Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
laut und klar und voller Leben, als wäre die Sprecherin einfach unten im Haus.
    Wo sie auch war.
    DieWorte waren wie Musik und verjagten alle nagenden Gedanken, alle bohrenden Fragen.
    »Mom? Mom!«
    Ich wartete ihreAntwort nicht ab, sondern raste dieTreppe drei Stufen auf einmal nehmend hinunter.

Grüne Schmortomaten 2.
Kapitel
    Da stand sie, mitten in der Küche, barfuß wie immer, und auch ihre Haare waren genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte – zur Hälfte nach oben geschlungen, während der R e st offen herabfiel. Ti ntenflecken und Farbtupfer von ihrem letzten Projekt sprenkelten das weiße Herrenhemd, das Dad immer als ihre »Uniform« bezeichnet hatte. Die Jeans war bis zu den Knöcheln hochgekrempelt. Seit ich denken konnte, hatte sie sie so getragen, egal ob das gerade angesagt war oder nicht. Um solche Sachen hatte meine Mutter sich nie groß gekümmert. In der einen Hand hielt sie unsere alte schwarze Eisenpfanne mit den grünen To maten, in der anderen ein aufgeschlagenes Buch. Wa hrscheinlich hatte sie beim Kochen gelesen oder beim Lesen gekocht und dabei gedankenverloren einen Song vor sich hingesummt, ohne dass sie sich dessen bewusst gewesen wäre.
    So war Mom eben.
    Sie war genau wie früher.Vielleicht war ich derjenige, der sich verändert hatte.
    Ich betrat die Küche. Sie drehte sich um und legte das Buch beiseite. »Da bist du ja, mein süßer Junge.«
    Mein Herz stülpte sich um. Niemand sonst nannte mich so – niemand würde mich so nennen wollen, und ich würde mich von niemand so nennen lassen. Nur von Mom. Sie schlang dieArme um mich, und dieWelt hüllte uns ein, während ich mein Gesicht in ihrer Umarmung vergrub. Ich atmete den warmen Duft und das warme Gefühl und das warme Leben ein, das nur sie für mich war.
    »Mom. Du bist wieder da.«
    »Das stimmt nicht ganz.« Sie seufzte.
    Im selben Moment ging mir ein Licht auf. Mom stand in unserer Küche, und ich stand neben ihr, was nur zwei Schlussfolgerungen zuließ: Entweder sie war zurückgekehrt oder ich …
    War nicht zurückgekehrt.
    IhreAugen füllten sich mitTränen, Liebe, Mitgefühl – und schon lag ich wieder in ihrenArmen.
    Mom verstand mich immer.
    »Ich weiß, mein Süßer. Ich weiß.«
    Ich schmiegte das Gesicht in die vertraute Mulde an ihrer Schulter, wo ich mich schon so oft vor derWelt versteckt hatte.
    Sie küsste meine Stirn. » Was ist passiert? Es hätte nicht so weit kommen dürfen.« Sie löste sich aus unserer Umarmung und sah mich fragend an. »Es hätte nicht so enden sollen.«
    »Ich weiß.«
    »Andererseits gibt es am Ende des Lebens wohl kaum noch richtig und falsch, oder?« Sie kniff mir ins Kinn und lächelte mich an. Erinnerungen stiegen in mir auf. Ihr Lächeln, ihr Gesicht.Alles.Alles, was ich so vermisst hatte.
    Ich hatte immer gewusst, dass sie lebte – irgendwo, irgendwie. Sie hatte Macon gerettet und mir Songs gesandt, die mich durch die verschlungenen Pfade meines Lebens mit den Castern gelenkt hatten. Sie war die ganze Zeit bei mir gewesen, sie hatte mich nie verlassen.
    Es war nur ein kurzer Moment, aber ich wollte ihn nicht hergeben.
    Ich könnte nicht mehr sagen, wie wir bis zum Küchentisch gekommen waren. Ich kann mich an nichts mehr erinnern außer an die tröstlicheWärme ihrerArme.Aber da saß ich, auf demselben Stuhl wie immer, als wären die letzten Jahre nur ein flüchtigerTraum gewesen. Überall türmten sich Bücher, von denen Mom wie üblich jedes angefangen und keines ausgelesen hatte. Eine einzelne Socke, frisch aus derWäsche, steckte als Lesezeichen zwischen den Buchdeckeln der Göttlichen Komödie . Eine Serviette lugte aus der Ilias hervor und gleich darüber blitzte eine Gabel in einem dicken Band griechischer Mythologie. Der Küchentisch bog sich förmlich unter ihren Lieblingsbüchern, ein Stapel überragte den nächsten. Ich fühlte mich, als wäre ich plötzlich wieder bei Marian zwischen den Bücherregalen der Bibliothek.
    DieTomaten brutzelten in der Pfanne, und ich atmete den Duft meiner Mutter ein – vergilbtes Papier und heißes Bratöl, frischeTomaten und alte Kartons, dazu ein Hauch von Cayennepfeffer.
    Kein Wunder, dass Bibliotheken mich immer so hungrig machten.
    Mom stellte den alten blau-weißen Drachenteller zwischen uns auf den Tisch. Ich musste lächeln, weil das schon immer ihr Lieblingsstück aus unserem Geschirrschrank gewesen war. Sie ließ die heißen Tomaten auf den Teller gleiten und streute Pfeffer darüber.
    »Bitte schön. Lass es dir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher