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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein
Autoren: Cate Tiernan
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an ihren Händen verantwortlich? Nicht, wenn er jetzt nicht endgültig den Verstand verloren hatte.
    »Ähm, hi, Nan«, sagte Thais.
    »Ihr seid beide ziemlich nass. Geht rein und zieht euch um. Ich setze Wasser auf und mache uns einen Tee. Und dann müssen wir reden.«

Kapitel 32
    Thais
    Eine halbe Stunde später saßen wir um den Küchentisch, drei Tassen mit heißem Tee vor uns.
    »Wenn du glaubst, dass nicht Richard Clios Auto in die Luft gejagt hat, wer ist dann für das alles verantwortlich?«, fragte ich. »Ich meine, vielleicht war der Blumenkübel kein Angriff, aber vielleicht eben doch. Und dann muss es jemand aus der Treize sein.«
    »Ja, ich glaube, du hast recht«, erwiderte Nan stirnrunzelnd. »Aber ich weiß wirklich nicht, wer. Was ich hingegen weiß, ist, dass sich die Lage heute Nacht zuspitzen wird.« Von der anderen Seite des Tisches sah sie erst mich und dann Clio aus ihren graublauen Augen an. »Daedalus ist vorbeigekommen. Er will den Ritus noch heute vollziehen. Um Mitternacht.«
    Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen. Schon seit Wochen waren wir um diesen Gedanken herumgeschlichen, hatten fast so getan, als sei er nicht real, als würde die ganze Sache nicht wirklich auf uns zukommen. Und nun verkündete uns Nan, dass er eben doch genau jetzt direkt auf uns zukam.
    »Heute Nacht?«, fragte Clio alarmiert. »Aber ich bin noch nicht bereit. Ich meine, wir sind nicht bereit, niemand von uns. Oder?«
    Nan seufzte. »Ich werde nie bereiter sein als jetzt. Ich habe Vorkehrungen für den Ritus getroffen. Alles, was ich weiß, ist, dass ihr beide in Sicherheit seid. Was sonst noch passiert – keine Ahnung.«
    »Aber das ist es ja genau!«, rief ich. »Jeder scheint etwas anderes zu erwarten. Aber ich habe keinen Dunst, was das alles mit mir machen wird. Außerdem hat Daedalus bei unserem letzten gemeinsamen Zirkel unsere Kraft benutzt, und zwar ohne unsere Erlaubnis.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Nan. »Aber Ouida, Sophie und ein paar andere sind sich einig – ich bin sicher, keiner von euch wird heute Nacht etwas passieren. Und Daedalus kann niemandem seine Kraft entziehen, es sei denn, der- oder diejenige überlässt sie ihm.«
    Ich nahm einen Schluck Tee, meine Gedanken ein einziges Karussell. »Das geht mir alles viel zu schnell.« Ich dachte an Clio, wie sie in Hermann Parfittes Buch gelesen hatte.
    »Können wir nicht noch zwei Wochen warten?«, fragte Clio, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    Nan sah sie an. »Warum? Ich glaube nicht, dass es für euch einen Unterschied macht.«
    Clio und ich blickten uns an. Ich wusste, sie wollte den Aufschub, um an ihrem Zauber zu arbeiten. Aber das konnten wir Nan ja schlecht sagen.
    »Heute Nacht kommt alles Mögliche zusammen«, erklärte Nan. »Die Mondphase, die Position der Sterne, die Jahreszeit – anscheinend ist alles so, wie es sein soll, der perfekte Zeitpunkt für den Ritus.«
    »Aber was wird denn himmelnochmal passieren ?«, fragte ich heftig. »Was passiert mit uns ?«
    »Ich denke, eine ganze Menge Kraft wird euch durchfluten«, erwiderte Nan. »Nach dem Ritus werdet ihr vermutlich über eine sehr viel stärkere Magie verfügen, obwohl noch keine von euch den Aufstiegsritus durchlaufen hat.«
    »Was noch?« Nach der Récolte war mir schrecklich zumute gewesen.
    »Ich glaube nicht, dass ihr unsterblich werdet«, sagte Nan. »Ist es das, was euch solche Sorgen macht?«
    »Unter anderem.« Ich konnte nicht glauben, dass ich diese Unterhaltung tatsächlich führte. »Ich dachte halt, ich würde sehr viel mehr Zeit haben, darüber nachzudenken. Warum, glaubst du, macht uns der Ritus nicht unsterblich?«
    »Weil das niemand anpeilen wird.« Nan blickte in ihre Tasse, als würden die Antworten darin liegen. »Mein Zauber wird euch beschützen. Und niemand wird versuchen, euch unsterblich zu machen.«
    Clio wirkte enttäuscht, doch dann nahm ihr Gesicht einen entschlossenen Ausdruck an, was ein ungutes Gefühl in mir auslöste.
    »Können wir uns weigern hinzugehen?«
    Nan blickte nachdenklich drein. »Das könnten wir natürlich, aber ganz ehrlich, Liebes, ich glaube nicht, dass es einen Unterschied machen würde. Immerhin gibt es gute Gründe, den Ritus zu vollziehen: um mächtiger zu werden, ein besseres Zusammenspiel mit der Magie zu erlangen. Um unseren Freunden zu helfen, wenn wir können. Um zu lernen. Da ich sicher bin, dass keiner von euch auch nur ein Haar gekrümmt wird, käme es mir ziemlich sinnlos vor, die
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