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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge
Autoren: Dinah McCall
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er schließlich herausbrachte: „Das … das tut mir Leid. Aber es geht mich nichts an.“
    Macie holte tief Atem. Es fiel ihr unendlich schwer, das zu sagen, was gesagt werden musste.
    „Doch, das tut es“, sagte sie. „Es geht dich etwas an, wegen Evan.“
    „Evan?“ fragte Jonah erstaunt. „Wer zum Teufel ist das?“
    „Evan ist dein Sohn.“

2. KAPITEL
    V on jähem Schmerz erfüllt, packte Jonah Macie an den Schultern und presste sie gegen die Wand.
    „Ich habe keinen Sohn, das müsstest du eigentlich wissen“, sagte er scharf. „Dafür hat Felicity vor fünfzehn Jahren gesorgt.“
    „Du irrst“, widersprach sie. „Sie haben dich getäuscht, Jonah. Declyn hat Felicity gedroht, sie aus dem Haus zu werfen und zu enterben, falls sie dich heiratet.“ Sie hielt inne und beobachtete mit angehaltenem Atem, wie sich auf seinem Gesicht fassungsloses Entsetzen spiegelte.
    „Sie hat was?“
    „Sie hat das Kind nicht abgetrieben. Ich schwöre bei Gott, dass dies die Wahrheit ist! Gegen das Kind hatte Declyn nichts einzuwenden, immerhin fließt ja auch sein Blut durch dessen Adern, aber dich wollte er unter gar keinen Umständen in die Familie aufnehmen. Deshalb hat er Felicity erpresst, und sie hat sich seiner Forderung gebeugt.“
    Jonah hatte plötzlich scheußliche Magenschmerzen. Ein Sohn. Großer Gott, er hatte einen Sohn. Und er hatte die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens verpasst … all seine Anfänge.
    Oh Gott, die Anfänge.
    Das erste Lächeln.
    Das erste Wort.
    Der erste Schritt.
    Jeden verdammten Anfang, den ein Kind machte, und er hatte sie alle verpasst.
    „So ein Schuft“, sagte Jonah tonlos, dann wandte er sich von ihr ab.
    Er rammte den Schlüssel ins Schloss, schnappte sich die Einkaufstüten, sperrte auf und wollte dann schnell hineinschlüpfen und Macie die Tür vor der Nase zuschlagen. Doch sie war auf der Hut und drängte sich an ihm vorbei in die Wohnung.
    „Evans Entführer haben neben Felicitys Leiche einen Zettel zurückgelassen, auf dem die seltsamen Worte
Auge um Auge, Sohn um Sohn
standen. Ich habe keine Ahnung, was sie bedeuten.“
    Jonah sträubten sich die Nackenhaare, als ihm die merkwürdige Nachricht auf seinem Anrufbeantworter einfiel. Er drehte sich langsam um und starrte auf das rote Lämpchen. Seine Hände zitterten, als er auf den Wiedergabeknopf drückte, um sich die Worte noch einmal anzuhören.
    „Oh, mein Gott“, entfuhr es Macie entsetzt.
    Jonahs Gesicht war ausdruckslos. „Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr“, murmelte er. „Wie kann jemand anders wissen, dass ich einen Sohn habe, wenn ich es bis eben selbst nicht einmal wusste?“
    „Evan weiß, dass du sein Vater bist. Er hat dich vor zwei Jahren bei seiner Anmeldung in Exeter sogar als seinen Vater angegeben. Als Declyn davon erfuhr, war er außer sich vor Wut, aber Evan ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte mit seinem Großvater sowieso ständig Meinungsverschiedenheiten.“ Über Macies Gesicht huschte ein Lächeln. „Ich glaube nicht, dass Declyn sich je vorgestellt hat, dass die Gene bei Evan eine so starke Rolle spielen könnten.“
    „Was meinst du damit?“
    Macie legte Jonah eine Hand auf den Arm und fuhr fort: „Evan hat große Ähnlichkeit mit dir, Jonah. Er hat von dir nicht nur die Haar- und Augenfarbe, sondern unter anderem auch die Hartnäckigkeit geerbt. Außerdem findet er Declyns snobistisches Getue grässlich und gibt ihm Kontra, wo immer sich eine Gelegenheit ergibt.“
    Jonah versuchte, sich einen Jungen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden vorzustellen, der sich weigerte, einen Vater aufzugeben, der ihn aufgegeben hatte – zumindest in seinen Augen. Das war ein ungeheuer schmerzlicher Gedanke. Abrupt wandte er sich ab, nahm die Minikassette aus dem Anrufbeantworter und steckte sie in seine Hosentasche, während er in sein Schlafzimmer ging.
    „Was hast du vor?“ fragte Macie, die ihm folgte.
    „Meinen Sohn suchen.“
    Macie war so erleichtert, dass ihr für einen Augenblick fast schwindlig wurde. Sie hatte schon befürchtet, dass Jonah Slade sie abweisen könnte, obwohl sie ihn so dringend brauchte. Sie folgte ihm ins Schlafzimmer.
    „Danke, Jonah. Du kannst dir nicht vorstellen, was das für mich bedeutet.“
    „Ich tue es nicht für dich.“
    Macie zuckte zusammen. Obwohl es sie schmerzlich berührte, konnte sie sein Misstrauen verstehen, aber sie war trotzdem nicht bereit, sich für den Verrat, den ihre Familie an ihm begangen hatte, in Haftung
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