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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein
Autoren: Cate Tiernan
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Teilnahme zu verweigern.«
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich hatte gehofft, ich würde mich irgendwann an Clios Vorhaben, unsterblich zu werden, gewöhnen. Vielleicht würde ich mich mit der Zeit gerüsteter fühlen, besser vorbereitet. Doch jetzt ging alles viel zu schnell. Nans Versprechen, uns zu beschützen, und die Gewissheit, dass niemand uns mit seinem Zauber unsterblich machen konnte, beruhigten mich etwas, doch ich machte mir Sorgen darüber, was in Clio vorging und was sie eventuell planen könnte.
    Ich seufzte. »Vielleicht kann ich mit vollem Magen besser denken«, sagte ich. »Was gibt’s zum Abendessen?«
    Nan blickte bedauernd drein. »Süße, trink noch ein bisschen von dem Tee, aber wenn wir den Ritus heute Nacht vollziehen wollen, solltest du besser nichts essen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es eine wirklich mächtige Magie ist, die wir da heraufbeschwören. Das ist wie beim Schwimmen. Davor sollte man auch nicht allzu viel essen.«
    Oh, super, jetzt fühlte ich mich natürlich um einiges besser.
    Q-Tip sprang auf den Küchentisch und strich um Nans Arm herum.
    »Hi, Baby«, sagte Clio sanft und streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln. Er wich vor ihr zurück, flitzte über den Küchentisch und sprang neben mir auf den Boden. Traurig blickte Clio ihm hinterher.
    Zu viele Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, und zu viele Gefühle stiegen in mir auf, als dass ich mich auch nur ansatzweise damit hätte beschäftigen können. Der Ritus erschien mir zu gewaltig, zu unglaublich und seine Zeit zu schnell gekommen. Abgesehen davon war ich vorher schon bei Axelle gewesen, wäre schon wieder fast getötet worden und hatte zu allem Überfluss auch noch diese grässliche Szene zwischen Luc und Richard mitansehen müssen. Heute war schon zu oft Adrenalin durch meine Adern geströmt, als dass ich es noch hätte zählen können, und ich hatte fast das Gefühl, krank zu sein. Ich wollte wirklich etwas essen.
    Ich stand auf und stellte meine Tasse in den Ausguss. »Am besten nehme ich ein Bad.«
    »Gute Idee«, antwortete Nan. »Tu dir Lavendel und ein paar Rosenblüten ins Wasser und entspann dich.«
    Entspannen? Das schien mir nicht sehr wahrscheinlich.
    Oben holte ich mir meinen Bademantel und wollte gerade ins Badezimmer, als Clio auf dem Treppenabsatz auftauchte.
    »Kommst du mal für ’ne Sekunde in mein Zimmer?«, flüsterte sie.
    In ihrem Zimmer setzte ich mich auf ihr Bett, die einzige Sitzfläche, die nicht mit irgendwelchen Gegenständen bedeckt war. Sie schloss die Tür und ließ sich neben mir nieder.
    »Ich will diesen bekloppten Ritus nicht machen«, sagte ich.
    Clio nickte. »Ich bräuchte noch mehr Zeit für die Vorbereitung. Trotzdem … Wenn das Ganze unbedingt heute Nacht sein muss, wird es schon klargehen, glaube ich. Ich weiß, wie ich mich – uns – vor Daedalus’ Übergriffen schützen kann. Und Nan kümmert sich um den Rest.«
    Nicht wirklich überzeugt, schüttelte ich den Kopf.
    »Doch, wirklich«, beharrte sie. »Ich werde nicht versuchen, an die Kräfte von irgendjemandem heranzukommen, sondern uns einfach nur schützen. Das ist alles.«
    Ich stützte den Kopf in die Hände. »Du kannst uns also nicht unsterblich werden lassen?«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete sie bedauernd. »Vielleicht in einem Monat oder so …«
    »Ich … habe einfach Angst.«
    Clio überraschte mich, als sie sagte: »Ich auch. Ich war noch nie bei so etwas dabei. Ich meine, solche Dinge passieren nicht einfach so, weißt du? Nicht mehr. Zumindest hört man nichts davon.« Sie lehnte sich gegen die Wand und streckte die Beine aus. »Thais, ich weiß, das ist alles ziemlich durchgedreht. Aber … ich glaube Nan. Ich glaube ihr, dass sie alles tun wird, um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Sie mag ja oft gelogen haben, aber sie hat mich immer beschützt. Und ich weiß auch, dass du ziemlich oft mitansehen musstest, wie die Magie außer Kontrolle geraten ist, seit du sie für dich entdeckt hast. Aber denk dran, diesmal liegen die Dinge anders – die Mitglieder der Treize haben all die Jahre damit verbracht, an ihren Kräften zu arbeiten. Und auch ich kann uns beschützen, kann darauf achten, dass unsere Kraft nicht missbraucht wird. Und findest du das alles denn kein bisschen aufregend? Heute Nacht werden Hunderte geschichtsträchtiger Jahre in einem Höhepunkt gipfeln.«
    »Wegen der heutigen Nacht haben sie meinen Vater ermordet. Unseren Vater.«
    Clio wurde blass. »Was?«
    »Ich habe
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