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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Geschenke von den Sternen
    (KINDERGARTEN)
     
    Clifford D. Simak
     
     
    Noch bevor die Sonne aufging, machte er seinen Spaziergang. Er ging an der alten Scheune vorbei, die fast zusammenfiel, überquerte den Fluß und stieg den Hügel hinauf. Das Gras war hier kniehoch und taunaß. In der frischen Morgenluft war noch die Kälte der Nacht zu spüren.
    Er unternahm nur deshalb den Morgenspaziergang, weil er nicht wußte, wieviel neue Tage er noch erleben würde. Eines Morgens, wußte er jedoch, würde der Schmerz in seinem Körper aufhören, und zwar für immer. Er war darauf vorbereitet. Seit langer Zeit schon.
    Er ging langsam. Jeder Spaziergang konnte sein letzter sein, und er wollte nichts versäumen. Weder die vom Tau schimmernden Blüten der wilden Rosen, die am Weg wuchsen, noch das Zwitschern der Vögel in den nahen Gebüschen.
    Er fand die Maschine am Wegrand, am Ende des Grabens neben dem Weidezaun. Auf den ersten Blick irritierte sie ihn, denn sie wirkte ungewohnt und fremd, und in seinem Herzen gab es keinen Platz für das Ungewohnte, Fremde. Es war ja auch seine Vorliebe für das Gewohnte gewesen, die ihn zu der alten verlassenen Farm brachte, wo er so leben konnte, wie er wollte, in einem eigenen Haus und auf eigenem Grund, bis der Tod ihn fand.
    Er blieb stehen und starrte auf die seltsame Maschine. Er spürte den Tau an den Füßen nicht mehr, und der Gesang der Vögel schien plötzlich weiter entfernt zu sein. Die Maschine sah aus, als stamme sie aus einem Haushaltgeschäft. Vielleicht wirkte sie nur hier in dieser Umgebung so fremd. Doch dann, als er sie länger betrachtete, fielen ihm die Unterschiede auf. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas Ähnliches gesehen, dessen war er sich sicher. Auf keinen Fall war es eine automatische Waschmaschine.
    Schon allein der Umstand, daß sie so merkwürdig schimmerte, mußte Beachtung finden. Es war kein metallischer Schimmer in normalem Sinn, sondern ein Leuchten von innen heraus. Man hatte das Gefühl, in das Material hineinsehen zu können, wenn auch nicht gut genug, um den verborgenen Mechanismus erkennen zu können. Das Ding war rechteckig, drei Fuß tief, zwei breit und ungefähr vier hoch. Es hatte weder Bedienungshebel noch Knöpfe. Was immer es auch sein mochte, man konnte es nicht an- oder abstellen.
    Er ging näher heran, bückte sich ein wenig und berührte die glatte Kante. Er strich an den Seiten entlang und überlegte sich, daß er eigentlich mehr als nur leichtsinnig war, den fremden Gegenstand zu berühren. Vielleicht hätte er besser einfach weggehen und sich nicht darum kümmern sollen. Doch nun war es zu spät dazu, außerdem war nichts passiert, das ihn hätte beunruhigen können.
    Wenigstens war noch nichts passiert.
    Das Material, aus dem die Maschine bestand, war unglaublich glatt und wirkte fast weich wie Samt, aber darunter schien etwas zu sein, das unglaublich hart und unnachgiebig war, unzerstörbar.
    Er richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zurück.
    Im Innern der Maschine war ein Klicken, einmal nur und sehr deutlich. Er wußte sofort, daß sich mit diesem Klicken die Maschine nicht etwa einschaltete, sondern daß sie ihm nur etwas mitteilen wollte. Sie wollte ihm sagen, daß sie einen ganz bestimmten Zweck zu erfüllen habe und nun damit beginnen würde. Er hatte das Gefühl, daß die Maschine, was immer sie auch tat, es mit vollendeter Präzision tun würde.
    Und dann legte die Maschine ein Ei.
    Warum er gleich an ein Ei dachte, hätte er später nie zu sagen vermocht, auch dann, nicht, als er lange genug darüber nachgedacht hatte.
    Immerhin – die Maschine legte ein Ei. Kein richtiges Ei, sondern ein eigroßes Stück Jade, einen Stein, grünlich mit milchigweißen Adern und polierter Oberfläche, in die ein Symbol eingraviert war.
    Er stand da auf dem schmalen Weg und sah auf den Jadestein hinab, der so kunstvoll angefertigt und abgeschliffen war, daß er seine Aufregung über die fremdartige Maschine vergaß. Er vergaß sogar, woher der Stein stammte und wie er auf den Weg gekommen war. Ein wahrer Künstler mußte ihn geschaffen haben. Es war der feinste Stein, den er im Leben gesehen hatte, und ohne ihn anzurühren, vermeinte er seine Umrisse in der Hand zu spüren. Erst bei näherer Untersuchung würde er dann mit den Fingerspitzen fühlen können, wie unendlich sorgfältig er geschliffen worden war.
    Er bückte sich und nahm den Stein auf. Liebevoll hielt er ihn auf der flachen Hand und verglich ihn mit den
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