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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein
Autoren: Cate Tiernan
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mit Axelle gesprochen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Daedalus ihn umgebracht hat, weil er mich hierher bekommen wollte«, erklärte ich. »Wie könnte ich das jetzt also tun? Schon aus Prinzip hasse ich alles, was damit zusammenhängt, und auf keinen Fall will ich ein Teil davon werden. Das wäre so, als würde ich ihre Tat rechtfertigen.« Mein armer Dad. Seit er unsere Mutter kennengelernt hatte, war er von einer Lüge in die nächste gestolpert. Sie hatten ihm nicht gesagt, dass sie eine Hexe gewesen war. Dass sie zwei Kinder bekommen hatte statt einem. Dass wir außerhalb von Louisiana ein normales Leben hätten führen können. Und dann war er getötet worden. Was für schlechte Karten er doch gehabt hatte, und das nur, weil er sich in meine Mom verliebt hatte. Und nie sprach jemand über sie. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Mensch sie gewesen war.
    »Ja, ich weiß, was du meinst«, sagte Clio. »Aber … schau, wenn wir das Spiel nach unseren eigenen Regeln spielen, wird ihnen das zeigen, dass sie uns nicht so unter Kontrolle haben, wie sie glauben. Wir sind stark, Thais. Zusammen sind wir sogar unglaublich, ja fast schon gruselig stark. Wir können ihnen zeigen, dass sie uns nicht zum Narren halten können, dass wir selbst das Sagen haben, jetzt und für den Rest unseres Lebens.«
    Ich starrte an die Decke, sah die feinen Risse in dem alten Beton.
    Eine Weile sagte Clio nichts und schaute nur auf ihre lila glitzernden Fußnägel. »Vielleicht funktioniert es gar nicht«, meinte sie schließlich. »Wer weiß, ob sie den Ritus überhaupt neu kreieren konnten? Solange wir füreinander da sind und Nan auf uns aufpasst, wird uns nichts passieren. Und wenn wir nicht hingehen, erfahren wir nie, wer versucht, uns umzubringen. Sie werden es einfach weiterprobieren. Und was, wenn es beim nächsten Mal funktioniert?«
    Ich fröstelte. Mir war längst klar, dass es keinen Sinn hatte, noch irgendetwas zu erwidern.
    Wir würden diesen Ritus vollziehen.

Kapitel 33
    Bitte vergib mir
    Sophie umklammerte das Lenkrad noch etwas fester und hoffte, Manon würde glauben, sie sei wegen des Ritus so angespannt. Was sie natürlich auch war. Sie und Manon hatten das alles immer und immer wieder bis zur Erschöpfung diskutiert. Sie hatte das Gefühl, jahrelang geweint zu haben. Und jetzt gab es keinen Zweifel mehr – sie wusste, was Manon vorhatte.
    Manon neben ihr hatte ihr beruhigend eine Hand aufs Bein gelegt. Sie schien seltsam gelassen.
    Sophie schluckte, steuerte den Wagen in die Dunkelheit und hielt nach Verkehrsschildern Ausschau. Sie hoffte nur, Manon würde ihr vergeben, was sie im Begriff war zu tun.

Kapitel 34
    Ein Ausbruch göttlicher Macht
    »Alles in Ordnung mit dir?« In dem dunklen Auto hatte Ouidas besorgte Stimme etwas Beruhigendes.
    »Ja, so ziemlich.« Dank Petra ging es Marcel besser, als er erwartet hätte. Er empfand ein ruhiges Triumphgefühl, war von Hoffnung und Vorfreude erfüllt. Endlich, endlich würden seine Träume und Sehnsüchte Wirklichkeit werden. Das geschah Daedalus ganz recht.

Kapitel 35
    Hatte er denn gar nichts gelernt?
    Petra warf den Zwillingen auf dem Rücksitz einen Blick zu. Thais sah traurig aus und so, als hätte sie Angst. Clio wirkte ruhig und gleichzeitig besorgniserregend erwartungsvoll. Was ging in ihrem Kopf vor? Bitte, gute Göttin, lass sie nichts Dummes aushecken, betete Petra stumm. Tja, dachte sie dann, ich werde wohl einfach sehr wachsam sein müssen. Wachsam und bereit, ihre Pläne zu vereiteln.
    Petra war sich sicher, dass Thais keinen einzigen Aspekt ihres neuen Lebens, ihrer neuen Religion und ihrer neuen Verwandtschaft guthieß. Doch nach der heutigen Nacht würden sich die Dinge zumindest für eine Weile beruhigen.
    Es war nicht schwer, den Ort ausfindig zu machen. Daedalus hatte ihnen den Weg dorthin sehr deutlich beschrieben und davon abgesehen war Petra erst vor Kurzem hier gewesen. Sie bogen in eine nicht beschilderte, ungepflasterte Straße ein. Die weißen zersplitterten Muschelschalen leuchteten im hellen Mondlicht. Durch die Windschutzscheibe blickte Petra in den Himmel. Er war wolkenlos und die Sterne funkelten hell.
    Das würde sich bald ändern.
    Nach drei Kilometern führte die Straße in ein bewaldetes Gebiet. Zu beiden Seiten des Wagens standen die Bäume so nah, dass ihre Blätter die Fenster streiften. Mit einem Mal öffnete sich die Bewaldung zu einer grob gemähten Wiese hin, auf der bereits mehrere Autos parkten. Petra hielt mit ihrem Volvo
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