Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Feuerwerkskörpern stammten, doch das war alles.
    Das unheimliche Geisterwesen war also gar keine Schnee-Eule gewesen, sondern nur ein Köder, mit dem man sie hergelockt hatte.  
    Und Emmericks ungewöhnliches Verhalten auf dem Herweg erklärte sich aus der Tatsache, daß er von dem Streich gewußt hatte, den man einer Gruppe von eingebildeten Wichtigtuern vom College zu spielen gedachte. Es war sogar durchaus möglich, daß er selbst die Feuerwerkskörper hier aufgestellt hatte.
    Doch wenn er tatsächlich eingeweiht gewesen war, warum war er dann in dem Netz gefangen? Allem Anschein nach hatte er hier oben im Baum einen Komplizen gehabt, der die Eröffnungssalve abgefeuert hatte. Hatte dieser beschlossen, seinem Partner Emmerick den Streich zu spielen? Es war verdammt merkwürdig, daß das Netz nur eine Person erfaßt hatte, denn immerhin hatten zu dem betreffenden Zeitpunkt vier Menschen recht nahe beieinander gestanden. War es von oben ausgeworfen worden, oder hatte es auf dem Boden gelegen? War Emmerick aus dem Baum gefallen, weil die Seile gerissen waren, oder hatte man ihn absichtlich fallen lassen? Und hatte es sich tatsächlich um einen Streich gehandelt?
    Es mußten sich hier oben im Baum Spuren befinden, die Aufschluß über diese Fragen geben konnten, wenn sie nur genug Licht gehabt hätten. Die Taschenlampe war ungefähr so nützlich wie ein Glühwürmchen. Peter knipste sie aus und steckte sie in seine Tasche.
    »Am besten wir steigen wieder nach unten, bevor der Präsident einen Schlaganfall bekommt. Hier verschwenden wir nur kostbare Zeit, wir müssen die Polizei benachrichtigen, damit sie die Gegend mit Scheinwerfern absuchen kann. Falls es sich hier tatsächlich um einen Streich gehandelt hat, hat er jedenfalls ein tragisches Ende gefunden. Ich bin mir ziemlich sicher, daß Emmerick tot ist.«

Kapitel 2

    Du liebe Zeit«, sagte Winifred, »wie furchtbar. Mr. Emmerick war zwar kein besonders angenehmer Mensch, wenn ich ehrlich sein soll, aber ich hätte ihm niemals ein so groteskes und vorzeitiges Ende gewünscht. Ich wüßte nur gern, was in aller Welt diese hochexplosive Netzspinne zu fangen glaubte. Das Netz muß mit einem automatischen Auslösemechanismus versehen gewesen sein, meinen Sie nicht?«
    »Möglich wär's schon«, sagte Peter. »Ich hoffe nur, daß ich nicht der Auslöser war.«
    Zu weiteren Ausführungen blieb keine Zeit. Svenson brüllte immer noch, sie sollten endlich herunterkommen, vielleicht war er wütend, daß sie ihm keinen Schuldigen
    heruntergeworfen hatten, den er in Stücke reißen konnte. Für einen College-Präsidenten hatte er einen recht ausgeprägten berserkerhaften Zug. Doch im Grunde konnten sie sowieso nichts mehr ausrichten, bevor sie genügend Licht hatten, und taten daher gut daran, umgehend die Polizei zu rufen.
    Winifred war die Flinkste von ihnen, aber Peter wollte sie auf keinen Fall allein gehen lassen, solange sich die Netzspinne noch im Wald herumtrieb. Er selbst war der Zweitschnellste, verspürte jedoch wenig Lust, sich vom Tatort zu entfernen. Dan Stott war absolut ungeeignet für diese Aufgabe, er würde vom Weg abkommen, sich tiefsinnigen Überlegungen hingeben und dabei völlig vergessen, was man ihm aufgetragen hatte. Präsident Svenson würde als Miss Binks' Leibwache fungieren müssen, er war wie geschaffen dafür. Peter glitt die letzten drei Meter am Stamm hinab und kam sofort auf den Punkt.
    »Präsident, Sie laufen zurück und informieren die Staatspolizei. Und Sie, Miss Binks, gehen am besten mit und zeigen ihm den Weg. Sie kennen als einzige alle Abkürzungen. Sagen Sie ihnen, sie sollen Suchscheinwerfer und eine Trage mitbringen und auf keinen Fall ihre verfluchten Sirenen einschalten. Für diese Nacht haben wir schon genug Lärm gehabt.« »Ottermole?« bellte Svenson.
    Peter schüttelte den Kopf. »Den finden wir nie, er ist längst weg und zählt Eulen. Außerdem verfügt er nicht über die Ausrüstung, die wir benötigen.«
    Fred Ottermole, Polizeichef von Balaclava Junction, verkörperte bereits höchstselbst fünfzig Prozent der Polizeigewalt, Teilzeitkräfte und gelegentliche unbezahlte Hilfssheriffs, zu denen auch Peter Shandy zählte, einmal ausgenommen. Peter konnte sich nicht erinnern, für welches Gebiet man den Polizeichef eingeteilt hatte, und es tat eigentlich auch nichts zur Sache. Ottermole war ein guter Mann, wenn es zu handfesten Auseinandersetzungen kam, doch wenn es um Detektivarbeit ging, waren eher Eulen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher