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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe
Autoren: Kami Garcia
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einzigenWirrwarr verschmolzen.
    Nach allem, was ich über Unterwelten,Anderwelten und Nebenwelten gelernt hatte – und inAnbetracht der vielen Überraschungen, die diese dreistöckige Sahnetorte namens Caster-Universum immer wieder bereithielt –, konnte ich mit meinem momentanenAusblick hier ganz zufrieden sein. Es gab sicher Schlimmeres als ein Jenseits, das aussah wie eine Kitschpostkarte.Auf goldene Pforten oder kleine nackte Engelchen konnte ich verzichten.Aber ein blauer Himmel, das war schon mal nicht schlecht.
    Ich öffnete dieAugen wieder. Noch immer blau.
    Carolina-Blau.
    Eine dicke Biene summte über meinen Kopf und schwirrte in den Himmel ab – bis sie plötzlich zurückprallte und nach unten taumelte, wie ich es schon unzählige Male zuvor gesehen hatte.
    Denn über mir war kein Himmel.
    Sondern die Zimmerdecke.
    Und das hier war kein Jenseits.
    Ich lag in meinem alten Mahagonibett in meinem noch älteren Zimmer inWates Landing.
    Ich war zu Hause.
    Was unmöglich war.
    Ich blinzelte.
    Immer noch zu Hause.
    Hatte ich etwa alles nur geträumt? Ich spürte, wie verzweifelte Hoffnung in mir aufkeimte.Vielleicht verschwammen beimAufwachenTraum undWirklichkeit vor meinenAugen – so wie jeden Morgen in den ersten sechs Monaten nach MomsTod.
    Bitte lass es einen Traum gewesen sein.
    Ich beugte mich über die Kante und tastete durch die Staubschicht unter meinem Bett. Da war er, der Bücherstapel.Vorsichtig zog ich einen Band hervor.
    Die Odyssee. Eine meiner bevorzugten Graphic Novels – obwohl mich beim Lesen jedes Mal derVerdacht beschlich, dass derAutor ziemlich frei mit Homers Originalversion umgegangen war.
    Ich zögerte, bevor ich ein weiteres Buch aus dem Stapel zog. On the R o ad. Jack Kerouac. Das beseitigte meinen letzten Zweifel und ich rollte mich zur Seite. Mein Blick fiel auf das blasse R echteck an derWand, wo bis vor ein paarTagen – waren es wirklich nicht mehr? – die ramponierte Karte hing, auf der ich mit grünem Leuchtstift alle Orte aus meinen Lieblingsbüchern umkringelt hatte, an die ich später einmal reisen wollte.
    Es war tatsächlich mein Zimmer.
    Die alte Uhr auf demTisch neben meinem Bett schien den Geist aufgegeben zu haben, aber alles andere sah aus wie immer. Es war vielleicht ein bisschen zu warm für einen Januartag. Und das Licht, das durchs Fenster fiel, wirkte irgendwie unnatürlich – beinahe wie die Beleuchtung in einem von Links kruden Storyboards für die Musikvideos der Holy R o llers.Aber abgesehen von der seltsamen Filmbeleuchtung hatte sich nichts verändert. Die Bücher stapelten sich noch immer unter meinem Bett, die Schuhschachteln mit meiner Lebensgeschichte zogen sich noch immer an derWand entlang.Alles war, wo es sein sollte. Nichts fehlte.
    Bis auf Lena.
    L? Bist du da?
    Ich spürte sie nicht. Genau genommen spürte ich gar nichts.
    Ich begutachtete meine Hände. Sie sahen okay aus – nicht der kleinste Kratzer. Mein Blick fiel auf mein weißes T-Shirt. Kein einziger Blutfleck.
    Keine Löcher in meiner Jeans, keine Löcher in meinem Körper.
    Ich ging ins Bad und betrachtete mich im Spiegel über demWaschbecken.
    Da war ich – derselbe alte EthanWate.
    Gedankenverloren starrte ich mein Spiegelbild an, als ich ein Geräusch von unten hörte.
    »Amma?«
    Mein Herz schlug schneller.Was angesichts derTatsache, dass ich mir beimAufwachen nicht einmal sicher gewesen war, ob es überhaupt noch schlug, recht bemerkenswert war.Aber hier stand ich und lauschte den vertrauten heimischen Geräuschen, die aus der Küche heraufdrangen. Bodendielen knarzten, als jemand zwischen den Küchenschränken, dem Herd und dem alten Küchentisch hin und her ging. Die gleichen Schritte und Handgriffe wie jeden Morgen.
    Falls es überhaupt Morgen war.
    Ein Duft, der nur aus unserer alten Bratpfanne kommen konnte, waberte dieTreppe herauf.
    »Amma? Sag bloß, es gibt Schinken zum Frühstück?«
    Die Stimme von unten drang klar und ruhig zu mir. »Liebling, frag doch nicht erst. Es gibt nur ein einziges Gericht, das ich einigermaßen unfallfrei kochen kann – wobei selbst das noch eine Übertreibung ist.«
    Diese Stimme.
    Sie war so vertraut.
    »Ethan?Wie lange willst du mich noch zappeln lassen, bis ich dich endlich in denArm nehmen kann? Ich warte schon eine ganzeWeile auf dich.«
    Ich verstand nicht, was dieWorte bedeuteten. Ich hörte nichts außer dem Klang ihrer Stimme. Ich hatte sie schon einmal gehört, vor gar nicht so langer Zeit, aber nicht auf dieseArt. Nicht so
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