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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge
Autoren: Dinah McCall
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sagen, einen Grund für die Entführung.“
    „Was steht drin?“
    Bevor Carter antwortete, warf er einen Blick in sein Notizbuch, um nicht falsch zu zitieren. „Auge um Auge, Sohn um Sohn.“ Er sah auf. „Haben Sie eine Ahnung, was damit gemeint sein könnte?“
    Sohn um Sohn? Aber Evan war nicht Declyns Sohn, und das wusste auch jeder. Ihr war hundeelend zu Mute. Sie hatte keine Erklärung dafür, was diese Nachricht bedeutete, und sie konnte sich nur einen einzigen Menschen vorstellen, der es vielleicht wusste. Das Problem war nur, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie ihn finden konnte.
    „Nein“, murmelte sie. „Wer leitet die Ermittlungen?“
    „Agent Arnold Ruger. Er erwartet Ihren Anruf.“
    „Bitte richten Sie ihm aus, dass ich spätestens heute Abend da sein werde.“
    „Aber …“
    „Es geht …“, Mercedes holte tief Atem, „… es geht um meine Familie. Ich muss sofort hinfahren.“
    „Da wir bis jetzt noch nicht wissen, was das Motiv ist, besteht die Möglichkeit, dass Sie ebenfalls gefährdet sein könnten. Wir würden Ihnen deshalb dringend empfehlen …“
    „Schon gut, ich komme zurecht“, fiel sie ihm ins Wort, dann brach ihre Stimme, und Tränen strömten über ihr Gesicht. „Finden Sie einfach nur meinen Neffen. Bitte. Finden Sie ihn und bringen Sie ihn nach Hause.“
    „Ja, Ma’am, und noch einmal unser aufrichtiges Beileid. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Und sagen Sie uns bitte Bescheid, wann Ihre Maschine geht, wir würden Sie nämlich gern begleiten.“
    „Nein. Ich möchte lieber allein fliegen, aber trotzdem vielen Dank.“
    Wenig später waren sie weg. Mercedes durfte nicht daran denken, dass Felicity tot war. Im Augenblick musste sie sich auf die Lebenden konzentrieren. Trauern würde sie später, wenn sie wusste, dass Evan in Sicherheit war und ihr Vater überleben würde.
    Es klopfte an der Tür, und gleich darauf steckte ihre Sekretärin den Kopf ins Zimmer.
    „Miss Blaine … ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
    Mercedes versuchte erst gar nicht, ihre Tränen zu verbergen. „Nein, nichts ist in Ordnung. Sagen Sie alle meine Termine bis auf weiteres ab. Ich fliege nach Kalifornien. Ach, und verbinden Sie mich bitte mit Senator Chaffee.“
    „Ja, Ma’am.“ Julia zögerte, dann konnte sie sich nicht zurückhalten zu fragen: „Gibt es mit der Firma irgendwelche Probleme?“
    Mercedes seufzte. „Nein, Julia … mit der Firma ist alles in Ordnung. Es ist etwas Persönliches.“
    „Kann ich irgendetwas für Sie tun?“
    „Ja. Chartern Sie eine Privatmaschine. Ich muss so schnell wie möglich nach Los Angeles, aber geben Sie mir vorher erst noch Senator Chaffee.“
    „Selbstverständlich.“
    „Ach, und Julia …“
    „Ja, Ma’am?“
    „Bitte schließen Sie die Tür, wenn Sie hinausgehen.“
    Mittwochmorgen: Arlington, Virginia
    Sonnenlicht fiel durch einen schmalen Spalt zwischen den Vorhängen und warf einen hellen Streifen auf die nackte Brust des Mannes, der auf dem breiten Sofa schlief. Eines seiner Beine hing über der Armlehne, während das andere im Laufe der Nacht heruntergerutscht war und jetzt halb auf dem Teppich ruhte. Der Mann schlief unruhig, seine Muskeln zuckten immer wieder, als ob er im Traum mit den Dämonen seines Lebens kämpfte.
    Sein Haar war lang und schwarz und genauso struppig wie der Bart, der die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Und sogar im Schlaf umklammerte er noch die Halbautomatik, die neben ihm lag – ein untrüglicher Hinweis auf seinen aufgewühlten Gemütszustand.
    Draußen zerschnitt das Heulen einer Sirene, die in der Ferne erklang, die frühmorgendliche Stille. Der Mann auf der Couch zog irritiert die Augenbrauen zusammen, als das Geräusch in seinen Traum eindrang, sich mit seinen Erinnerungen mischte und der Hölle, die es heraufbeschwor, Klang verlieh.
    Ein schneeweißer Ara flog durch Jonah Slades Blickfeld, während er auf der Veranda der Hazienda stand. Die Hitze war mörderisch, aber nach sechs Monaten im kolumbianischen Dschungel war er weitgehend immun dagegen.
    „Juanito!“
    Jonah, der sich inzwischen längst an seine falsche Identität gewöhnt hatte, drehte sich um
.
    „Sí, Padrone?“
    Miguel Calderone rannte aus dem Haus auf die Veranda; er wirkte nicht ganz so aufgeblasen wie normalerweise, weil er es eilig hatte. „Eindringlinge! Da oben!“ schrie er, wobei er mit den Armen herumfuchtelte und in den Himmel zeigte.
    Jonah fuhr herum und versuchte, sich seine grenzenlose
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