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Castillo der Versuchung

Castillo der Versuchung

Titel: Castillo der Versuchung
Autoren: Lynne Graham
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1. KAPITEL
    „Aber warum hat Belinda uns nicht schon letztes Jahr gesagt, dass sie ein Kind von Pablo erwartet?“ Mit finster zusammengezogenen Augenbrauen blickte Antonio Rocha, Marqués de Salazar, seine Großmutter an.
    „Wir haben Belinda zu Lebzeiten deines Bruders ja kaum gekannt“, erwiderte Doña Ernesta. Die feinen Züge der alten Dame zeigten deutlich ihr Bedauern. „Wir können wohl kaum erwarten, dass Belinda sich an uns wendet, nachdem Pablo sie verlassen hat.“
    „Ich habe mehrmals versucht, ein Treffen zu arrangieren. Aber Belinda ist mir stets ausgewichen“, wandte Antonio ein. „Letzten Endes hat sie mir deutlich zu verstehen gegeben, dass sie unsere Hilfe nicht braucht und uns nicht länger als Verwandte betrachtet.“
    „Ich glaube, ihr Stolz verbot ihr, sich mit dir zu treffen. Viel mehr als ihre Würde blieb ihr ja auch nicht. Pablo hat sie offenbar während der Schwangerschaft verlassen. Und nach seinem Tod stand sie völlig mittellos da. Das betrübt mich umso mehr“, gestand Doña Ernesta. „Dabei habe ich wirklich geglaubt, dass Pablo ruhiger wird, wenn er erst einmal verheiratet ist.“
    Antonio hingegen war von Anfang an weniger zuversichtlich gewesen. Schließlich hatte sein jüngerer Bruder bereits sämtliche Familienmitglieder enttäuscht, bevor er auch außerhalb dieses Kreises verheerenden Schaden anrichtete. Obwohl Pablo als Angehöriger des spanischen Hochadels von Geburt an besondere Vorteile genoss, brachte er sich schon in jungen Jahren immer wieder in Schwierigkeiten.
    Seinen Eltern war es nicht gelungen, Pablo in seine Schranken zu weisen. Bereits mit Anfang zwanzig hatte er eine beträchtliche Erbschaft verjubelt und mehrere Verwandte und Freunde um große Summen geprellt. Während dieser turbulenten Jahre versuchten zahllose Freunde immer wieder, Pablo zu verstehen, seine Probleme zu lösen und Schadensbegrenzung zu betreiben. Aber sämtliche Versuche schlugen fehl. Antonio war sogar geneigt zu glauben, dass sein Bruder große Befriedigung darin fand, die Gesetze zu brechen und die Gutgläubigkeit anderer Menschen auszunutzen.
    Vor nunmehr drei Jahren war Pablo schließlich nach Hause zurückgekehrt, um sich mit seiner Familie zu versöhnen und seine schöne englische Freundin Belinda zu heiraten. Voller Freude über seine Rückkehr bestand Doña Ernesta darauf, die Hochzeitsfeier auszurichten. Außerdem machte sie dem Paar ein überaus großzügiges Geldgeschenk. Nach der Hochzeit waren die beiden nach England gezogen. Bis Pablo urplötzlich wieder in den Schoß seiner Familie zurückkehrte, weil seine Ehe angeblich gescheitert war. Kurz darauf war er bei einem Autounfall unter Alkoholeinfluss ums Leben gekommen.
    „Ich bin sehr verwundert, dass Pablo ein derartiges Geheimnis für sich behalten konnte“, klagte Doña Ernesta. „Noch bedauernswerter finde ich, dass Belinda uns nicht genug vertraut hat, um uns von dem freudigen Ereignis zu erzählen.“
    „Ich habe schon Vorkehrungen getroffen, damit ich gleich morgen früh nach London fliegen kann“, erklärte Antonio seiner Großmutter, die am eleganten Kamin Platz genommen hatte. Als sich die Züge der alten Dame trotzdem nicht aufhellten, fuhr er stirnrunzelnd fort: „Du solltest aufpassen, dass du dich nicht zu sehr in deiner Trauer verschließt. Die Familie hat alles in ihrer Macht Stehende getan, und jetzt werden wir unser Bestes für Pablos Tochter tun.“
    Erst an diesem Nachmittag hatte Antonio einen dringenden Anruf von seinem Anwalt erhalten, der seinerseits von Belindas Notar kontaktiert worden war. Antonio war ernstlich erschüttert, als er erfuhr, dass die Witwe seines Bruders vor sechs Monaten ein Kind zur Welt gebracht hatte und außerdem vor vierzehn Tagen einer Lungenentzündung erlegen war. Glücklicherweise hatte Belinda in weiser Voraussicht Antonio zum Pflegevater ihrer Tochter Lydia ernannt. Und dies, obwohl sie stets sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht gewesen war. Auf Empfehlung des Familienanwalts hin erklärte sich Antonio mit einem Abstammungstest einverstanden. Eigentlich gab es keinen Grund daran zu zweifeln, dass das Mädchen die Tochter seines Bruders war. Jedoch zog er es vor, lieber etwas vorsichtiger als nötig zu sein.
    Der Anwalt hatte Antonio schließlich mitgeteilt, dass sich Belindas Schwester Sophie im Augenblick um das Kind kümmerte. Dieser Umstand gefiel Antonio gar nicht. Sophie war viel zu jung, um eine derartige Verantwortung übernehmen zu können. Außerdem
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