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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge
Autoren: Dinah McCall
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in ihrem Leben. Bei ihrer letzten Begegnung mit Jonah Slade war sie dreizehn gewesen. Sie war im Haus ihres Vaters hinter ihm hergerannt und hatte ihn gebeten, nicht fortzugehen. Damals hatte sie eine wilde rote Mähne gehabt und eine Zahnspange getragen. Sie war schüchtern, langbeinig, dünn und unsterblich in ihn verliebt gewesen, obwohl er sie kaum beachtet und nur Augen für ihre ältere Schwester Felicity gehabt hatte.
    Was natürlich kein Wunder gewesen war. Felicity mit ihren dreiundzwanzig Jahren war atemberaubend schön gewesen – eine gertenschlanke Blondine mit perfekter Frisur und perfekten Zähnen, Attribute, von denen die dreizehnjährige Macie, wie Mercedes seit Kindertagen genannt wurde, nur hatte träumen können.
    Irgendetwas an diesem Tag war schief gegangen, das hatte sie damals ganz deutlich gespürt. Irgendetwas, das Jonah fortgetrieben hatte. Erst zwei Monate später war ihr das ganze Ausmaß des Verrats, den ihr Vater und ihre Schwester an ihm begangen hatten, klar geworden, aber da war es bereits zu spät gewesen. Zu spät, um Jonah zu sagen, dass Felicity das Kind – sein Kind – in Wahrheit gar nicht abgetrieben hatte. Declyn Blaine hatte Jonah Slade als Schwiegersohn nicht haben wollen, und er hatte seinen Willen bekommen. Felicity war nicht nur schön, sondern auch schwach gewesen, und Declyns Drohung, sie ohne einen Cent auf die Straße zu setzen, hatte ihre Wirkung auf sie nicht verfehlt.
    Jetzt befürchtete Mercedes, dass sie alle von dieser Lüge eingeholt worden waren, und sie sah es in dieser verzweifelten Situation als ihre Aufgabe an, zu retten, was noch zu retten war.
    „Jonah.“
    Er stutzte. Irgendetwas an dieser Frau kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, was. Obwohl er sich sicher war, dass er sich an sie erinnern würde, wenn er schon einmal etwas mit ihr zu tun gehabt hätte. Sie sah atemberaubend aus – groß und schlank, und ihr entschlossener federnder Gang deutete darauf hin, dass sie daran gewöhnt war, die Dinge auf ihre Art zu tun. Die tanzenden Sonnenstrahlen brachten ihre langen roten Locken zum Leuchten, und sogar auf die Entfernung hin sah er, dass ihre Augen strahlend grün waren.
    „Tut mir Leid“, sagte er. „Aber ich glaube nicht, dass wir uns kennen.“
    Mercedes seufzte. „Zugegeben, ich bin inzwischen fünfzehn Jahre älter und habe keine Drahtspange mehr im Mund, aber habe ich mich, davon abgesehen, wirklich so sehr verändert?“
    Jonahs Herz setzte aus. Fünfzehn Jahre? Wo war er da …?
Oh, Himmel
.
    „Macie?“
    Als sie ihren alten Spitznamen hörte, musste sie lächeln. Sie nickte. „Dann erinnerst du dich also doch.“
    „Was machst du hier?“ fragte er.
    „Ich muss unbedingt mit dir reden“, erwiderte sie.
    Jonah wurde sofort wachsam. Vor fünfzehn Jahren war sie ein Mädchen gewesen, doch mittlerweile war sie eine Frau, und das bedeutete, dass ihr nicht mehr zu trauen war, genau wie Felicity damals nicht.
    „Ich glaube nicht, dass wir uns etwas zu sagen haben“, gab er schroff zurück und ging an ihr vorbei ins Haus.
    Macie runzelte die Stirn. Sie hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde, aber es stand zu viel auf dem Spiel, um so schnell aufzugeben. Eilig ging sie hinter ihm her und betrat im letzten Moment den Aufzug.
    Jonah seufzte. Er fand sein Verhalten ihr gegenüber nicht ganz fair, da er wusste, dass es nicht richtig war, Macie für das büßen zu lassen, was ihre Schwester ihm angetan hatte. „Hör zu, Kleine …“
    „Sag nicht Kleine zu mir. Ich bin kein Kind mehr.“
    Jonah musterte sie provozierend von Kopf bis Fuß, dann sagte er mit beißendem Unterton: „Wie man sieht.“
    Macie zuckte zusammen. Mit so viel Bitterkeit hatte sie nicht gerechnet, obwohl sie es hätte tun sollen. „Bitte, Jonah, du musst mir zuhören.“
    „Ich muss gar nichts.“
    Der Aufzug hielt, und die Türen öffneten sich. Jonah stieg aus, rückte die Einkaufstüten in seinen Armen zurecht und ging auf sein Apartment zu. Macie blieb ihm dicht auf den Fersen. Als er die Tüten abstellte, um seinen Schlüssel herauszuholen, packte sie ihn am Arm.
    „Doch, du musst, verdammt! Felicity ist tot, ermordet. Declyn liegt schwer verletzt auf der Intensivstation, und Evan wurde entführt.“
    Jonah hatte das Gefühl, als zöge ihm jemand den Boden unter den Füßen weg. Er hörte Macies Worte, aber sein Gehirn konnte sie nicht verarbeiten. Felicty … tot? Ermordet? Das war undenkbar, absolut unvorstellbar.
    Es dauerte eine Weile, bis
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