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Eine Art von Zorn

Eine Art von Zorn

Titel: Eine Art von Zorn
Autoren: Ambler
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Er soll ein Kennwort nennen.«
    »Ja, das ist eine gute Idee. Die Parole lautet: ›Ethos‹.«
    Ich mußte es ihm buchstabieren, aber das war es wert. Sanger amüsierte sich köstlich.
V
    Zehn Minuten später, nachdem wir alles noch einmal durchbesprochen hatten, rief ich Sy Logan in seiner Pariser Wohnung an.
    Seine Frau war am Telefon; anscheinend waren sie schon im Bett. Ich hörte, wie sie sagte: »Es ist dieser Schurke Maas.«
    Es vergingen mehrere Sekunden, bevor er an den Apparat kam. Ich nehme an, er schaltete ein Tonbandgerät ein.
    »Ach, Piet?« sagte er leutselig. »Hört man wieder mal was von Ihnen?«
    Es schien, als wolle er auf Tadel und Vorwürfe verzichten – wenigstens für den Augenblick.
    »Kompliment«, sagte ich. »Die Story war gut aufgemacht. Ich hoffe, die Auswirkungen waren nicht zu unangenehm.«
    »Lustig waren sie gerade nicht. Von wo aus sprechen Sie?«
    »Aus dem Süden. Ich dachte, Sie hätten vielleicht gern eine Fortsetzung.«
    »Vielleicht.« Er war zurückhaltend.
    »Wenn sie Ihnen nicht gefällt, gebe ich sie Paris Match. «
    Das saß. »Nein, das werden Sie nicht tun, Piet. Sonst wandern Sie ins Kittchen. Sie stehen nämlich noch unter Vertrag bei uns. Erinnern Sie sich an uns? Ihr Gehalt wird noch bezahlt und wird weiterhin bezahlt werden, bis Ihr Vertrag abgelaufen ist. Befehl aus New York.«
    Ich mußte lachen. »Aha, ich verstehe. Es würde nicht gut aussehen, wenn Sie mich jetzt feuerten, nicht wahr?«
    »Das ist unsere Angelegenheit. Tatsache ist, daß Sie bei uns immer noch unter Vertrag stehen. Wie steht’s nun mit dieser Fortsetzung, von der Sie sprachen?«
    »Ist Bob Parsons noch hier herunten?«
    »Ja. Warum?«
    »Ich habe Miss Bernardi dazu überredet, sich der Polizei zu stellen, und zwar mitsamt den Dokumenten, die sie aus Arbils Villa mitgenommen hat.«
    »Hören Sie, Sie Hurensohn, wenn Sie jetzt versuchen, irgendein anderes Ding zu drehen …«
    »Ich versuche überhaupt kein Ding zu drehen. Wenn Bob Parsons – aber nur Bob Parsons, niemand anderer – morgen früh um neun Uhr an einem bestimmten Ort, den ich nennen werde, mit einem Wagen wartet, dann kann er uns zum Kommissariat in Nizza fahren und hat die Story aus erster Hand.«
    »Ist das wahr?«
    »Natürlich. Darauf habe ich doch hingearbeitet. Miss Bernardi hätte mir natürlich die Stunde nicht verraten, wenn Sie oder die Polizei dabeigewesen wären.«
    »Und wird sie jetzt mitmachen?«
    »Ja, jetzt habe ich sie davon überzeugt. Natürlich wird sie nervös sein.«
    »Sie haben gesagt, nur Bob Parsons. Wie steht’s mit einem Fotografen?«
    »In Ordnung. Ein Fotograf. Aber niemand sonst.«
    »Das genügt. Wo?« Jetzt war er aufgeregt.
    »In Cagnes-sur-Mer. Aber darüber spreche ich lieber mit Bob Parsons, damit nichts schiefgeht. Wo wohnt er?«
    »Im Negresco. Ich werde jetzt mit ihm sprechen. Kann er Sie anrufen?«
    »Ich werde ihn anrufen. Falls ich ihn nicht erreichen sollte, sagen Sie ihm, er solle an der Nordseite des Hauptplatzes in Bas-de-Cagnes auf uns warten. Haben Sie verstanden? Und noch eins: Es könnte vielleicht nichts schaden, wenn er gleich einen Anwalt aufs Kommissariat mitbrächte. Ich habe zwar eine plausible Erklärung für unser Abenteuer, aber die Polizei kann ganz schön gemein sein, wenns ihr drum ist. Und Miss Bernardi könnte auch ein bißchen Unterstützung brauchen. Sie steht noch immer unter der Nachwirkung des Schocks. Diese ganze Geschichte ist für sie ein wahrer Alptraum gewesen. Sie werden das sicher verstehen.« Ich hatte es mit der sentimentalen Tour probiert.
    Er reagierte darauf wie gewünscht. »Machen Sie sich keine Sorgen, Piet. Wir werden die Marineinfanterie verstärkt durch einen Zug Anwälte hinunterschicken, um Sie herauszuhauen. Sie brauchen nur die Story abzuliefern.«
    »Das Interview habe ich doch auch abgeliefert, nicht wahr?«
    »Ja. Aber lassen Sie diesmal Ihre Scherze bleiben, Piet.«
    »Ich werde Bob Parsons in der Früh treffen. Gute Nacht.«
    Ich hatte beide Seiten zufriedengestellt.
    »Sie werden Rechtsanwälte schicken?« fragte Lucia ungläubig. »Rechtsanwälte, die uns bei der Polizei beistehen werden?«
    »Das werden sie machen.«
    »War das deine Idee?«
    »Ich möchte nicht, daß wir die morgige Nacht im Gefängnis verbringen. Außerdem haben wir morgen abend mit unserem Freund hier eine Verabredung, um etwas Geld abzuholen.«
    Sanger strahlte sie an. »Siehst du? Es ist, wie ich gesagt habe. Er ist ein Naturtalent in diesen Dingen. Ich
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