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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge
Autoren: Dinah McCall
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es tun könnte … außer Declyn natürlich, aber er ist im Augenblick nicht dazu in der Lage. Vielen, vielen Dank, Jonah. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin.“
    Zärtlich umschloss sie sein Gesicht mit den Händen und küsste ihn spontan mitten auf den Mund. Jonah reagierte nicht, aber damit hatte sie auch nicht gerechnet. Sie wusste weder, dass er wie gelähmt war vor Schreck, noch, dass sein Begehren erwachte, sobald sie ihn losgelassen hatte. Ihm war klar, dass dieser Kuss nur eine Geste der Dankbarkeit gewesen war, aber Jonah befürchtete, ihn so schnell nicht vergessen zu können.
    In dem Moment, als er seinen Koffer zumachte, klingelte das Telefon. Diesmal nahm er ab. „Ja?“ meldete er sich schroff.
    Am anderen Ende der Leitung folgte ein kurzes Schweigen, dann hörte man ein leises Auflachen. „Nun gut. Das beantwortet meine erste Frage, ohne dass ich sie stellen muss.“
    Jonah entspannte sich. Es war Carl French, sein alter Freund und Kollege.
    „Tut mir Leid, Carl, aber ich bin im Moment ziemlich beschäftigt.“
    „Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt. Ich weiß, dass du einen unruhigen Heimflug hattest. Warst du schon bei der Einsatzbesprechung?“
    „Nein, du hast mich nicht geweckt, und ja, ich war schon bei der Einsatzbesprechung.“
    „Na, bestens. Was ist, hast du nicht Lust, irgendwann später mit mir essen zu gehen?“
    Er hätte Carl gern erzählt, was passiert war, aber die Zeit drängte. „Geht leider nicht. Ich bin in Eile, aber ich melde mich bei dir, sobald ich kann, alles klar?“
    „Alles klar, und pass gut auf dich auf“, sagte Carl und legte auf.
    „Wer war das denn?“ fragte Macie.
    Jonah griff nach seinem Koffer. „Ein Freund. Können wir?“
    „Ja.“
    „Schön, dann lass uns gehen.“
    Als der Van, in dem Evan Blaine transportiert wurde, langsamer fuhr und schließlich anhielt, wurde dem Jungen schlagartig übel. Wenn er sich nicht täuschte, war er vor Stunden von einem Auto in ein anderes verfrachtet worden, aber ganz genau wusste er es nicht, weil man ihm die Augen verbunden hatte. Wie er in das erste Fahrzeug gekommen war oder auf welchem Weg er das Haus seines Großvaters verlassen hatte, wusste er ebenfalls nicht mehr. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, waren Rosas Schreie gewesen, die Schüsse und sein Großvater, der in seltsam verkrümmter Haltung auf dem Boden lag.
    Nachdem er wieder zu sich gekommen war, hatte er sich so hundeelend gefühlt, dass er am liebsten geweint hätte, aber aus irgendeinem Grund konnte er es nicht. Er wusste, dass man ihn entführt hatte, und doch gelang es seinem Gehirn offenbar nicht, diese Information zu verarbeiten, weil er sich absolut nicht vorstellen konnte, was das eigentlich bedeutete. Und er wusste auch, dass seine Mutter tot war, weil er sie in ihrem Blut hatte liegen sehen. Er hatte versucht wegzuschauen, aber der Anblick ihres einst platinblonden Haares, das sich erdbeerrot verfärbt hatte, war so unvorstellbar grauenhaft gewesen, dass er wie gebannt hingestarrt hatte.
    Dann war er losgerannt, an seinem Großvater vorbei, der auf dem Boden lag. Er war um sein Leben gerannt, aber es hatte ihm nichts genutzt. Danach erinnerte er sich nur vage, dass man ihn wohl von einem Fahrzeug in ein anderes gezerrt hatte, das dann stundenlang durch die Gegend gefahren war. Und als sie jetzt wieder anhielten, spannte er sich an und machte sich darauf gefasst, erneut in ein anderes Fahrzeug verfrachtet zu werden.
    Aber das passierte nicht. Stattdessen zerrten die Entführer ihn aus dem Wagen, und als sie ihn auf die Füße stellten, schwankte er. Irgendjemand fluchte auf Spanisch und riss ihn hoch, bevor er fallen konnte. Aus der Hitze und dem Wind auf seinem Gesicht glaubte er schließen zu können, dass es immer noch Tag war. Er horchte, ob er irgendwelche Verkehrsgeräusche hörte, aber da waren nur Wellen, die gegen Felsen klatschten, und über seinem Kopf kreischende Möwen. Er roch Meer und Staub, und als er hörte, dass seine Schritte auf einer Art Holzfußboden widerhallten, wusste er, dass sie ein Gebäude betreten hatten. Zögernd blieb er einen Moment stehen, wurde jedoch sofort brutal weitergezerrt.
    „Los, mach schon.“
    Die Stimme des Mannes hallte von den Wänden wider, und Evan glaubte daraus schließen zu können, dass sie sich in einem großen – und leeren Gebäude – befanden, vielleicht einer Lagerhalle. Als sie ihn weiterzerrten, suchte er erneut nach weiteren Anhaltspunkten für
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