie vielleicht wissen, sind mehrere Verdächtige entweder tot oder verschwunden. Anderen war nach intensiven und sorgfältigen Ermittlungen der Sonderkommission ‚Landau’ schlicht und ergreifend keine Tatbeteiligung nachzuweisen. Und von den Gemälden gibt es keine Spur, weil sie offenbar nirgendwo zum Verkauf angeboten wurden.“
    Pressesprecher Walter Pabst schaltete sich ein: „Wir müssen heute feststellen, dass es im Tatkomplex Landau-Stürmer jetzt mutmaßlich den dritten Toten gibt. Wir von der Polizei werden das zum Anlass nehmen, die Ermittlungen, die de facto niemals eingestellt wurden, deutlich zu intensivieren. Wir müssen unbedingt verhindern, dass noch weitere Menschen zu Schaden kommen. Frau Staller ist ab sofort mit der Koordination sämtlicher Aktivitäten in dieser Sache betraut. Sie war bislang mit dem Fall nicht befasst. Wir sind zuversichtlich, dass ihr unverstellter Blick neue Erkenntnisse zutage fördern wird.“
    Sein kurzes Statement brachte Pabst einen missbilligenden Blick der Polizeipräsidentin ein und er schrumpfte auf seinem Stuhl sofort einige Zentimeter zusammen. Offenbar hatte Barbara Räder der Presse Susanne selbst als neue SoKo-Leiterin vorstellen wollen..
    „Im Pressebereich unserer Homepage finden Sie Fotos des Toten und der auffälligen Uhr“, erklärte Susanne. „Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie die Bilder in Ihren Medien veröffentlichen oder auf unsere Website hinweisen würden. Jeder, der sachdienliche Hinweise darüber machen kann, wo Martin Rothaar sich in den letzten drei Jahren aufgehalten hat, kann Tag und Nacht bei der Waldenthaler Polizei anrufen. Das gleiche gilt natürlich auch für Zeugen, die im Umfeld des Leichenfundortes bei den Einkaufszentren eine ungewöhnliche Beobachtung gemacht haben.“
    Weitere Fragen gab es nicht. Damit war die Pressekonferenz beendet. Die Radio- und Fernsehjournalisten drängten sich um Barbara Räder und Susanne, um O-Töne für ihre Nachrichtensendungen aufzuzeichnen. Heiner Wagner nickte Velten im Hinausgehen zu: „Ich maile die Fotos in zwanzig Minuten in die Redaktion.“
    Marcks beugte sich zu Velten herüber und flüsterte. „Tut mir leid, wenn ich Sie wegen meines Tablets in eine peinliche Lage gebracht habe. Ich hatte mir nichts dabei gedacht.“
    „Schon gut“, antwortete er. „Da Sie den Bericht über die Pressekonferenz sowieso schon fast fertig haben, können Sie ihn auch gleich für die morgige Ausgabe vorbereiten. Ich werde in
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