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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe
Autoren: Kami Garcia
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hingen. Ihr Haus stand eigentlich gar nicht an der Cotton Bend, aber die kleine Rasenfläche ihres Grabes lag im Garten des Immerwährenden Friedens direkt gegenüber von Moms Grab, wo sich jetztWates Landing, unser Haus, befand.
    Agnes’ Haus sah dem in Gatlin zumVerwechseln ähnlich – nur die rote Haustür fehlte.An ihrer Stelle markierte ein verwitterter Grabstein den Eingang.
    AGNES WILSON PRITCHARD
    GELIEBTE EHEFRAU, MUTTER UND GROSSMUTTER
    MÖGE SIE BEI DEN ENGELN RUHEN
    DieWorte waren in den dunklen Stein graviert, der nun passgenau auf den weiß gestrichenenTürrahmen zugeschnitten war. Ich ließ den Blick über die benachbarten Häuser wandern – überall das gleiche Bild, von Darla Eatons restauriertem Haus im Federal Style bis zum abgeblätterten Putz an ClaytonWeathertons Zuhause. Überall ersetzten die Grabsteine derVerstorbenen die Eingangstüren.
    Mit angehaltenemAtem drehte ich mich langsam um – in der Hoffnung, hinter mir unsere weiße Haustür mit dem himmelblau gestrichenenTürrahmen zu sehen. Stattdessen starrte ich auf den Grabstein meiner Mutter.
    LILA EVERS WATE
GELIEBTE FRAU UND MUTTER
SCIENTIAE CUSTOS
    Über ihrem Namen war das keltische Symbol desAwen – drei dünne Linien, die wie Lichtstrahlen zu einem Punkt zusammenliefen – in den Stein gemeißelt. Bis auf dieTatsache, dass der Grabstein jetzt haustürgroß war, sah er aus wie immer. Dieselben rauen Kanten, dieselben blassen Risse. Ich fuhr mit der Hand über den Stein und ertastete die Buchstaben.
    Moms Grabstein.
    Er war da, weil sie tot war. Genau wie ich. Und wenn mich nicht alles täuschte, dann war ich gerade aus ihrem Grab gestiegen.
    Das war der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, durchzudrehen.Aber konnte man mir das verübeln? Die Situation war einigermaßen überwältigend.Auf einen solchenAnblick konnte man sich schlecht irgendwie vorbereiten.
    Ich stemmte mich gegen den Grabstein und trommelte gegen die Inschrift, bis der Stein unter meinen Händen nachgab und ich zurück ins Haus taumelte.
    Ich schlug dieTür hinter mir zu und lehnte mich schwer atmend dagegen. Die Diele sah genauso aus wie vorher.
    Meine Mutter saß auf derTreppe und blickte auf, als ich hereinplatzte. Sie hatte soeben erst die Göttliche Komödie aufgeschlagen, denn sie hielt die Lesezeichen-Socke noch in der Hand. Sie schien fast auf mich gewartet zu haben.
    »Ethan? Hast du es dir anders überlegt?«
    »Mom. Da draußen.Vor unserem Haus ist der Friedhof.«
    »Ja, das ist er.«
    »Und wir sind …« Das Gegenteil von lebendig. Ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen.
    »Ja, das sind wir.« Sie lächelte mich an, weil es nicht wirklich etwas hinzuzufügen gab. »Nimm dir die Zeit, die du brauchst.« Sie blickte wieder in ihr Buch. »Dante ist da ganz meiner Meinung. Lass dir Zeit. Es ist nur«, sie blätterte um, » la notte che le cose ci nasconde .«
    » Wie bitte?«
    »Die Nacht, die die Dinge vor unserem Blick verschleiert.«
    Ich starrte sie immer noch an, als sie sich längst wieder in ihr Buch vertieft hatte.
    Aber weil ich keine andereWahl hatte, machte ich dieTür wieder auf und ging ein zweites Mal nach draußen.
    Es dauerte eine Zeit, bis ich die vielen neuen Eindrücke aufgenommen hatte, so wie es eineWeile dauert, bis sich dieAugen an helles Sonnenlicht gewöhnen, wenn man aus der Dunkelheit tritt.Wie sich herausstellte, war dieAnderwelt genau das, eine »andereWelt«, ein Gatlin mitten auf dem Friedhof, wo dieToten der Stadt ihre eigeneVersion vonAllerseelen hatten.Allerdings schien es sehr viel länger als nur einenTag zu dauern.
    Ich stieg die Stufen unsererVeranda hinunter und betrat den Rasen vor dem Haus, nur um sicherzugehen, dass er auch wirklich da war.Ammas R o senbüsche blühten frisch und üppig, als hätten sie die mörderische Hitzewelle, die in Gatlin für wochenlange Dürre gesorgt hatte, nie zu spüren bekommen. Ich fragte mich, ob sie im richtigen Gatlin auch blühten.
    Ich hoffte es.
    Wenn die LilumWort gehalten hatte, dann würden die Blüten längst wieder austreiben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Lilum einVersprechen nicht einhielt. Sie war weder Licht noch Dunkel, weder gut noch böse. Sie war nichts alsWahrheit, in ihr hielt sich alles dieWaage.Wahrscheinlich konnte sie gar nicht lügen – sonst hätte sie mir damals die schonungsloseWahrheit ein wenig sanfter beigebracht.Was vielleicht nicht unbedingt das Schlechteste gewesen wäre.
    Ich wanderte über die frisch gemähten Rasenflächen
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